Bauernseufzer, die glücklich machen

josef fendl01Bayerns klügster Sprüchemacher und Münchner Turmschreiber wird 85

Leseabende mit ihm sollten vom Arzt verordnet werden, schrieb einmal eine Kollegin über Josef Fendl, weil sie nur positive Nebenwirkungen haben:...

 

... Befreiendes und alle Anspannung lösendes Lachen, bis die Tränen kommen. Ja, exakt so ist es. Er ist weder ein Kabarettist noch ein Komödiant, sondern Autor und Bayerns bekanntester Sprüchemacher, der schon bei seiner Geburt am 17. Januar 1929 zu einer Berühmtheit wurde, "weil mir in diesem eisigen Jahrhundertwinter die Haare erfroren sind und ich seither mit kahlem Schädel durch die Welt laufen muss", schreibt Josef Fendl über seine ersten Erdentage. Boshafte Zeitgenossen freilich verbreiten die Version, dass sich der Fendl Sepp die Haare verbrannt habe, als er beim Stibitzen backheißer Küachl erwischt wurde und selbige in höchster Not unter seinen Hut steckte.

Die Bücher und die Bauernseufzer des Schwarzacher Häuslerbubs aus dem Bayerischen Wald sind mit einem von Herzen kommenden, ebenso klugen wie bauernschlauen Humor verfasst. Und so sind sie nicht Ohrenschmaus, sondern eine Delikatesse für alle Sinne, für Leib, Herz und Seele.

Man glaubt's ja gar nicht, dass ein Realschullehrer einen solchen Humor hat, schrieb ein weiterer Autor einmal über Josef Fendl. Einen Humor, der Herzen und Türen öffnet, der nicht krachert und schenkelklopfend daherkommt, sondern der die Weisheiten des Lebens und auch seine kleinen Bosheiten so tiefsinnig fein und klug beschreibt, dass dem Leser oder Hörer das Herz aufgeht und er einen Lebensgewinn hat.

Und das, obwohl sich dem Häuslerbub der Sinn und Zweck von Kultur und Wissen als Schulbub gar nicht erschlossen hat, nicht einmal jener von Lesen und Schreiben. "Im Winter hatte ich zum Lesen kein Licht und im Sommer keine Zeit", schreibt Josef Fendl in einem seiner Bücher. Erst in Straubing dann, auf der Oberschule, habe ihn der Heilige Geist berührt und ihm sei klar geworden, dass Bildung und Wissen doch nicht völlig sinnlos sind fürs Leben. Und so ist dann aus ihm doch noch etwas geworden. Nicht nur der Sprüchemacher und Autor, sondern Realschulkonrektor, Kreisrat, Familienvater und Ehrenbürger seiner Heimatstadt Neutraubling.

Von den vielen Ehrungen und Auszeichnungen sei insbesondere diese erwähnt: Josef Fendl ist Mitglied der Münchner Turmschreiber, einem erlauchten Kreis bayerischer Literaten, dem unter anderem so bekannte Autoren wie Eugen Roth, Georg Lohmeier, Wugg Retzer, Carl Oskar Renner oder Ernst Hoferichter angehör(t)en.

Heute wird Josef Fendl 85. Und seine breite Leserschaft darf sich auf weitere literarische Werke freuen. Denn exakt heute erscheint sein gefühlt zweihundertstes Buch. "Die versäumte Attraktion" heißt der Band, in dem Josef Fendl Kindheitserinnerungen im Bayerischen Wald und im früheren Bischöflichen Knabenseminar in Straubing erzählt, unter anderem, dass er wundersam genau an seinem Geburtstag auf die Welt gekommen ist und dass es im Bayerischen Wald früher dreierlei Sorten Mensch gab: Arme Leut' , Bettler und solche, die gar nix g'habt ham.

Wie immer erscheint das 144 Seiten starke Werk im Straubinger Verlag Attenkofer, dem Heimatbuchverlag der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/ Landshuter Zeitung. Und dem geistesfrischen Jubilar rufen wir zu: Ad multos annos!


 

Quelle: Bernhard Stuhlfelner, in: SR-Tagblatt vom 17. Januar 2014, Seite 11


 

Der AK Heimatgeschichte Mitterfels möchte sich den Wünschen des Straubinger Tagblatts ganz herzlich anschließen und bei der Bandbreite von Josef Fendls „gefühlten zweihundert Werken" den Blick noch auf zwei weitere Nuancen richten: Da sind einmal die fundierten heimatgeschichtlichen Arbeiten, von denen wir zum Beispiel die über die tausend Jahre alte Siedelstelle Penzkofen im Mitterfelser Magazin 18/2012 veröffentlichen durften. Und viel zu wenig bekannt – aber Josef Fendl selbst sehr wichtig, weil er im Focus der Öffentlichkeit nicht nur als „Sprüchemacher" erscheinen möchte: seine lyrischen Impressionen - verdichtete Texte, Wortspiele, Klangfarben von Orten und Stimmungen, die faszinieren: Herbst am Hirschenstein, Die Sprachen des Mühlgrabens ... Wir wünschen ihm und uns noch viele solche Impressionen!

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