Brauchtum
Totenbretter in der Oberpfalz - Eine besondere Form der Erinnerung (Sendung des BR)
Sendung des Bayer. Fernsehens zum Totensonntag
(Sie finden weiter unten eine Verknüpfung zu einem Video der Sendung vom 17.11.2012)
Einst wurden Verstorbene bis zum Begräbnis auf Totenbretter aufgebahrt, später wurden sie als Andenken an den Wegrand gestellt. Sie sollen die Menschen an die Vergänglichkeit des eigenen Daseins erinnern.
Totenbretter sind meist aus schlichtem Fichtenholz. Das Weichholz wurde deshalb bevorzugt, weil es schneller verwitterte. Man glaubte, dass die Seele ...
... erst dann aus dem Fegefeuer befreit wird, wenn das Brett völlig zerfallen ist. Später wurden die Bretter an Feldrainen oder Waldrändern aufgestellt. Noch heute finden sie sich an vielen Ort, etwa im Bayerischen Wald und in der Oberpfalz.
Vom Gebrauchsgegenstand zum Andenken
Bis ins 18. Jahrhundert wurden Verstorbene auf Totenbretter zunächst daheim aufgebahrt. So konnten die Verwandten Abschied nehmen. Anschließend wurden sie auf den Totenbrettern zum Friedhof getragen. Mit Hilfe des Brettes hat man sie in die Grube ruschen lassen, daher stammt der Begriff 'Er ist vom Brettl g'rutscht'. Um 1800 werden in Bayern schließlich Särge üblich. Von da an wandelten sich Totenbretter vom Gebrauchsgegenstand zum Gedenkbrett. Nach der Beerdigung wurde das Totenbrett mit dem Namen des Toten, seinem Geburtsdatum und einem frommen Spruch beschriftet. Ein Kreuz sollte den Ort der Seele auf dem Brett markieren.
In der Oberpfalz sind die Bretter waagrecht aufgestellt
Die Geschichte und Tradition der Totenbretter kennt der ehemalige Kreisheimatpfleger Peter Staniczek bestens. Der Vohenstraußer hat schon in den 60er-Jahren auf seinen Wanderungen durch den Oberpfälzer Wald viele der Gedenkbretter fotografiert. Dort finden sich wohl die ältesten Bretter, die - und das ist charakteristisch für diese Region - überwiegend waagrecht aufgestellt wurden und nicht senkrecht wie im Bayerischen Wald. Zudem waren sie viel einfacher gestaltet und längst nicht so ausgeschmückt.
"Man hat was gehabt, wo die Leute vorbei gegangen sind und gebetet haben und je öfter gebetet wurde, umso schneller ist der in den Himmel gekommen und je schneller das Brett vermodert ist, umso schneller ist derjenige in den Himmel gekommen"
Peter Staniczek, ehem. Kreisheimatpfleger
Auch wenn heute niemand mehr mit einem Brettl beigesetzt wird, hat sich der Brauch mit einem Totenbrett an den Verstorbenen zu erinnern, an manchen Orten bis heute erhalten. Totenbretter erzählen Geschichten: vom Abschiednehmen, vom sich Erinnern und von unserem flüchtigen Dasein.
>>> Sendung des BR nicht mehr greifbar. Eine spätere Sendung über "Totenbretter in Ostbayern" finden Sie [... hier].
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