Mariä Lichtmess - Brauchtum in früherer Zeit

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Vom Lichtmesstag und dem Arbeitsjahr der Dienstboten

"Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell."

 

Das Arbeitsjahr der Dienstboten

begann und endete am 2. Februar, an Maria Lichtmess. Dieses Marienfest war früher einer der wichtigsten Tage im bäuerlichen Jahresablauf; denn an diesem Tag wechselten viele Dienstboten ihren Dienstherrn. Sie bekamen vom Bauern zu dem Jahreslohn ihr Dienstbüchlein ausgehändigt, ein sehr wichtiges Dokument für den Besitzer; darin waren vom Bauern das Verhalten und die Leistungen niedergeschrieben.

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Arbeitsjahr: Zum Dreschen mit dem "Dampf" waren Knechte und Mägde nötig. (Foto. Josef Fendl)

An den Eingestellten oder Wiedereingestellten ("Gebliebenen") wurde vom Bauern ein Haftgeld im Voraus gezahlt. Das galt als Bestätigung für die Gültigkeit der Abmachung. Der überwiegende Teil der Knechte und Mägde wurde auf dem alljährlichen Viehmarkt im Januar "gedungen", das gebräuchliche Wort für das Einstellen. Die Väter der "Häuslleit" (Familien ohne bzw. mit nur wenigen Feldern und ein paar Kühen) waren mit ihren aus der Volksschule entlassenen Kindern am Viehmarkt auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Nicht selten wurden die Kinder den Bauern nur für Unterkunft und Verpflegung im ersten Dienstjahr angeboten, allein um daheim wegen des geringen, kärglichen Einkommens einen Esser weniger zu haben. Auch die „Häuslleit“ und Kleinbauern selber arbeiteten bei den größeren Bauern beim Heindln oder in der Heu- oder Getreideernte. Dafür durften sie sich etwas Gras von einer saueren Wiese oder einen Ranken für das eigene Kleinvieh abmähen. Das war meist ein sehr einseitig profitables Geschäft für die großen Bauern.

Stellungswechsel und Schlankldog

Als Bub kann ich mich noch erinnern, als es hieß: „Der Xaverl, der Baumer vom Burgmeier, steht ab Liachtmess beim Olkusnbauern ein.“ „Beim ‚Beckamichl’ kommt eine neue Dirn, die Paula.“ Mit dem Lanz-Bulldog wurde der Wagen mit den wenigen Habseligkeiten, dem Bett, einem Kasten mit der Wäsche, einen kleinen Tisch, ein Sessel, ein Kreuz und ein paar Heiligenbilder auf den künftigen Arbeitsplatz gefahren.

Nach Lichtmess, als die Einstellungen abgeschlossen und Arbeitsverhältnisse geklärt, die Knechte und Mägde in ihre "(Menscher)-Kammern" (die Betten hatten als Matratzen den "Strohsack") eingezogen waren, kam für sie die "Schlenklweil" oder die Schlankldog (eine Art Urlaub). Die Zeit wurde genutzt, um sich kennen zu lernen oder auch um noch ein paar Tage bei den Eltern oder Geschwistern zu verbringen. Die Knechte saßen in der Gaststube beim Kartenspiel und vergnügten sich am Nachmittag beim Eisschießen.

Entlohnung

Die Entlohnung bestand aus freier Kost, Wohnung und einem meist kargen Geldlohn. Der Jahreslohn einer Magd betrug um 1900 gerade fünf Mark. Außer dem Jahreslohn gab es noch das Haftgeld und das "Arngeld" (Erntegeld). Außerdem erhielt jeder Dienstbote Holzschuhe, Socken, Schürzen, Hemden, die Mägde außerdem Strümpfe und Kopftücher und was sie dringend benötigten. Als Geschenke an Weihnachten und Ostern gab es meist "Bettzeug" oder Kleidungsstücke. An Ostern war es Brauch, dass jeder Bedienstete an einem ihm zugeteilten Tag der Osterwoche (außer Gründonnerstag) die Eier aus den Hühnernestern holen und sie sein eigen nennen durfte. Da kam es schon vor, dass der Dienstbote ausgerechnet an diesem Tag ein reich bestücktes Hühnernest in der Scheune fand, das er allerdings schon Tage vorher zu seinen Gunsten vermehrt hatte.

Es war auch eine anerkennende Geste des Bauern, wenn er für den Knecht oder die Magd, denen die Pflege des zum Verkauf angebotenen Stück Viehs anvertraut war, beim Käufer ein paar Geldstücke, das Stallgeld ausgehandelt oder auch selbst bezahlte.

Der Lichtmesstag

Am Lichtmesstag wurde auf einem Bauernhof von allen Hausbewohnern der Lichtmess-Rosenkranz in der Stube gebetet. Dazu ließ die Bäuerin die Lichtmesskerzen weihen, befestigte sie auf Brennholz-Spänen und stellte sie zusammen mit Wachsstöcken auf den Stubentisch. Nach Anzünden der Kerzen kniete die Familie mit den Ehalten um den Tisch und betete den Rosenkranz bis die Kerzen heruntergebrannt waren. Unter den Tisch stellte man auch ein Brett auf dem ebenfalls sog. Pfennigkerzen brannten. Diese waren für die verstorbenen Angehörigen im Hause gedacht. Auf den Weihwasserkesserl bei der Tür wurden einige brennende Kerzen für das Heil der Ein- und Ausgehenden gestellt. Aus den angesengten Spänen bastelte man sog. Drudenkreuze, die in die Ställe gehängt wurden. Sie sollten das Vieh beschützen, insbesondere vor Druden, die im Volksglauben als Hexen den Tieren und Menschen schadeten. Den übrig gebliebenen Docht aßen die Leute in dem Glauben, sich damit gegen Halskrankheiten schützen zu können.

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Wachsstöckl (Archiv AK Heimatgeschichte Mitterfels)

Am Fest Mariä Lichtmess wurde der ganze Kerzenbedarf für ein Bauernjahr geweiht. Neben den Wachsstöcken und Pfennigkerzen wurden auch Altarkerzen und schwarze Wetterkerzen zur Weihe in die Kirche gebracht.

Das "Spitzl" oder die „Spitzn“ an Allerheiligen hatte seinen festen Bestand in der Reihe der Jahresgaben: Für die Dirn ein "Wachsstöckl" und den Knecht "Sacktüchl". Aber die Dienstboten beschenkten sich auch gegenseitig. So manche Dirn bekam vom Knecht ein freundschaftliches Spitzl fürs „Aufbeddn“ oder des Öfteren auch umgekehrt, was dem gegenseitigen Verhältnis in jeder Beziehung sehr von Nutzen war. Heute ist von diesen Bräuchen außer der kirchlichen Kerzenweihe nichts mehr übrig geblieben.

Religiöses Brauchtum in der Pfarreiengemeinschaft Haselbach - Mitterfels

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Kerzensegnung in der Schutzengel- (Totentanz-) Kapelle Haselbach und Lichterprozession in die Kirche (Foto: Franz Tosch, Archivbild)

"Sprüch"

„Ist's zu Lichtmess mild und rein wird’s ein langer Winter sein."

Lichtmess trüb - ist dem Bauern lieb.
Lichtmess im Schnee – Palmsonntag im Klee.

„Jetz versteh i’s“, hat dersell neie Knecht an Liachtmesstag g’sagt,
wia er d’Bäuerin g’seghn hat,
„warum bei euch d’Bursch’n mit der Latern zum Kammerfenster kemman!“
nach Josef Fendl

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