AK Heimatgeschichte: Kunsthistorikerin Vogl referierte über Hien-Sölde

 

"Schiebefenster mit Mondglas" - Kunsthistorikerin Vogl referierte über Hien-Sölde (Montag, 27. Juni 2011)

Bericht Elisabeth Röhn in: SR-Tagblatt vom 29. Juni 2011


 

Dass ein altes Haus viele Geheimnisse und Über­raschungen birgt, wurde bei dem Vortrag deutlich, den die Kunsthis­torikerin und Archäologin Elisabeth Vogl im katholischen Pfarrsaal über die ehemalige Hien-Sölde hielt. Eli­sabeth Vogl, Vorsitzende des Ar­beitskreises Heimatgeschichte und Vorstandsmitglied im Freundeskreis Historische Hien-Sölde, berichtete über die Baugeschichte des alten Hauses, über seine Sanierung und archäologische Ausgrabungen im Inneren.

"Ain hülzerne Behausung" wird das Gebäude in einem Kaufbrief ge­nannt und bezieht sich auf einen Blockbau, der schon vor 1451 er­richtet worden ist. Während man den Bau der Sölde, einem Kleinbau­ernhaus, zunächst auf das 18./19. Jahrhundert datierte, ergaben die rochronologischen Untersu­chungen des Holzes, dass das Erdge­schoss bereits im Jahr 1436 gebaut wurde, wie es in einer Beschreibung des Amtes für Denkmalschutz heißt.

"Der erdgeschossige Bau wurde 1617 um einen Blockbaukniestock erhöht und 1865 nach Errichtung eines gemauerten Stallanbaus mit dem heutigen Satteldach zusam­mengefasst". Diese Erkenntnisse haben die Beurteilung der Hien-Söl­de völlig umgekrempelt, ihre histo­rische Bedeutung ist dadurch sprunghaft gestiegen, erklärte Eli­sabeth Vogl ihrem interessierten Publikum. Sie machte anhand von Plänen die vier Bauphasen des Hauses deutlich.

Im Jahr 1436, zur Zeit der Agnes Bernauer, sei der gesamte Blockbau mit Stube und Kammer, mit Flez und zwei weiteren Kam­mern errichtet worden. Interessant die drei Holzschiebefenster in der Südwand . der Stube, die später durch größere Kastenfenster ersetzt wurden. Denn die Schiebefenster waren mit Mondscheibenglas verse­hen und weisen darauf hin, dass es sich bei dem Haus "keinesfalls um ein einfaches Bauernhaus gehandelt haben kann, sondern um ein Gebäu­de, das in Zusammenhang mit der Mitterfelser Burg zu sehen ist", sag­te Vogl.

Interessant auch die Aufstellung des Wohlstand anzeigenden "Inven­tariums" nach dem Tod des Gütlers Michael Probst 1739, Besitzer der Sölde. Neben Möbeln und Hausrat, Handwerkszeug und bäuerlichen Geräten werden "fünf alte Hennen, eine Flinte und Schusterwerkzeug" genannt. Die Kammer gegenüber der Stube war damals offensichtlich der Ochsenstall.

Die Referentin zeigte auch die Reihe der Hausbesitzer auf. Der Na­me Hien stammt von den Besitzern, die ab 1747 für 264 Jahre lang dort wohnten. 1910 starb Johann Baptist Hien, seine Witwe Maria heiratete Johann Attenberger; mit Zilli Atten­berger starb 1996 die letzte Bewoh­nerin der Hien-Sölde. Im März 2006 wurde der Freundeskreis gegründet, im April 2008 erwarb er die Sölde, um sie zu erhalten und grundlegend zu sanieren.

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