Kirche in Pürgl. Erhaltenswertes barockes Kleinod

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Andreas Müller von den Denkmalschutz-Werkstätten in München begutachtet mit Dr. Katharina von Miller vom Denkmalschutzamt, Fachbereich Möbel, (rechts) und dem Möbelrestaurator Andreas Scheuch die Besonderheiten der Kanzel; links Restauratorin Charlotte Höpker.

Fach­leu­te be­gut­ach­te­ten die Pür­gler Kir­che – Vor­un­ter­su­chun­gen be­gin­nen im März

Es ist kalt – eiskalt. Lediglich der zuständige Pfarrer der Kirche Pauli Bekehrung in Pürgl, Pater Simeon Rupprecht, scheint von den Temperaturen unbeeindruckt. Die Fachleute des Denkmalschutzamtes, Restauratorin, Architekt, Statiker und Vereinsvertreter frieren beim Ortstermin in der Kirche sichtlich. Auf den ersten Blick macht das barocke Kleinod einen gut erhaltenen Eindruck, der zweite Blick aber zeigt zahlreiche Schadstellen. Deshalb muss sie saniert werden. Die Fachleute sind sich einig: Dieses Kirchlein ist es wert, es ist ein Juwel. Gebaut wurde das Gotteshaus im Jahr 1712 durch die Schlossherren von Haggn (Neukirchen). Die ungefassten Schnitzereien in seinem Inneren sind aus Lindenholz, ein Teil der Gemälde stammt vermutlich von Joseph Anton Merz. Die Kirche ist nicht nur wegen ihrer durchgängig holzsichtigen Ausstattung etwas Besonderes, sie ist auch eine der wenigen, die einem Verein gehören. Dieser hatte sich 1978 unter dem Vorsitzenden Johann Amann als Förderverein gegründet, um deren Verfall aufzuhalten. Mit Erfolg. Mithilfe vieler Spender, durch Zuschüsse staatlicher Stellen und unter Mitwirkung des Landesamtes für Denkmalpflege wurde das Kirchlein von 1978 bis 1983 innen und außen renoviert.

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Vorstellungsrunde der Fachleute des Denkmalschutzamtes und verschiedener Restauratoren mit den Vereinsvertretern und Pater Simeon. (Fotos: usa)

 

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Puergl2 Eine Besonderheit dieser Figur am rechten Seitenaltar ist die liebevoll aus Holz gestaltete Kette, so die Fachleute bei der Begutachtung (li.). - Der zweite Blick auf den Sockel des rechten Seitenaltars in der Kirche Pauli Bekehrung zeigt wenig Erfreuliches: ein Loch.  

 

„Müssen Kirche erhalten“

Nun, fast 40 Jahre später, muss es wieder renoviert werden. In der vergangenen Woche trafen sich deshalb der die Maßnahmen koordinierende Architekt Michael Feil, die Fachleute des Denkmalschutzamtes sowie Statiker, Möbel- und Gemälderestauratoren, um sich einen zum Teil ersten Eindruck zu verschaffen. Ihr Fazit: „Kirche und Interieur müssen erhalten werden.“ Doch das ist teuer. Allein die Voruntersuchungen, die gemacht werden müssen, um festlegen zu können, was und wie schlussendlich saniert werden muss, kosten rund 28 000 Euro. Diesen Betrag zumindest hat der Förderverein Pürgl schon einmal zusammen. Solche Voruntersuchungen seien besonders wichtig, sagen die Fachleute unisono. Nur so könnten sie die Maßnahmen im Vorfeld exakt planen und koordinieren. Und eines sei klar. Es gehe nicht um eine Luxussanierung. „Maß und Ziel sind gefragt.“ Schließlich müsse der Förderverein seinen Eigenanteil auch stemmen können. Ganz allein gelassen wird er bei der Finanzierung aber nicht. Wegen der großen kunsthistorischen Bedeutung wird auch das Bayerische Denkmalschutzamt die Maßnahme fördern. Architekt Feil nannte drei grundlegende Bereiche, die nun genauer in Augenschein genommen werden müssen: Statik, Holz und Ausstattung. So müsse die Statik von Empore, Kanzel und Sakristei ebenso geprüft werden, wie der Zustand der holzsichtigen Ausstattung und die Gemälde. Einiges aber zeigte sich schon bei der ersten Begutachtung: Die Mauern sind feucht, die Altäre sind wurmstichig und durch das Mauerwerk ziehen sich an einigen Stellen sichtbare Risse. Wie die Schäden aber genau einzuordnen sind, wird sich erst bei den Voruntersuchungen zeigen. Die Fachleute waren sowohl von der Architektur als auch von der Innenausstattung begeistert. Dies alles müsse der Nachwelt unbedingt erhalten bleiben. Die holzsichtigen Altäre und Figuren seien etwas Besonderes. Ob sie ursprünglich hätten bemalt werden sollen oder ob die Naturoptik beabsichtigt war, konnten die Fachleute nicht sicher sagen. „Allerdings wurden Hölzer verwendet, die für eine spätere Bemalung typisch waren“, sagte Dr. Katharina von Miller vom Denkmalschutzamt in München. Möglicherweise ist den Bauherrn das Geld ausgegangen. „Das ist aber nur eine Hypothese.“ Miller wies darauf hin, dass die Reinigung der Hölzer vorsichtig durchgeführt werden müsse. „Sie ist restauratorisch anspruchsvoll und nicht so ganz ohne.“ Auch über das Interieur der Kirche ist wenig bekannt. Noch weiß man weder wer die Holzarbeiten gemacht hat, noch wer für sämtliche Gemälde verantwortlich ist. „Ein einfacher Bauernschnitzer aber ist es nicht gewesen.“ Deshalb planen Vereinsvorsitzender Alois Früchtl und Kreisheimatpfleger Johannes Müller bei der Ludwig-Maximilians-Universität in München anzufragen, ob dies nicht im Rahmen einer Doktorarbeit herausgefunden werden könnte.

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Architekt Michael Feil (Mitte) und Statiker Peter Hofmann (rechts) sehen sich die Risse in der Empore an.

Nächster Termin im März

Vorerst aber geht es Ende März weiter, in der Hoffnung, dass es bis dahin schon etwas wärmer ist. Dann soll am linken Seitenaltar für die Gemälderestauratorin Steffi Pfeffer ein Untersuchungsgerüst aufgestellt werden, damit sie mit den ersten Vorarbeiten beginnen kann. Der erste Schritt zum Erhalt der kunsthistorisch interessanten Kirche ist gemacht. Alle Beteiligten stehen sowohl bei der Restaurierung der Möbel als auch bei der Sanierung des Mauerwerks vor einer schwierigen Aufgabe. Kaum einfacher dürfte es für den Förderverein mit seinem Vorsitzenden Alois Früchtl werden. Er muss sich überlegen, wie er zu Geld kommt, damit sein Eigenanteil an den Sanierungskosten abgedeckt ist. – usa – Info Spenden erbeten an die Raiba: IBAN DE37 7426 0110 0002 6226 61 BIC GENODEF1SR2

Quelle: Uschi Ach/BOG Zeitung (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer Sperrfrist)

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