1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 61 Erinnerungen an 1914/18
November 1918: Frontsoldaten von 1914/18 feiern die glückliche Heimkehr und gedenken der Gefallenen und Vermissten. (Genauere Beschreibung weiter unten.) - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Erinnerungen an 1914/18
Unsere ältesten Mitbürger waren damals noch im Buben- und Mädchenalter, aber etliches ist doch noch im Bewusstsein geblieben.
Zu Anfang nur ein kurzer Blick auf Beginn und Ende des ErstenWeltkrieges:
1. August 1914: Kriegserklärung an Russland. - 3. August 1914: Kriegserklärung an Frankreich und Mobilmachung überall. Bei der ersten Kunde davon liefen in Mitterfels die Leute zusammen. Frau Maria Heigl, geb. Berngehrer, erinnert sich (sie war damals erst sieben Jahre alt), aber ihr Vater, der Gendarmeriekommissär Berngehrer, stand mittendrin. Und die Männer sangen das Deutschlandlied, die Frauen aber, mit einem Gespür für das weitere, weinten vor sich hin.
11. November 1918: Waffenstillstandsunterzeichnung zu Compiegne. Ein planmäßiger Rückzug der deutschen Truppen war vorausgegangen. Die Heimkehr der Soldaten verlief weiterhin geordnet. Und hierzu kann ich eine eigene (vielleicht früheste) Erinnerung einflechten, obgleich ich damals erst drei Jahre alt war, im November 1918. Aber das Erlebnis für ein Scheibelsgruber Bübl war derart eindrucksvoll, dass es nie mehr erlosch. Da ratterte durch Scheibelsgrub ein Lastwagen, mit großen Antriebsketten und mit langen Trittbrettern an der Seite, und der war dicht besetzt mit graugekleideten Männern, die auch Helme und Gewehre trugen, und wie eine Traube hingen beidseits an den Trittbrettern weitere Männer. Dann griff ich ein Wort auf, das ich nicht verstand, das sich aber fest mit dieser Szene verband: das Wort "Krieg".
Bald danach gab es in Mitterfels eine Heimkehrerfeier, da nahm alles teil: die Angehörigen, auch die Schulkinder. Der Feldgottesdienst war Dank für glückliche Heimkehrer und Gedenken an die 55 im Felde Gebliebenen. Die alte Kriegerfahne wurde dem Gürster Schorsch anvertraut. Er war mit der höchsten bayerischen Auszeichnung dekoriert, der Goldenen Tapferkeitsmedaille. Die hatte er bei den Grabenkämpfen um Verdun erhalten, als er am 28.3.1916 auch nach beidseitigem Oberschenkeldurchschuss mit MG und im Nahkampf weiterfocht, eine Gruppe Franzosen als Gefangene aus dem Graben holte und zurückführte. Neben dem Schorsch stand der ranghöchste Mitterfelser Soldat, Oberleutnant Pepp Zimmermann. Als einziger trug er noch den Stahlhelm der Frontsoldaten; andere hatten die volle Uniform mit Soldatenmütze an, wieder andere nur den Waffenrock. Aber die Auszeichnungen hatte sich jeder angesteckt: der Bemmerl Schorsch die Silberne Tapferkeitsmedaille, der Landwehrmann Karl Freundorfer die Militärverdienstmedaille dritter Klasse, das Eiserne Kreuz die beiden Brüder Pepp und Toni Zimmermann, die beiden Brüder Xaver und Karl Engl, die Brüder Benno und Martin Wiesbeck, die Brüder Hans und Georg Gürster, der Rippmannsberger Xaver, der Lehner Johann von Weingarten, der Sergeant Bachl Michl und andere. An "Chargen" gab es nicht viele, ein Aufstieg damals war für den einfachen Mann etwas Seltenes. Es gab den Leutnant der Landwehr Joseph Schuller, den in jungen Jahren gefallenen Leutnant Joseph Eckl, den Vicefeldwebel Martin Wiesbeck.
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Bilder "November 1918":
Frontsoldaten von 14/18 und Bevölkerung feiern die glückliche Heimkehr und gedenken der Gefallenen und Vermissten. Fahnenträger ist Georg Gürster.
Die Mädchen: Maria Heigl und Amalie Stapf.
Die Männer vorne (von links): 2 = Hans Knott, 4 =Xaver Deuschl, 5 = Oblt. Pepp Zimmermann, 6 = Georg Gürster (mit Fahne), 7 = Förster Brenner, 8 = Xaver Gürster, 11 = Ludwig Mauthner, 12 = Albert Wagner, 13 = Georg Bemmerl, 14 = Xaver Lehner.
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Die Honoratioren von Mitterfels sind alle mit Zylinder erschienen.
(von links): 2 = Imker Jos. Hainz, 3 = Bgm. Engl, Eisenhart, 4 = Krämer Pellkofer, 9 (mit hellem Bart) = Posthalter Schlecht, 10 = Bez.-Geometer Fanderl, 11= Pfarrer Joseph Hof, 12 = Dr. Mitterhuber, 13 = Notar Zimmermann, 14 = Hauptlehrer Joseph Pongratz, 15 = Oberamtsrichter Alois Radler, 17 = Stumhofer, Weingarten, 18 = Vorstand Eibauer, 20 = Hiendl sen., 21 (in Uniform) = Ludwig Kartmann
Unter den Verwundeten hatten etliche zeitlebens zu tragen, so Xaver Zimmermann, der ein Bein verloren hatte und erst 1919 aus der Kriegsgefangenschaft heimkam, Joseph Straßmeier von Vorderbuchberg, Stumhofer Sepp von Scheibelsgrub, der den rechten Vorderfuß verloren hatte und ein Jahr im Lazarett liegen musste.
Eine hohe Auszeichnung gab es für einen Mitterfelser, der nicht im Krieg draußen war, sondern der daheim die Ausgabe der Lebensmittelkarten innehatte (und sich dabei viel Ärger und Anfeindungen einhandelte): der Kaufmann Josef Meier (sein Laden befand sich im späteren Café Perlbachtal) erhielt am 24. Oktober 1916 das "König Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste" -unterzeichnet vom bayerischen Kriegsminister. (Die Urkunde darüber befindet sich im Burgmuseum.)
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Die meisten Soldaten hatten ihre Ausrüstung einschließlich dem Gewehr heimgebracht. Schnell lebte die alte Soldaten- und Schützentradition wieder auf und man schuf sich am "Valentinberg", am Ende des Scheibelsgruber Grabens (heute ist dort ein landkreiseigener Jungwald) einen Schießstand. Als Hütbuben haben wir dort nach jedem Schießen die Bleikugeln aus der sandigen Böschung gesucht und daheim eingeschmolzen.
Mitte der zwanzigerJahre entschloss man sich zur Errichtung des Kriegerdenkmals für die 50 Gefallenen und 5 Vermissten aus der Gemeinde.Es wurde in den Turm der St. Georgskirche eingefügt, in Altarform errichtet und mit schützendem Dach versehen.So konnte es schon damals und immer wieder für Gedenkfeiern und Feldmessen verwendet werden.Bei der Einweihung trugen die Schulkinder Kränze für jeden der im Altartisch genannten Gefallenen und Vermissten.
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Bilder "1923":
„Denkmalsenthüllung“ für 1914/18
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Das Festkomitee bei der Denkmalsenthüllung: Adlhoch - Lehner – Schuller - Schleinkofer - HL. Pongratz - OAR. Radler - Pfr. Brettner - Berngehrer - Lehner - Vorstand Eibauer - OLt. Zimmermann - Altbürgermeister Engl - Berngehrer - Bürgermeister Wartner
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Bild "Die 50 Gefallenen":
Bachl Johann - Baier Xaver - Bartl Johann - Baumeister Glb. - Bemmerl Peter - Berger Hermann - Brunner Michael - Denk Johann - Denk Karl - Denk Xaver - Deuschl Johann - Dietl Michael - Dirmeier Franz - Eckl Franz - Eckl Josef - Feldmeier Franz -Flohr Franz - Freundorfer Josef - Fischer Xaver - Groß Ludwig - Gschwendtner Ludwig - Hackl Josef - Hagn Eduard - Haimerl Edmund - Hausladen, Lt. - Hausladen M. -Häusler Wolfgang - Heisinger Xaver - Hollermeier M. - Kartmann Alois - Klein Josef -Kräh Johann - Lehner Anton - Lehner Rupert - Meidinger Ludwig - Plank Xaver - Probst Josel - Reiter Anton - Sattler Jakob - Schürl Josef - Scheifl Peter - Scheifl Xaver - Schmidbauer - Schneider Wilhelm - Schollerer Otto- Straßmeier - Vielreicher Karl - Vogl Max - WolfAlois - Zimmerman Hubert
"Die 5 Vermissten":
Engl Josef - Gierster Xaver - Knott Karl - Schreiner Josef - Wagner Josef
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