1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 45 Der erste Mitterfelser Verein von 1863
Foto-Glasplatte des Mitterfelser Fotographen Hans Hausladen, um 1920. - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Der erste Mitterfelser Verein von 1863
Am 15. November 1863 wurde in Mitterfels der erste Verein gegründet, der Wanderverein. Es waren 25 Mitglieder, meist Beamte, der Apotheker, der Arzt, der Lehrer, auch Bürger. Sie wählten den Rentbeamten Strobel zu ihrem Vorstand. Der Färbermeister Tiberius Burger wurde Sekretär, Apotheker Luitpold Burger der Kassier des Vereins. (Die Akten liegen heute im Gemeindearchiv.) Die Mitglieder, darunter auch der Posthalter Schlecht, der Bader Kronschnabel, pflegten die Geselligkeit und den Gemeinsinn, betreuten nach dem Krieg von 1866 verwundete bayerische Soldaten und sammelten in einem eigenen Komitee Liebesgaben.
Jedes Mitglied zahlte im Monat sechs Kreuzer Beitrag. Damit wurden Karnevalsfeste veranstaltet, z. B. am 23. Februar 1867 im Vereinslokal, im "Oberen Gasthaus", das damals Medardus Meier führte. Im nächsten Jahr lud der Notariats-Skribent Xaver Faltermayer zu seinem Hochzeitsball ein. 1870 legte Strobel wegen Krankheit die Leitung des Vereins nieder; er starb schon am 24. August 1872. Zu seinem Nachfolger wurde der Notar Michael Eggert gewählt, der besonders die Musik pflegte. Der Verein besaß damals ein kleines Streichorchester, das im Verein mit dem Klavier nun als Quartett oder Quintett jedes Jahr Konzerte aufführte. 1872 fand ein solches statt, unter der Leitung des Mitterfelser Lehrers Max Dirrigl. Das Programm kündigte Werke von Rossini, Kreutzer, Franz Lachner, von Auber an. Von Beethoven wurde ein "Vergißmeinnichtwalzer" gespielt; ein Herr Echinger sang eine Arie aus der "Italienerin in Algier" und ein Lied "Nach der Schlacht bei Wörth".
Allmählich bildete sich innerhalb des Vereins auch ein "Schützenkränzchen" heraus. 1876 wurde z. B. im Gasthaus Medardus Meier der Wandererball mit dem Endschießen des Schützenkränzchens verbunden. 1873 wurde schon zu einem Festschießen eingeladen. Für den 18. Mai 1874 wurde die Liedertafel Bogen zu einer "Kneipzeitungsunterhaltung" eingeladen. Für den 23. und 24. August 1876 wurde zu einem Zimmerstutzen-Scheibenschießen mit "Harmoniemusik" nach Scheibelsgrub eingeladen. Im Winter wurden "Strohschießen" veranstaltet und vor allem Schlittenfahrten: 1874 nach Gossersdorf, das Jahr darauf nach Wörth, 1876 nach Konzell.
Scheidende Beamte luden zu einem feierlichen Abschied ein, wie am 2. November 1877 der Landrichter Schönbeck. Da bei all diesen Anlässen viel gedichtet und gesungen wurde, spielten die Lehrer von Mitterfels eine große Rolle, besonders seitdem 1881 im Schoße des Wandervereins eine Liedertafel gebildet worden war. Leiter waren die Lehrer Hilzensauer und Adam Krieger. Dirrigl wurde schon 1878 von Mitterfels wegversetzt.
Im Jahre 1878 wurde der Arzt Dr. Meindl Vorstand des Wandervereins, 1884 der Tierarzt Himmelstoß. Um jene Zeit erreichte der Verein auch seine höchste Mitgliederzahl: 33. Von einem besonders erfolgreichen Konzert Ende November 1899 berichtet der spätere Münchener Stadtschulrat Josef Bauer. Es wurde geleitet von Markus Koch, damals Schulgehilfe in Haibach. Er wurde später als Professor an die Münchner Musikakademie berufen. Der Mitterfelser Hilfslehrer Josef Bauer wirkte als Geiger mit; am Klavier saß die Braut von Markus Koch, die in Elisabethszell als "Schulverweserin" tätig war. Unter den Gästen war auch der Bogener Bezirksamtmann Dr. Franz Matt, der spätere bayerische Kultusminister.
So also wurde aus dem "Wanderverein" weitaus mehr, alssich hinter seinem schlichten Namen verbirgt: nämlich der Ursprung eines reichen kulturellen Lebens und auch froher Geselligkeit. Noch heute bestehende Mitterfelser Verein fanden darin ihre Wurzel.
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