Deutsche Geschichte
Mühlen an der Menach (26) - Die Stegmühl
Vergrößern durch Klick in Abbildung!
... zwischen Kreuzkirchen und Oberalteich gelegen
In einem Urbar (Abgabenverzeichnis) des Klosters Oberalteich erscheint 1430 erstmals die Stegmühl.
Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Name
Der Name der Mühle ist gleichzeitig auch der Ortsname. Bei dieser Mühle wurde früher die Menach durch einen Steg überbrückt. Heute führt eine kleine Brücke über den Bach und verbindet somit die Ortschaften im Osten, wie Lintach und Rammersberg, mit den Siedlungen entlang der Straße von Mitterfels nach Furth.
Geschichtliches
Vergrößern durch Klick in Abbildung!
In einem Urbar (Abgabenverzeichnis) des Klosters Oberalteich erscheint 1430 erstmals die Stegmühl. In den Salbüchern von 1430 und 1544 sind die Abgaben aufgeführt, die der damalige Lehensinhaber an das Kloster zu entrichten hatte. Die Mühle war wohl eine „Goldgrube”, denn die Steuern waren - im Vergleich mit anderen Mühlen - sehr hoch. Sie betrugen das 12-fache der Abgaben der Wenamühl, die sich auch im Besitz des Klosters Oberalteich befand. Die Abgaben waren 1430 und 1544 dieselben; das bedeutet, es hat keine Preiserhöhungen gegeben, der Geldwert war damals sehr stabil. Das ermöglichte dem Lehensherrn und dem Lehensinhaber eine Planungssicherheit für Investitionen. Die gleichen Abgaben über zwei Jahrzehnte besagen aber auch, dass in dieser Zeit keine neuen „Kunden” der Mühle zugeteilt wurden oder alte abgezogen wurden. Das Kloster schrieb den Lehensbauern genau vor, auf welcher Mühle sie ihr Getreide mahlen lassen durften. Auch das war ein Merkmal der Existenzsicherung.
Die Beschreibung des Besitzstandes der Mühle aus dem Jahr 1610 gibt uns einen weiteren Einblick in die damaligen Verhältnisse. Die Größe der Felder, Wiesen und Waldungen sowie der Viehbestand haben dem Lehensnehmer ein gutes Auskommen garantiert. Auch gibt uns dieses Schriftstück einen Hinweis, dass markante Bäume und Wassergräben gerne als Grenzpunkte und Besitzmarkierungen genommen wurden, ein „Schwarzbau” („Söldenheusel”) ist laut Beschreibung dem Lehensherrn über Jahre hinweg nicht bekannt. Damit gesteht das Kloster seinem Lehensnehmer eine erstaunliche Freizügigkeit zu; es bewahrheitet sich der damals gültige Spruch: „Unter dem Krummstab (Abtstab) ist gut leben.”
Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vom Leben auf der Mühle
Der Stegmüller, Franz Xaver Zollner, Jahrgang 1923, erzählt: Am 28. Mai 1927 kauften meine Eltern, Franz Xaver und Therese Zollner, von Herrn Franz Xaver Zembrod, Müller auf der Stegmühl, die Mühle mit dem zugehörigen landwirtschaftlichen Grund. Der Vorbesitzer schrieb sich Baier, war Müller, Bauer und Jäger. Zur Mühle gehörten zu dessen Zeit noch 60 Tagwerk. Durch Misswirtschaft war der landwirtschaftliche Grundbesitz, als meine Eltern sich hier ansässig machten, auf 12 Tagwerk geschrumpft. Mein Vater arbeitete fleißig und so lief die Mühle bis 1942 recht gut. Bis 1945 stand die Mühle dann still.
Im Jahr 1945 wurde die Mühle auf den neuesten Stand der Technik gebracht; es wurden z. B. zwei Walzenstühle und der Plansichter eingebaut; die Mühleneinrichtung bekam das „Gesicht”, das sie heute noch hat. Aus der alten Mühlsteinmühle war eine moderne Kunstmühle geworden. Sie wurde damals verpachtet. Ich selbst habe eine Lehre zum Müllergesellen durchlaufen und bekam später dann den Titel eines „Altmeisters” auf Grund meiner langen Betriebserfahrung. Dieser Titel berechtigte zur Lehrlingsausbildung.
Ich selbst übernahm 1948 die Mühle und führte sie bis 1970. Schon einige Jahre vorher hatte das große Mühlensterben eingesetzt. Die vom Staat angebotene Stilllegungsprämie in Höhe von 30.000 DM nahm ich nicht an. Ich hoffte insgeheim, dass nach einigen Jahren, wenn die anderen kleinen Mühlen alle ihren Geist aufgegeben hätten, eine Wiederaufnahme des Mühlenbetriebes sich anbieten würde. Diese Hoffnung war jedoch trügerisch, und so haben wir eine schöne Summe Geld verschenkt. Die wenigen großen Mühlen im Land haben die Preise so gedrückt, dass wir nicht mithalten konnten. Unsere Mühle hatte eine Tagesleistung von 3 t, während die Großmühlen 100 t und noch mehr verarbeiten konnten.
Wir hatten eine Kunden- und Handelsmüllerei. Wir belieferten nicht nur die Bauern, sondern auch kleinere Bäckereien z. B. in Mitterfels, Hunderdorf und Bogen. Bis 1955 lief das Geschäft sehr gut. Ein normaler Arbeitstag begann um 6 Uhr und endete meist um Mitternacht. Ab 1960 ging das Geschäft immer schlechter. Zu dieser Zeit wurden nicht nur die Bauern immer weniger, auch die Anzahl der Personen auf einem Bauernhof sank rapide; Knechte und Mägde gab es nicht mehr. Somit kamen die Bauern aus Niedermenach, Furth, Schida, Großlintach und Rammersberg immer seltener in die Mühle, weil der Eigenbedarf an Mehl immer geringer wurde. Als ich 1954 heiratete, war die Müllerei noch unser Haupterwerb. Die 12 Tagwerk Landwirtschaft machten mehr zusätzliche Arbeit als sie finanziell einbrachten. 1970 gab ich den Mühlenbetrieb auf und suchte auswärts eine Arbeit. Darüber bin ich heute recht froh, denn so bekomme ich wenigstens eine angemessene Rente.
Stromerzeugung
So weit ich zurückdenken kann, wurde auf der Stegmühl immer schon Strom erzeugt. Früher war das Gleichstrom - nur für den Eigenbedarf. Um den Strom zu verbrauchen, mussten ständig Lampen brennen. Diese brannten aber nicht gleichmäßig hell, sondern sie flackerten fast wie Kerzenlicht. Dies rührte einerseits vom schwankenden Wasserzulauf her, andererseits von der ungleichmäßigen Drehbewegung des Wasserrades. Im Jahr 1949 wurden wir an das Stromnetz der OBAG angeschlossen und bezogen den normalen Wechselstrom, auf den alle Maschinen eingestellt sind. Ab 1977 durfte dann die Stegmühl auch den hier erzeugten Wechselstrom an die OBAG liefern; seit 1993 sorgen neue Turbinen für optimale Ausnützung der Wasserkraft.
Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Leben im und am Bach
In meinen Kindertagen war der Bach überaus fischreich; Forellen, Aitel und Saiblinge zogen fast in Schwärmen dahin, dazwischen schlängelten sich Aale. Der Bachgrund war mit Muscheln bedeckt und unter den Steinen saßen Krebse. Die Kinder aus Lintach holten die großen Fische mit der blanken Hand aus dem Wasser und trugen so zur Bereicherung des heimischen Speiseplanes bei. Das Fischrecht hatte schon der Vorvorbesitzer der Mühle (Baier) an das Bekleidungshaus Färber in Straubing verkauft. 1945 haben amerikanische Soldaten den Fischbestand gewaltig dezimiert; sie warfen Handgranaten in den Bach. Die Oberfläche des Wassers schimmerte dann silbrig und weiß; denn die toten Fische trieben massenweise bauchoben bachabwärts. Die Besitzer des Fischwassers wechselten jetzt häufig. An manchen Tagen standen mehr Fischer am Ufer als Fische im Wasser waren. Durch die Verunreinigung des Wassers (Waschmittel, Kunstdünger!) starben nicht nur die Muscheln und Krebse, auch der Fischbestand sank gewaltig. Heute kann ich lange ins Wasser schauen; wenn ich Glück habe, sehe ich dann ein „kleines Schwanzerl”. Wildenten, Reiher und Biber sind jetzt am Bach heimisch.
Bei den Mühlen oberhalb der Stegmühl wurde ein Teil des Bachwassers meist durch einen Seitenkanal, Mühlbach genannt, dem Wasserrad zugeführt. Bei der Stegmühl dagegen lief der „ganze Bach” über das ca. 2,60 m hohe und etwa 1,40 m breite Mühlrad. Nur bei Hochwasser fließt das überschüssige Wasser über den sog. „Altbach”, einen Graben, über eine Wiese ab und mündet unterhalb der Mühle wieder in den Bach.
An der Mühltechnik wurde seit der Stilllegung nichts verändert. Ich könnte also zu jeder Stunde die Mühle wieder in Betrieb setzen, ich bräuchte nur die entsprechenden Riemen bei der Transmission aufziehen und die beweglichen Lager etwas einfetten. Aber das wird ein Traum bleiben. Keines der drei Kinder hat das Müllerhandwerk gelernt. Mit mir wird nicht nur der letzte „Stemuina” einmal zu Grabe getragen werden, sondern auch der letzte der einst selbständigen Müller an der Menach.
Vergrößern durch Klick in die Abbildungen!
Neueste Nachrichten
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Benno und die Räuber vom Perlbachtal
- Eine „Dipferlscheißerin“ in Haselbach
- Windberg. Kultur- und Festspielverein mit Videofilmabend
- Mitterfels/Scheibelsgrub. „Jeder soll Chance bekommen“
- Haselbach: Adventliches Singen
- St. Johann/Falkenfels. Konzert am ersten Adventssonntag
- 27. Mitterfelser Christkindlmarkt um die Burg 2024
- Gold für Haselbach beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
- Falkenfels. Holzspiel läuft wieder
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Waldleben ...
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Neues aus unseren Gemeinden
- Mitterfels. Der Gefallenen und Vermissten gedacht
Meist gelesen
- Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht
- Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen
- Markterhebung - 50 Jahre Markt Mitterfels
- Mühlen an der Menach (08): Wasserkraftnutzung in Kleinmenach und an den Nebenflüssen (in Groß- und Kleinwieden und Aign)
- Menschen aus unserem Raum, die Geschichte schrieben (1): Johann Kaspar Thürriegel
- Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl
- Begegnung mit Menschen (6). Drei Wandgemälde in der Volksschule Mitterfels von Willi Ulfig
- Dakemma, Bäxn, Moar ....
- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
- Erinnerungen an einen "Bahnhof" besonderer Art: Haltepunkt Wiespoint
- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Die Kettenreaktion
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Datenschutzerklärung
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Es begann in Kreuzkirchen
- 2021: VG Mitterfels wurde 44
- Eine Bücherei entsteht
- Begegnung mit Menschen (1). Erinnerungen an Balbina Gall - Hebamme von Mitterfels
- Das ehemalige Benediktinerkloster Oberaltaich - seine Bedeutung für unseren Raum
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Wandern auf kurfürstlichen Spuren
- Schloss Falkenfels als Flüchtlingslager
- Mühlen an der Menach (01) - Vorstellung der Themenreihe
- Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in der VG Mitterfels
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990
- Widder an den Thurmloch-Wassern
- Hausnummern - Spiegelbild für Dorf und Gemeinde
- Mühlen an der Menach (02): Wasserkraftnutzung an der Menach
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahreshauptversammlung 2017 mit Exkursion
- Sind wirklich die Falken die Namensgeber von Falkenfels?
- Mühlen an der Menach (19): Die Ziermühl
- Erinnerungen eines Landarztes
- Über den Mitterfelser Dorfbrunnen
- Qualifikation zur bayerischen Meisterschaft im Seifenkistenrennen 1950 in Mitterfels
- Sie waren Lehrbuben auf Schloss Falkenfels
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Das neue Mitterfelser Magazin 21/2015
- Mühlen an der Menach (25): Die "Wartnersäge" bei den Bachwiesen
- Zentrales Gemeindearchiv: Altes Kulturgut besser nutzen
- Zur Ortskernsanierung (1995): Begegnung mit Stuttgarter Studenten
- Neues Mitterfelser Magazin 19/2013 erschienen
Meist gelesen - Jahresliste
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Burgmuseumsverein Mitterfels. Objekt des Monats Oktober 2016 . . . und frühere Objekte
- History of Mitterfels
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins
- Der Haselbacher Totentanz
- Bayerische Landesausstellung 2016 in Aldersbach. Bier in Bayern
- Kalenderblatt
- Mitterfels. Theaterspiel und Menü im Gasthaus „Zur Post“
- Landesausstellung "Bier in Bayern" in Alders- bach
- Club Cervisia Bogen. Bogen: Startschuss für D‘Artagnans Tochter und die drei Musketiere
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Führung Friedhof St. Peter in Straubing
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt
- Landkreis Straubing-Bogen. Hans Neueder gibt nach 25 Jahren sein Amt als Kreisheimatpfleger auf
- Jahresversammlung 2016 des AK Heimatgeschichte Mitterfels mit Exkursion nach Elisabethszell
- Schwarzach. KiS-Gründer Wolfgang Folger übergibt Amt des Vorsitzenden an Sascha Edenhofer
Meist gelesen - Monatsliste
- Neues aus unseren Gemeinden
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Baugebiet Pimaisset Mitterfels. Mit Regenwasser die Toilette spülen
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- Kalenderblatt Allerseelen. Zwei Münchner Friedhöfe der besonderen Art
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- „Kein kleiner Waidler-Adel“
- Waldleben ...
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Der Ursprung liegt bei Van Gogh
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis
- Ascha. Alte Chronik im modernen Gewand