Bayerische Geschichte
Heilige an der Grenze: Gotthard
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Bayerns erster Heiliger war ein Waldler – Der heilige Gunther war sein bedeutendster Schüler
Am 5. Mai ist der Gedenktag des heiligen Gotthard oder Godehard, Abt von Niederaltaich und Bischof von Hildesheim, der vor 1050 Jahren an diesem Tag gestorben ist.
„Der allmächtige Gott hat es gefügt, dass in Baiern bei dem Kloster des heiligen Mauritius, welches an den Ufern der Donau gelegen und Altach (das heutige Niederaltaich) genannt ist, ein Knabe von ausgezeichneten Anlagen, namens Godehard, frommen Eltern geboren wurde, die er aber an Frömmigkeit noch bei weitem übertreffen sollte“, so schreibt Gotthards Biograf Wolfher.
Dieser studierte um 1020 an der Klosterschule Niederaltaich und hatte Gotthard noch persönlich gekannt. Er schrieb auf Bitten von Abt Ratmund (1027 bis 1049) nieder, was er aus eigener Anschauung und aus Berichten der Mönche über Gotthard wusste. Über sein Leben und Wirken sind wir also durch zwei Lebensbeschreibungen des Hildesheimer Domklerikers Wolfher gut unterrichtet. Zu den markantesten Heiligen des Mittelalters zählt zweifellos St. Gotthard. Von den zwölf Heiligen und Seligen, die einst im Kloster Niederalteich lebten und wirkten, ist Gotthard der bedeutendste.
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Er wurde wahrscheinlich 960 in Reichersdorf bei Hengersberg geboren, wo sein Vater einen seit 857 zum Kloster gehörigen Hof (heute Godlhof) bewirtschaftete und später zum weltlichen Verwalter des Klostergutes berufen wurde. Durch die Stellung seines Vaters konnte der junge Gotthard die Klosterschule in Altach (Niederaltaich) besuchen; er studierte an der Salzburger Domschule und wurde Sekretär des Erzbischofs.
Um 985 erhielt Gotthard vom Passauer Bischof Pilgrim (bekannt aus der Nibelungensage) die Diakonweihe. Am 21. Dezember 995 wurde Gotthard wahrscheinlich von Bischof Wolfgang in Regensburg zum Priester geweiht. Schon ein Jahr später empfing er die Abtweihe – für einen jungen Mann mit niederer (nichtadeliger) Herkunft eine unglaubliche Karriere.
Ein volles Vierteljahrhundert stand nun Gotthard an der Spitze des Klosters Niederaltaich; in einer Zeit, als das von den Ungarn verwüstete Kloster keine Mönche mehr hatte und von Weltpriestern betreut wurde. Es ist das Verdienst Gotthards, dass 990 Niederaltaich wieder ein Benediktinerkloster wurde, als das es gut 200 Jahre zuvor von zwölf Mönchen aus Reichenau gegründet wurde.
Um Querelen zu beenden, siedelte Gotthard zunächst die bisherigen, nicht nach Klosterregeln lebenden Chorherren in die in der Nähe neu errichtete Burg Frauenberg aus. Unweit davon gründete er den Markt Hengersberg, wo die im Kloster erzeugten Waren angeboten werden konnten. So begann er in Altach mit einer reformwilligen Gemeinschaft neu. Er entfaltete auf allen Gebieten eine fruchtbare Tätigkeit. Gotthard war Künstler, Architekt, Maler, Gelehrter, Schriftsteller, kaiserlicher Ratgeber und frommer Mönch zugleich. Er ist eine anerkannte bayerische Gestalt des frühen Mittelalters und leistete Großes für die Besiedlung des Bayerischen Waldes.
Er nahm den Thüringer Reichsgraf Gunther in sein Kloster als Mönch auf und entließ ihn nach einigen Monaten in die Einsamkeit des Bayerischen Waldes, wo Gunther zunächst als Eremit abgeschieden lebte, dann in Rinchnach ein kleines Kloster gründete und schließlich um 1040 in den Böhmerwald zog. Gunther, der Heilige des Nordwalds, war der bedeutendste Schüler Gotthards.
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Abt Gotthard stand mit Herzog Heinrich (später Kaiser Heinrich II.) in freundschaftlicher Beziehung. Heinrich lag die Reform der Klöster sehr am Herzen. 1001 beauftragte der Herzog Abt Gotthard mit der Leitung der Abtei Tegernsee, 1005 wurde Gotthard die Reform des Klosters Hersfeld übertragen, um die dort verfallene Klosterzucht wieder herzustellen. Gleichzeitig übertrug ihm König Heinrich den Wiederaufbau des zerstörten Klosters Kremsmünster/Österreich.
Gotthard konnte auf ein geglücktes Reformwerk zurückblicken. Er kehrte 1012 in sein Mutterkloster zurück; unter seiner Leitung blühte Niederalteich zu einem der bedeutendsten Klöster Deutschlands auf, er hob das klösterliche Leben derart, dass seine Abtei ein Muster für alle deutschen Benediktinerklöster wurde. Mehrere Mönche, die unter der Führung Gotthards herangebildet wurden, um zu reformieren, zogen als Äbte nach Böhmen (Brevnov bei Prag und Ostrov), Österreich und Italien. Der Mönch Richer wurde sogar Abt des Mutterklosters der Benediktiner in Monte Cassino (1038 bis 1055). Im November 1022 übertrug Kaiser Heinrich Abt Gotthard den vakant gewordenen Bischofsstuhl in Hildesheim. Gotthard aber sträubte sich. Er bat den Kaiser – so überliefert uns sein Biograph Wolfher – „lieber in Bayern ein Abt als da oben ein Bischof, und wenn schon unbedingt ein Bischof, dann doch viel lieber auch wieder in Bayern“.
Der Kaiser aber duldete keinen Widerspruch und Abt Gotthard ging, nun schon 62-jährig, schweren Herzens nach Hildesheim und wurde hier Godehard genannt. In über 15-jähriger Tätigkeit entfaltete er hier als Bischof eine reiche Bau-, Prediger- und Seelsorgetätigkeit. Er führte ein einfaches, asketisches Leben, er besuchte die Armen und pflegte selbst Kranke. Mit starker Hand leitete er die Geschicke des Bistums; 30 Kirchenbauten sind steinerne Zeugnisse dieses stets benediktinisch gebliebenen Bischofs. Die Verbindung mit seiner niederbayerischen Heimat riss aber nie ab.
Am 5. Mai 1038 starb Gotthard in Hildesheim und er liegt dort auch begraben. Am 29. Oktober 1131 wurde er auf der Bischofssynode zu Reims heiliggesprochen. Noch im gleichen Jahr begann sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl mit dem Bau der St. Godehard-Basilika in Hildesheim. Sie gehört heute zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken Deutschlands; sie wurde nie umgebaut und blieb im 2. Weltkrieg nahezu unversehrt.
Gotthard war der erste Bayer, der heiliggesprochen wurde, er ist der einzige kanonisierte Heilige seiner Bayerwaldheimat. Seine Verehrung breitete sich rasch in ganz Europa aus. Es gibt im Bayerischen Wald aber nur eine Gotthardkirche, nämlich in Kirchberg im Wald. Die Historikerin Ingeborg Seyfert berichtet, dass der Raum um das Kirchdorf Kirchberg erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts vom Kloster Niederaltaich besiedelt wurde. In einer Schenkungsurkunde von König Konrad III. aus dem Jahre 1146 wird das heutige Kirchberg noch „Gotthardsberg“ (Monte Sancti Gotehardi) genannt. Es heißt, dass Kirchberg den Namen „Gotthardsberg“ abgeben musste an den Weg über den „St. Gotthards-Pass“, der seit Mitte des 13. Jahrhunderts von Rompilgern viel begangen wurde. Der Mailänder Erzbischof weihte dort 1230 eine Kapelle dem heiligen Gotthard.
Info
- Quellen: R. Karl: „Gotthard – Abt und Bischof“ (1981), Schöner Bayerischer Wald Nr. 21;
- Pater Augustin Weber: „Niederaltaich“ (2007), Alt & Jung Metten, Heft 1;
- F. Fischer: „Geschichte von Hengersberg“
Herzlicher Dank Herrn Dr. Hans Aschenbrenner, der dem AK Heimatgeschichte Mitterfels seine gesamten Veröffentlichungen in der Kötztinger Lokalausgabe des Straubinger Tagblatts zum Abdruck oder der Online-Stellung überlassen hat.
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