Geschichte
Im Himmel: Die Walhalla und ihre Bedeutung
Eröffnung der Walhalla 1842 (Gemälde von Gustav Kraus, wikimedia gemeinfrei)
Das Bauwerk strotzt vor Symbolen – Die Kunsthistorikerin Dr. Mirjam Brandt erklärt Hintergründe
Mia san mia – das ist, salopp formuliert, das Signal, das vom Bau der Walhalla ausgehen sollte. Mit dem Ruhmestempel am Donauufer wollte König Ludwig I. großen deutschen Persönlichkeiten die Ehre erweisen. Einerseits. Zum anderen war das Bauwerk als Ort der Selbstvergewisserung konzipiert, als Nationaldenkmal: Wir sind wer, wir haben Gemeinsamkeiten, wir haben Napoleon besiegt: So lautete die Botschaft. Die 1842 eröffnete Walhalla sei eine Mischung aus Nationalmonument und Ort der Verehrung großer Persönlichkeiten, erklärte Dr. Mirjam Brandt am Freitag.
Dr. Mirjam Brandt erklärte im Bürgerhaus, was uns die Walhalla sagen will.
Die Kunsthistorikerin, die bei der Bayerischen Schlösserverwaltung arbeitet und als Walhalla-Expertin gilt, hielt im Bürgerhaus Donaustauf einen gut besuchten Vortrag. Die Errichtung der Walhalla sei vor dem Hintergrund der politischen Situation im frühen 19. Jahrhundert zu sehen, sagte Brandt. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war zersplittert, doch der Sieg über Napoleon Bonaparte mit vereinten Kräften stiftete ein gemeinsames Bewusstsein. Das gilt vor allem für die Völkerschlacht von Leipzig 1813, die den Niedergang des ungeliebten Franzosenkaisers einläutete. Die Deutschen hatten sich des Besatzers entledigt, „das war ein erster großer Schritt auf dem Weg zur Einigung“, so Brandt. 1871 sollte der Zusammenschluss Wirklichkeit werden.
Entlang der Donau
Im 19. Jahrhundert sei eine Denkmalflut zu beobachten gewesen, erinnerte Brandt. Sie verwies unter anderem auf das Hermannsdenkmal, das Niederwalddenkmal oder das Deutsche Eck. In Kelheim entstand zum 50-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht die Befreiungshalle, an der Münchner Theresienwiese wurde ein Tempel erbaut, der wie eine kleine Schwester der Walhalla anmutet. Auch die große Walhalla wäre laut Brandt fast in München gelandet, es gab den Vorschlag, sie im Englischen Garten zu platzieren. Dann habe sich jedoch die Idee von einer „Walhalla auf dem Berge“ durchgesetzt. Die Wahl fiel auf den Bräuberg bei Donaustauf. Zufall sei dieser Standort keineswegs, verdeutlichte Brandt: „Die Walhalla wurde in eine Denkmallandschaft eingebettet, sie bildet eine Linie mit der Salvatorkirche und der Burgruine.“ Auch der Ausblick über die Donau sei bedeutend und weise symbolischen Charakter auf, sagte die Expertin. Sie kam auf die Kaukasus-Theorie zu sprechen. Folgt man dieser Theorie, wanderte das Urvolk vom Kaukasus aus „entlang der Donau“ ins germanische Reich. Wer auf dem Bräuberg steht und auf den Fluss hinunterblickt, soll an diese Völkerwanderung erinnert werden. Auch der massive Sockel der Walhalla steht Brandt zufolge für das Urvolk, für die Urahnen, auf die alles zurückgeht, auf denen alles gründet: „Der Sockel symbolisiert die Wurzeln.“ Auf den Unterbau ließ der königliche Architekt Leo von Klenze „sozusagen als Krönung“ einen Ruhmestempel setzen. Mit den vielen Säulen erinnert der „Himmel der Deutschen“ (Süddeutsche Zeitung) an einen griechischen Tempel, was darauf zurückzuführen sei, „dass Ludwig I. dem Klassizismus zugeneigt war“. Die griechischen Stilelemente verbinden sich mit nordischer Mythologie. Der Name Walhalla ist auf Walhall zurückzuführen, einen Ruheort für gefallene Krieger, ein ewiges Paradies. „Es sollte eine Halle für große Deutsche werden“, so Brandt. Aber auch eine Halle, die Bezug nimmt auf den Sieg über Frankreich. Der südliche Giebel stellt die Befreiung von Napoleon dar; zwei Figuren symbolisieren den Rhein und die Mosel. „Damit wird ausgedrückt, dass die beiden Flüsse wieder vereint sind.“ Der Nordgiebel zeigt die Schlacht im Teutoburger Wald, wo ein germanisches Heer die Römer bezwang.
Besucher blättern in einem Führer, den König Ludwig I. verfasst hat. Ernestine Kastenmeier hatte ihn zur Verfügung gestellt. (Fotos: Stadler)
Wie bei Asterix und Obelix
Im Inneren der Halle findet sich ein Fries, der die Entwicklung der Germanen darstellt, beginnend mit dem Aufbruch im Kaukasus. Zu sehen sind obendrein Walküren- und Viktorien-Skulpturen, weibliche Figuren also, die Helden in den Himmel geleiten. Drei Oberlichter in der Decke gestatten einen Blick vom symbolischen in den tatsächlichen Himmel. Auch König Ludwig I. hat sich abbilden lassen, man sieht ihn als Häuptling, der sich auf einen Schild heben lässt – vergleichbar mit der Figur Majestix aus dem Comic Asterix und Obelix. Ein Zuhörer wunderte sich am Freitag darüber, dass im erzkatholischen Bayern ein „heidnischer Tempel“ entstehen konnte. Die Expertin entgegnete, dass sehr wohl Bezüge zum Christentum festzustellen seien. Die Figur des Heiligen Bonifatius stehe für die Christianisierung des germanischen Reiches. Eine Statue von König Ludwig I. solle dessen Nähe zum Christentum zum Ausdruck bringen. Auch die Nachbarschaft zur Salvatorkirche und die Sichtachse zum Regensburger Dom sind laut Brandt als Bekenntnis zum Glauben zu verstehen. Hinzu kommt, dass der König vor allem Büsten von katholischen Persönlichkeiten aufnehmen ließ – aber nicht nur. Brandt: „Es war eine sehr spezielle Auswahl, aber auch eine überraschende. Von Anfang an waren Frauen dabei, wenn auch nur wenige. Von Anfang an waren außerdem Protestanten vertreten.“ Man könne folglich von einer „überkonfessionellen Auswahl“ sprechen. Die Büsten orientieren sich nach Brandts Worten an der Realität und stellen die Vorbilder möglichst natürlich dar. „Sie sind einheitlich gestaltet, weil der Tod jeden irdischen Unterschied aufhebt.“ Der König höchstpersönlich verfasste ein Büchlein, das Erläuterungen zu den „Helden“ enthält. Ein solches, extrem seltenes Exemplar hat die Kräuter- und Burgenführerin Ernestine Kastenmeier erstanden. Sie hatte es zum Vortrag mitgebracht, die Zuhörer blätterten darin. Der neue, brandaktuelle Führer soll zum 175-jährigen Jubiläum der Walhalla in diesem Oktober erscheinen. Bürgermeister Jürgen Sommer kam auf die Fliesen zu sprechen, deren Anordnung Eiserne Kreuze erahnen lasse. Zufall sei das sicher nicht, erwiderte Brandt, doch damit habe sich noch niemand befasst. „Da habe ich eine interessante wissenschaftliche Frage aufgeworfen“, scherzte Sommer.
„Eine lebendige Jubilarin“
Brandt kam schließlich auf die Frage zu sprechen, ob die Walhalla noch ein zeitgemäßes Denkmal ist. „Ich würde von einer sehr lebendigen Jubilarin sprechen. Die Walhalla ist kein Denkmal, wo man mal eben mit dem Auto hinfährt. Man muss sich die Walhalla von der Donau aus erarbeiten. Mit jedem Schritt, mit jeder Stufe ändert sich der Blickwinkel. Von den geehrten Persönlichkeiten kennt man sicher nicht alle. Wenn da irgendein Feldherr aus dem Dreißigjährigen Krieg dabei ist – sei’s drum ! Doch die Auswahl der Büsten ist so vielfältig, dass wirklich jeder einen Anknüpfungspunkt finden kann.“ Vier Plätze sind noch frei. Welche Büsten gesellen sich dazu ? Als heißer Kandidat gilt Franz-Josef Strauß. Dazu könne sie nichts sagen, meinte Brandt, das entscheide der Ministerrat. Vielleicht wird ja der Finanz- und Heimatminister Markus Söder beim Festakt am 16. Oktober etwas Licht ins Dunkel bringen.
Quelle: Stadler/BOG Zeitung vom 3. Oktober (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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