Mitterfels
Renovierung der Georgskirche Mitterfels. Artenschutz trifft Denkmalschutz
Stillstand hinter dem Bauzaun: Wegen eines Fledermausquartiers unter dem Dach müssen die Sanierungsarbeiten an der Kirche Sankt Georg momentan ruhen. Pfarrer Dominik Daschner setzt sich nun für eine den Umständen entsprechende Fortsetzung des Baubetriebs ein. Foto: David Salimi - Vergrößern durch Klick ins Bild
Seit letztem Mai ist die Kirche Sankt Georg eine Baustelle. Wegen eines Fledermausquartiers unter dem Dach müssen nun weitere kostspielige Verzögerungen in Kauf genommen werden - Neu: Durch massive Nachverhandlungen leichte Zugeständnisse erreicht.
Wo normalerweise um diese Zeit Handwerker schrauben und hämmern müssten, steht momentan alles still. Einzig der Bauzaun und mit einer Plane abgedeckte Zementsäcke lassen auf die notwendigen Sanierungsmaßnahmen der Kirche Sankt Georg unterhalb der Burg in Mitterfels schließen. Der Grund für den Stillstand: ein Fledermausquartier auf dem Dachboden, das die Naturschutzbehörde auf den Plan gerufen hat.
Das Artenschutzgesetz sieht nämlich vor, dass die geschützten Fledermausarten in ihrer Wohnstube, in der sie ihre Jungen großziehen, nicht gestört werden sollen. Aus diesem Grund dürfen von April bis September unter dem Dach keine Arbeiten durchgeführt werden. „Stattdessen sollen wir den Dachstuhl in den Wintermonaten sanieren“, sagt der Mitterfelser Pfarrer Dominik Daschner. Seit Monaten steht er mit der Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern in Kontakt.
Sanierung im Winter ist nur schwer vorstellbar
Einer Sanierung während der kalten Jahreszeit steht Daschner allerdings skeptisch gegenüber: „Für die Bekämpfung des Echten Hausschwamms und das Aufmauern der Gesimse braucht es mindestens plus fünf Grad Gebäudetemperatur“, erklärt er. Auch wenn der vergangene Winter sehr mild war, hält Daschner solche Temperaturen während der vielen Wochen, die die Dachsanierung in Anspruch nehme, für eher unwahrscheinlich.
Von der Naturschutzbehörde wurde ihm deshalb vorgeschlagen, die Dachsanierung stattdessen über mehrere Jahre hinweg vorzunehmen. „Das würde aber unendlich lange Gerüststandzeiten bedingen, die dann auch bezahlt werden müssten, was die Pfarrei aber nicht kann“, so Daschner. Überhaupt sei die Pfarrei in der Finanzierung dieser Renovierungsmaßnahme ohnehin schon an ihre finanzielle Schmerzgrenze und sogar darüber hinaus gegangen. Zwar übernehme das Bistum Regensburg die Hälfte der Kosten, dennoch blieben 465 000 Euro für die Pfarrei zu zahlen. 2019 gelang es Daschner, Zuschüsse unter anderem vom Landkreis, dem Landesamt für Denkmalschutz, dem Bezirk Niederbayern und der Bayerischen Landesstiftung durchzusetzen.
Auch nachdem sich die Renovierungskosten höher als zunächst gedacht herausgestellt hatten, entschied man sich dennoch dazu, von der Maßnahme nicht abzulassen. „Wenn auch mit Bauchschmerzen“, wie Pfarrer Daschner zugibt, denn das Restrisiko eines strengen Winters bleibe nach wie vor. Allerdings handele es sich bei der Georgskirche um ein prägendes Wahrzeichen des Marktes Mitterfels, das es zu erhalten gilt, ist der Geistliche überzeugt.
Bis vor Kurzem hatte er noch die Hoffnung, bereits ab August unter entsprechenden Schutzvorkehrungen die Sanierungsmaßnahmen im Dachstuhl wieder aufnehmen zu können. „Bei der Kirchenrenovierung in Haselbach 2017 hat das ohne Probleme funktioniert“, erinnert er sich. Wie nun in Mitterfels haben sich nämlich auch in der vier Kilometer entfernten Kirche Sankt Jakobus Fledermäuse im Dachstuhl eingenistet.
Anders als jetzt in Mitterfels habe die Naturschutzbehörde in Haselbach damals einer der Situation angepassten Fortführung der Sanierung ohne Weiteres zugestimmt. Schaden haben die Fledermäuse dank der angepassten Arbeitsweise keinen davongetragen, sagt Daschner. In Haselbach habe man nämlich provisorische Zwischenwände errichtet, um die Fledermäuse während der Arbeiten nicht zu stören. Noch heute seien die Fledermäuse dort auf dem Kirchendach zu Hause. Wieso plötzlich unter denselben Umständen solche Maßnahmen abgelehnt werden, könne er nicht nachvollziehen.
Weiterer Monat im nächsten Jahr bewilligt
Einen immerhin kleinen Erfolg kann der Pfarrer dennoch vorweisen. Vor einigen Wochen konnte er zumindest eine Verlängerung der zugelassenen Bauzeit bis zum 30. April 2021 bei der Naturschutzbehörde erwirken. Wie aus einem Schreiben des Bezirks hervorgeht, müssen bis zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten im nordwestlichen Teil des Langschiffes und über dem gesamten Altarraum spätestens abgeschlossen sein, um die eintreffenden Weibchen nicht zu schädigen.
Rückendeckung erhält die Pfarrei nicht nur vom Bistum, sondern auch von der Marktgemeinde. Auch Bürgermeister Andreas Liebl sieht die Sankt-Georgskirche als „ein Wahrzeichen von Mitterfels“, das auf allen Bildaufnahmen des Ortes im Fokus steht. Aus diesem Grund habe sich auch der Markt finanziell an dem Sanierungsprojekt beteiligt und einen Zuschuss gewährt. Außerdem haben viele Mitterfelser Bürger für das Projekt gespendet. Laut Pfarrer Daschner beläuft sich der Spendenstand aktuell auf etwa 20.000 Euro.
Liebl befürchtet, dass die verbleibenden Kosten auf den Markt zurückfallen könnten, sollten sich die Sanierungsmaßnahmen noch weiter verzögern. Wie Pfarrer Dominik Daschner hofft deshalb auch der Rathauschef nun auf einen möglichst gnädigen Winter.
Die Kirche Sankt Georg befindet sich am Ende der Burgstraße.
Sie gehört zu Mitterfels wie der Eiffelturm zu Paris: die Kirche Sankt Georg im Ortszentrum unterhalb der historischen Burg. 1734 wurde die dem heiligen Georg geweihte Schlosskirche des Spätbarocks als Ersatz für die baufällige Schlosskapelle der Burg Mitterfels errichtet und 1803 zur Pfarrkirche der Pfarrei Mitterfels erhoben. 1824 wurde der Turm fertiggestellt, der aus finanziellen Gründen bei der Erbauung der Kirche nur bis zum First ausgeführt wurde. Bis heute steht das Kirchengebäude unter Denkmalschutz. Seit 1970 ist die Heilig-Geist-Kirche die römisch-katholische Pfarrkirche des Marktes Mitterfels.
Das ist zu tun, wenn sich unverhofft Gäste einnisten
Weltweit existieren etwa 900 Fledermausarten, von denen ein Großteil gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht ist. In Deutschland sind daher alle Arten geschützt.
Möchte ein Hausbesitzer sein Gebäude renovieren und entdeckt dabei Fledermäuse, muss er sich zunächst mit der Unteren Naturschutzbehörde in Verbindung setzen. Laut dem Naturschutzbund Deutschland müssen bei einer artenschutzgerechten Haussanierung bestimmte Umstände, wie etwa die Brut- und Schwärmzeiten der Tiere, beachtet werden.
Viele Fledermausarten haben einen eigenen Rhythmus, sodass im Zweifel nur eine Einzelfallentscheidung hilft. Generell müssen bei einer Sanierung jedoch die fledermausfreien Zeiten von September bis März oder April bei der Sanierung eines Sommerquartiers und im Zeitraum April bis September bei Arbeiten in einem Winterquartier beachtet werden.
David Salimi/BOG Zweitung (mit Genehmigung der Lokalredaktion)
Gemeindebote vom 27. August 2020
Renovierung der Mitterfelser St. Georgs-Kirche
Wie der Artenschutz den Erhalt unserer denkmalgeschützten Kirche beinahe zunichte gemacht hätte
Die Regierung von Niederbayern hat dem Antrag der Kath. Kirchenstiftung HI. Geist, Mitterfels, auf Ausnahme vom Artenschutz nicht stattgegeben, ab dem 1. August unter Einbau entsprechender Schutzvorkehrungen, um die Fledermäuse möglichst wenig zu beeinträchtigen, zumindest den Traufbereich des Daches sanieren zu dürfen. Laut Bauzeitenplan sind für diese Arbeiten drei Monate veranschlagt, in denen zur Bekämpfung des Echten Hauschwamms und dem Aufmauern der Gesimse durchgehend Plusgrade erforderlich sind. Der Rest des Daches wäre dann in den Wintermonaten, nach Ende der Schutzfrist für die Fledermäuse, saniert worden. Die Regierung erlaubt jedoch in ihrem Bescheid den Beginn der Arbeiten auf dem Dach erst ab dem 15. September.
Bei einem durchschnittlich zu erwartenden Winter in Mitterfels ist von Mitte September an nicht von drei Monaten mit Plusgraden auszugehen, wie sie erforderlich sind, damit das Mittel gegen den Hausschwamm wirkt und der Mörtel bindet. Bis zum 31. März müssen die Arbeiten auf dem Dach jedoch abgeschlossen sein, weil danach erneut die Schutzfrist für die Fledermäuse beginnt.
Die beteiligten Firmen, die mit den Zimmerer- und Maurerarbeiten beauftragt sind, haben diese Fristsetzung von Seiten der Regierung von Niederbayern kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen und uns mitgeteilt, dass sie eine Dachsanierung in·diesem Zeitfenster nicht für möglich erachten. Wenn die Dachsanierung aber nicht bis 31. März 2021 abgeschlossen werden kann, müsste die Baustelle danach wegen des Fledermausschutzes ein halbes Jahr komplett stillstehen, bevor frühestens ab 1. Oktober die Arbeiten fortgesetzt werden könnten. Das monatelang teilweise offenstehende Dach würde das Wachstum des Hausschwamms erst recht anregen und zu weiteren Schäden an der Bausubstanz führen. Gerüst und Baukran würden dann ein halbes Jahr lang ungenutzt stehenbleiben oder aber müssten abgebaut und im Herbst wieder neu aufgebaut werden, was natürlich so oder so bezahlt werden müsste.
Alles dies würde Mehrkosten in der Größenordnung von 100.000 bis 150.000 € bedeuten, die komplett und allein von der Kath. Kirchenstiftung aufzubringen wären; Geld, das die Pfarrei bei weitem nicht hat. Die Pfarrei Mitterfels investiert von den rund 300.000 €, die sie an Rücklagen hat, ohnehin schon 260.000 € in dieses Renovierungsprojekt. Mehr geht nicht.
All diese Sachargumente wurden seit April 2020 in langwierigen Verhandlungen mit der Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern mehrfach vorgetragen und erörtert, sind dort aber letztlich ungehört verhallt. Auch unser Landrat Josef Laumer, der sich auf unsere Bitte hin zwischenzeitlich in die Verhandlungen eingeschaltet hatte, konnte kein Abrücken der Naturschutzbehörde.von ihrer rigorosen Haltung erreichen. Umso unverständlicher ist das Ganze, da dieselben handelnden Personen - die Fledermausbeauftrage des Landkreises Straubing-Bogen und der zuständige Sachbearbeiter der Fachstelle Artenschutz bei der Regierung von Niederbayern - vor drei Jahren bei der Renovierung der Haselbacher Pfarrkirche, von der sich die Mitterfelser St. Georgs-Kirche größenmäßig nur marginal unterscheidet, Sanierungsarbeiten im Fledermausquartier auf dem Dachstuhl der Kirche bereits von April ab den ganzen Sommer hindurch genehmigt haben und dies - wie der Abschlussbericht zur Ökologischen Baubegleitung durch die Fledermausbeauftragte attestiert - zu keinem Schaden für die dortige Fledermauspopulation geführt hat. Warum kann man in Mitterfels nicht genehmigen, was in Haselbach vor drei Jahren erfolgreich umgesetzt wurde? Noch dazu, wo aufgrund der prekären Finanzierungslage des Projekts ansonsten der Verlust der denkmalgeschützten Kirche droht! Auf diese Frage erhalten wir von Seiten der Regierung keine Antwort.
Um nicht sehenden Auges in ein unkalkulierbares Kostenrisiko bei der Renovierung der St. Georgs-Kirche hineinzusteuern, das die Pfarrei Mitterfels finanziell ruinieren würde, hatte die Kirchenverwaltung bei ihrer Sitzung am 21.7.2020 in Abstimmung mit der Bischöflichen Finanzkammer und dem Bischöflichen Baureferat der Diözese Regensburg schweren Herzens deshalb bereits den Abbruch der Renovierungsmaßnahme beschlossen. Die St. Georgs-Kirche wäre somit in ihrem jetzigen, unansehnlichen Zustand als Baustellenruine stehengeblieben. Durch den Einbau einer Notsicherung im Dachstuhl hätten wir sie zwar noch eine Zeitlang als Gottesdienstraum nutzen können, solange keine Einsturzgefahr droht, hätten sie darüber hinaus jedoch sich selbst überlassen und sie ihrem allmählichen Verfall preisgeben müssen. Durch den engagierten Einsatz unseres Kirchenverwaltungsmitglieds Cornelia Buchner bei der Fledermausbeauftragten des Landkreises Straubing-Bogen, nach Intervention des Mitterfelser Bürgermeisters Andreas Liebl, des Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier sowie des Bundestagsabgeordneten Alois Rainer bei der Regierung von Niederbayern und durch hartnäckiges Nachverhandeln von Pfarrer P. Dominik Daschner beim zuständigen Sachbearbeiter des Referates Artenschutz bei der Regierung wurde uns nunmehr - Man fragt sich: warum erst jetzt? - in Aussicht gestellt, dass wir im Falle eines streng verlaufenden Winters und unter der Voraussetzung, dass bis Ende März 2021 das Dach über den vorrangigen Hangplätzen der Fledermäuse fertiggestellt ist, die Arbeiten an der Dachsanierung bis Ende April verlängert werden dürfen.
Dies beinhaltet zwar immer noch ein gewisses Planungs- und Finanzierungsrisiko, falls witterungsbedingt die Arbeiten am Dachstuhl bis dahin doch nicht abgeschlossen werden können, die Kirchenverwaltung war aber der Meinung: Um des angestrebten Erhalts der ortsbildprägenden denkmalgeschützten Mitterfelser St. Georgs-Kirche, den wir ja alle möchten, sollte die Pfarrei dieses Risiko trotz des ohnehin schon auf Kante genähten Finanzierungsplans eingehen und die Sanierung der Kirche nun wagen.
So konnten im August endlich das Gerüst aufgestellt und die schon begonnenen Baumeisterarbeiten fortgesetzt werden, bevor dann ab 15. September - unter Einbau der vorgeschriebenen Maßnahmen zum Schutz der Fledermauspopulation - die Dachsanierung beginnen wird. Möglicherweise muss über den Winter ein Notdach an der Kirche angebracht werden, um das Dach zwischenzeitlich zu sichern, bis die Arbeiten daran fortgesetzt werden können, was zu weiteren Mehrkosten führen wird.
Umso mehr sind wir bei der Renovierung der St. Georgs-Kirche dringend auf jede Spende angewiesen. Wenn Sie das Projekt unterstützen möchten, können Sie das jederzeit durch eine Überweisung auf das Konto der Pfarrei (IBAN: DE98 7509 0300 0001 1041 60) oder über die Anfang des Jahres zusammen mit dem Info-Flyer an alle Mitterfelser Haushalte verteilten und in der Kirche ausliegenden Spendenkuverts tun. Selbstverständlich können Sie dafür eine Spendenbescheinigung erhalten. Herzlichen Dank allen, die die Renovierung bisher schon durch ihre finanzielle Gabe unterstützt haben - der Spendenstand beträgt aktuell rund 20.000 €, und für jede weitere Unterstützung dieses so schwer zu realisierenden Projekts! Hoffen wir auf einen milden Winter und - nach den vielen bisherigen Problemen damit - auf ein gutes Gelingen der Renovierung.
Pfarrer P. Dominik Daschner
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