Ascha
Gschwendt. Kulturelles Zentrum im Kinsachtal?
Fotos: Irene Haberl – Vergrößern durch Anklicken!
Das ehemalige Wirtshaus in Gschwendt soll heuer außen saniert werden.
Die Innenräume werden erst einmal entkernt, denn wie sie genutzt werden, wird noch diskutiert.
Eine große Chor- und Theaterakademie für ganz Ostbayern, die im kleinen Gschwendt angesiedelt wird: Diese und andere Ideen stehen für die künftige Nutzung des früheren Wirtshauses „Zum Reiwa Heigl“ zur Debatte. Am Samstag, 20. April, ab 15.30 Uhr, kommen sie bei einer Veranstaltung für die Öffentlichkeit zur Sprache.
Die in der Ortsmitte von Gschwendt 1381 erstmals kaufbrieflich erwähnte „Tävern“ ist seit Jahren vom Verfall bedroht. Nach einer langen Zeit als Wirtshaus „Zum Reiwa Heigl“ erwarb die Gemeinde Ascha das heruntergekommene Gebäude und bemühte sich um eine Sanierung, verbunden mit einer neuen Nutzung beispielsweise als Nawaro-Haus mit der Fachhochschule Landshut oder der Bioenergieregion.
Inzwischen standen die Räume sporadisch von 2013 bis 2017 der Gschwendter Dorfgemeinschaft sowie dem Verein „Ascha aktiv“ für Bauernmärkte zur Verfügung. Bei einem Bürgerseminar wurden Nutzungskonzepte entwickelt wie eine öffentliche Bücherei, ein Aschinger Radler-Treff, ein Seniorentreff im Nebengebäude, ein Reparatur-Café, die Vermarktung regionaler Produkte, eine Kleinkunstbühne, im Obergeschoss eine VHS-Außenstelle, ein Musik- und Theaterraum sowie ein Gesundheitskeller. Gleichzeitig wurde eine Finanzierung des denkmalgeschützten Hauses erörtert.
Karl Penzkofer denkt an „LBChAc“ oder „eBChAc“
Nun kam „Zum Reiwa Heigl“ 2020 die Idee zu einer niederbayerischen Chorakademie, kurz LBChAc, getragen von Karl Penzkofer, Vorsitzender des Kulturfördervereins Joseph Schlicht aus Steinach, neuerdings vielleicht sogar ostbayerischen Chorakademie, kurz eBChAc. Die Reaktion von Bürgermeister Wolfgang Zirngibl war damals: Die Gemeinde Ascha kümmert sich um die Hardware, sprich die Sanierung, und der Schlichtverein soll sich um die Errichtung und den Betrieb der Chorakademie kümmern, also beispielsweise um die Gründung eines Zweckverbandes sowie um die Angebote einer solchen Akademie.
Verschiedene Institutionen wie das mitfinanzierende Amt für Ländliche Entwicklung (ALE), politische Funktionsträger, Heimatpfleger und Vertreter des Laiensängerwesens standen einer Chorakademie in Gschwendt aufgeschlossen gegenüber. Im Oktober 2020 aber erhielt Penzkofer von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die unmissverständliche Auskunft, dass aus „finanziellen Gründen auch mittelfristig ein Eintreten des Bezirks in einen Zweckverband als Träger einer niederbayerischen Chorakademie“ nicht vorstellbar sei. Ein Bemühen um eine Art Chorakademie müsse von der Gemeinde Ascha und den Gemeinden des Kinsachtales ausgehen und ein realistischer Finanzierungsplan müsse von diesen aufgestellt werden.
Bürger sind mehrheitlich für eine Generalsanierung
Die Chorakademie schien endgültig gescheitert. Corona schob dem Projekt einen weiteren Riegel vor. Drei Jahre später aber standen die Planunterlagen kurz vor den diversen Ausschreibungen. Berechnungen zu Statik, die Dokumentation für den Denkmalschutz und so weiter waren abgeschlossen. Obwohl die Kosten inzwischen auf 5,4 Millionen Euro geschätzt werden, sprach sich die Bürgerschaft trotzdem mehrheitlich für die Generalsanierung aus. Die Finanzierung soll von diversen Stellen abgedeckt werden, nicht zuletzt von Ascha mit 1,3 Millionen Euro. Heuer wird nun das Gebäude bis auf ein „Korsett“ entleert, ferner ist die komplette Außensanierung des Wirtshauses und des „Stalls“ vorgesehen.
Historisch bedeutendes Kinsachtal
Joseph-Schlicht-Vereinsvorsitzender Karl Penzkofer, startete in dieser Phase einen neuen Versuch, indem er anstelle einer niederbayerischen Chorakademie eine ostbayerische Chor- und Theaterakademie ins Gespräch brachte und versprach, einen eigenen Weg zur Lösung des Problems durch die Aufwertung des gesamten Kinsachtals einzuschlagen, indem die Bedeutung dieses wichtigen Handelsweges zwischen Bayern und Böhmen in einer vom Schlichtverein kostenlos eingerichteten und befüllten Webplattform hervorgehoben werden soll. Auf diese Weise soll das Bewusstsein der Bevölkerung für ihre Heimat, das Kinsachtal, und dessen „Schätze“ wie das historische Wirtshaus in Gschwendt geweckt werden, sodass auch andere Gemeinden für das Projekt Initiative ergreifen.
Das und mehr ist nun am Samstag, 20. April, Thema.
Konzert, Besichtigung, Diskussion
Vergrößern durch Anklicken!
Zum Auftakt der Veranstaltung am Samstag gibt es ein Konzert in der Christophorus-Kirche in Gschwendt.
Am Samstag, 20. April, ist in der Filialkirche St. Christophorus in Gschwendt auf der neu gestimmten Orgel eine konzertante Aufführung im Doppelquartett aus der „Deutschen Messe“ von Johann Baptist Schiedermayr sowie der „Winhaager Messe“ von Anton Bruckner zu hören. Interpreten sind der Straubinger Organist Franz Schnieringer an der Orgel und die Altsolistin Jutta Fruhstorfer unter der Leitung von Karl Penzkofer.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit, das historische Wirtshaus „Zum Reiwa Heigl“ in der Ortsmitte von Gschwendt zu besichtigen. Danach können sich Interessenten im Obergeschoss des lokalen Feuerwehrhauses an einer Diskussion zur Zukunft des Bauwerks beteiligen.
Dazu steht Bürgermeister Wolfgang Zirngibl als Bauherr mit Informationen zur Baugeschichte und zum Stand der Sanierungen zur Verfügung, wobei auch die verschiedenen bisher geäußerten Nutzungsideen zur Sprache kommen, unter anderem die vom Schlichtverein vorgeschlagene „Ostbayerische Chor- und Theaterakademie“.
Karl Penzkofer wird zudem die vom Schlichtverein angedachte Webplattform „pro Kinsachtal“ vorstellen und die Lokalhistoriker Cornelia Landstorfer und Karl Stecher gehen auf die geschichtliche Bedeutung des Kinsachtales für die Handelsbeziehungen zwischen Bayern und Böhmen ein. Untermalt wird die Veranstaltung durch „Musi und Gsang“.
Irene Haberl/BOG Zeitung vom 10. April 2024
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