Bayern-Tour-Natur-Exkursion „Phänomen Baum“ mit Landschaftsführer Graf

graf02 w„Hammerwerfer und Chinesenbärte“

Wer den Landschaftsführer Martin Graf kennt, weiß, dass Exkursionen mit ihm immer etwas Besonderes sind. Das wussten auch die wenigen Unermüdlichen, die trotz des unfreundlichen Wetters an der "Bayern-Tour-Natur-Wanderung" zum Thema "Phänomen Baum" auf den Pilgramsberg teilgenommen hatten.

Sie führte auf dem alten Pilgerweg von Haunkenzell zum aussichtsreichen Pilgramsberg und über das Wolfskar zurück. Dieser alte Weg ist heute ein Teil des Jakobsweges und des Goldsteigs und ist mit Muschel und goldenen Wellen markiert.

Die Wanderung gestaltete sich sehr kurzweilig, denn der ausgebildete Natur- und Landschaftsführer Martin Graf ist nicht nur ein sehr guter Wetterbeobachter, sondern kennt auch viele Sagen aus seiner Waldheimat. Beim ersten Halt mit Blick auf den dreigipfeligen Gallner erzählte Graf die alte Sage von den zwei Burgherren, die einst auf dem Gallner und dem Pilgramsberg gehaust haben sollen und sich gegenseitig einen Hammer zuwarfen, weil sie nur einen hatten.

So soll sich das tiefe Tal zwischen den beiden Bergen gebildet haben. Graf machte auch auf die kleinen Kreuzwegstationen aufmerksam, die den alten Pilgerweg säumen. Sie seien von einem Bauern zum Gedächtnis an die gefallenen Soldaten von 1870/71 gestiftet und errichtet worden.

Weitreisende Samen

Ganz in seinem Element war Martin Graf, als er zum Thema "Phänomen Baum" kam. Da ging es um das ständige Zittern der "Zitterpappel", deren zarte Blätter an leicht gedrehten Stielen bei jedem Windhauch "zittern" und um die federleichten Pappel- und Birkensamen. "Sie können weit fliegen und sind Weitreisende, aber nicht sehr langlebig." Eichen seien dagegen ortstreue Bäume. Graf erläuterte die Besonderheiten von Baumgemeinschaften, zeigte Bruchlinien von abgefallenen Ästen, die aussehen wie ein Chinesenbart und wusste, warum ein Baum mit einer beschädigten Hauptwurzel nur noch schief weiterwachsen kann. Wer von den Wanderern gute Ohren hatte, konnte mit einem Stethoskop dem Saftfluss einer hohen Buche lauschen.

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Auch über die Obstbäume eines einsamen Anwesens wusste Graf eine Menge zu berichten. Da sich die Pollen von echten Wildkirsch- oder Wildapfelbäumen längst mit veredelten Sorten vermischt hätten, gebe es keine wirklich wilden Sorten mehr, erklärte Graf.

Walnussbaumholz geschätzt

Die meisten Walnussbäume im Bayerischen Wald seien jünger als 50 Jahre, weil es im Winter 1955/1956 zunächst extrem warm und dann bis zu 30 Minusgraden kalt gewesen sei und die Nussbäume damals erfroren seien. Von Schreinern werde Walnuss- und Kirschbaumholz wegen seiner hohen Qualität besonders geschätzt. Graf empfahl einen biegsamen HaseIstecken als Wanderstab, machte auf einen von Vogelbeere und Hasel völlig zugewachsenen Waldweg aufmerksam und erklärte, dass Fichten als Flachwurzler sogar im Permafrostboden gedeihen. Was die schnellwachsende Fichte liebe, Regen und Kühle, passe dem Borkenkäfer gar nicht.

Über 110 Stufen ging es weiter auf den Pilgramsberg, der neben der Marienwallfahrtskirche von einer mächtigen, mehr als 200 Jahre alten Winterlinde gekrönt wird. Über das Wolfskar, auch Wolfskarr geschrieben, wo einst Wölfe gefangen wurden, ging es zurück nach Haunkenzell. Als Erinnerungsgeschenk erhielt jeder Teilnehmer eine kleine Holzscheibe.

 


Quelle: Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt vom 5. Mai 2013, Seite 23

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