Mitterfels
„Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ hat Bildungsförderung und Familienbetreuung im Blick
Richtiges Händewaschen muss trainiert werden – wie hier mit den Familienbetreuern. Foto: Herbert Schneeweis – Vergrößern durch Anklicken!
Hilfe für Musahar-Familien
Der Verein „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ unterstützt seit April 2019 mit dem Partnerverein „Pratigya Nepal“ in Itahari in Ostnepal benachteiligte Kinder der Musahar-Volksgruppe, einer niedrigen Kaste ehemaliger, nun aber sesshafter Nomaden.
Im Mittelpunkt stehe Bildungsförderung, beginnend mit dem Erlernen der nepalischen Sprache, da die Kinder der Tharu sprechenden Volksgruppe in Gesamtschulen mit anderen Volksgruppen grundsätzlich in Nepali unterrichtet werden. Dazu fehle es an altersgerechtem und didaktisch aufbereitetem Unterrichtsmaterial, sodass eine Aufarbeitung des Lerninhalts in Form von Hausaufgaben an mangelnder Sprachkenntnis und zugleich Kontrolle unmotivierter Lehrer scheitert. Schulabbruch ab der vierten oder fünften Klasse ist die Regel und Analphabeten in der zehnten Klasse sind nicht selten. Der Verein „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ hat diese Problematik aufgegriffen und kümmert sich mit 30 Teilzeit- und drei Vollzeitmitarbeitern um 311 Kinder in sechs Communities.
Hilfe des Vereins fußt auf drei Säulen
Die Bildungsunterstützung steht auf einem dreisäuligen Hilfsprogramm. Demnach sorgen 18 nebenberufliche Hilfslehrer für Hausaufgabenhilfe, verbunden mit dem Aufarbeiten des Basic-Unterrichts. Sechs nebenberufliche Schulguides begleiten die Kinder täglich zur Schule und sorgen so für deren Unterrichtsbesuch. Die wichtigste Säule bilden sechs Familienbetreuerinnen. Deren Aufgabe ist es, die Eltern der schulpflichtigen Kinder so weit zu überzeugen und zu motivieren, dass sie die Bildung als Voraussetzung für eine bessere Zukunftsperspektive für ihre Kinder sehen. Zudem betreiben diese Familienbetreuerinnen in den Familien Aufklärung über Hygiene im Haushalt und im Bereich Menstruation, zur Impfthematik und zu Corona. Vor dem Start des Bildungsprogramms der NGOs gehörten häusliche Gewalt, Alkoholismus sowie Drogenmissbrauch, Missbrauch oder arrangierte Kinderheirat zur Tagesordnung. Zudem leisten die Familienbetreuerinnen Orientierungshilfe beim Eigenanbau von Gemüse sowie bei Vorratshaltung und Zubereitung von nahrhaften Lebensmitteln.
Corona brachte vor allem im ersten langen und strengen Lockdown erhebliche Probleme für die Familien, die das Haus weder für Einkäufe noch für den Besuch der Arbeit verlassen durften. Nach Lockerung der Maßnahmen verteilte das Team der „Kinderhilfe Nepal“ täglich Hausaufgaben an die Kinder, die zur Kontrolle eingesammelt wurden. Ebenso organisierte man für die wegen Lebensmittelknappheit entkräfteten Familien eine ärztliche Notversorgung, Medikamente, Hygieneartikel, Masken und Lebensmittelhilfe. 90 Prozent der Kosten übernahm die „Kinderhilfe Nepal“, zehn Prozent die Familien selbst, die Verteilung lag in der Hand des Partnervereins „Pratigya Nepal“.
Der Verein half sechs Frauen aus drei Communities, Nähmaschinen mit Zubehör und Material zu erwerben, um 300 für den Schulbesuch notwendige Schuluniformen herzustellen und für acht Euro an die Familien zu verkaufen. Die Kosten für einen Nähkurs in gemieteten Räumen waren selbst zu entrichten. Dafür können die Frauen nun neben Schulkleidung selbstständig Aufträge annehmen und damit die Familienkasse aufbessern.
Beim Team vor Ort gilt, um Nachhaltigkeit zu schaffen, die ehemalig nomadisierende Volksgruppe zu überzeugen und einzubinden. Ein Erziehungsprojekt mache nur Sinn, wenn für die jungen Leute ein Arbeitsplatz in Aussicht gestellt ist. So wird versucht, neben Trainingssystemen mit Teilzeitjobs eine Art Schnupperbesuch oder gar ein Praktikum in Firmen zu organisieren. Als Anreiz winkt ein Zuschuss zu Buskosten oder Verpflegung.
Praktikanten unterstützen das Projekt
Derzeit versucht man zudem ein neues Schulsystem, das MGML-System (MultiGradeMultiLevel-Methodology) zu installieren. In der Region Sunsari mit Itahari in Ostnepal fand dieses System aufgrund seiner abgelegenen Lage bisher keine Beachtung. Der Verein „Kinderhilfe Nepal Mitterfels“ sieht in diesem aber eine gute Möglichkeit zur Optimierung des lokalen, veralteten Lehrsystems und damit den Kindern aus benachteiligten Kasten eine Schulbildung zu ermöglichen.
Seit vielen Jahren arbeiten deutsche Praktikanten auf Vermittlung des Mitterfelser Vereins bei den Projekten in Nepal mit. Der Verein beabsichtigt, auch im kommenden Jahr Schulabgänger, die vor ihrem Studium stehen, oder Studenten als Praktikant zum Projekt Itahari nach Nepal zu schicken. Derzeit sind Plätze für zwei Teams, also vier Praktikanten, frei.Von Corona blieb Nepal durch die strikte Isolierung der Regionen weitgehend verschont. In der Region Itahari sind wenig Fälle bekannt.
Informationen:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder www.kinderhilfe-nepal-mitterfels.de. Spenden an: Kinderhilfe-Nepal-Mitterfels e.V, Sparkasse Straubing-Bogen, IBAN: DE68 7425 0000 0570 2533 10, BIC: BYLDEM1SRG
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