Patrozinium der Pfarrei Haselbach: "Das Leben des Apostel Jakobus durchmisst alle Extreme."

 

Predigt zum Patrozinium der Pfarrkirche St. Jakob Haselbach von Pfarrer Dominik Daschner am 24. Juli 2011

haselb_kirche

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

„Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden“, so hatte der auferstandene Christus seinen Apos­teln aufgetragen. Und so haben die Apostel die damals bekannte Welt unter sich aufgeteilt, wer wohin gehen sollte, um die Frohe Botschaft Jesu den Menschen weiterzusagen. Unserem Kirchenpatron, dem Apostel Jakobus, der zu den ersten und engsten Jüngern Jesu gehört hatte, dem ehemaligen Fischer vom See Genesareth, dem Sohn des Zebedäus und der Salome, die für ihn einen Ehrenplatz im Reich Gottes reservieren wollte, dem Jesus wegen seines auf­brausenden Temperaments den Beinamen „Donnersohn“ verliehen hat – ihm soll dabei Spa­nien zur Missionierung zugeteilt worden sein. Jakobus habe dort aber nur mäßigen Erfolg ge­habt und habe nur wenige Menschen zum Glauben an Christus bekehren können. Darum sei er von Spanien bald wieder nach Jerusalem zurückgekehrt, wo er dann im Jahr 44 nach Christus unter König Herodes enthauptet wurde.

rieser_jakobusApostel Jakobus, Kirchenpatron der Pfarrkirche Haselbach - Werk des Bildhauers Hans Rieser im alten Friedhof bei der Pfarrkirche

Seinen Leichnam wollte man den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen, um keine Reliquien zur Verehrung zu hinterlassen. Freunde des Jakobus sollen jedoch seine sterblichen Überreste an sich genommen und in ein Boot verfrachtet haben, das danach übers Meer bis an den Ort sei­ner Mission, also nach Spanien, getrieben sei. Beim heutigen, nach dem Apostel benannten Ort Santiago de Compostela sei das Boot angelandet, wo man den Leichnam des Jakobus schließlich bestattet habe.

Beinahe 800 Jahre lang geriet sein Grab dann in Vergessenheit, bis ein Einsiedler in der Nähe dieser Grabstelle eine heilige Messe gefeiert hat und dabei wunderbare Erscheinungen von Sternenlicht und Engelsgesang hatte. Davon rührt vermutlich auch der Ortsname Compostela her: Sternenfeld. Bei Grabungen habe man daraufhin einen Steinsarkophag mit dem Leich­nam eines Enthaupteten gefunden, mit der Inschrift darauf: „Hier ruht Santiago, der Sohn des Zebedäus und der Salome.“ Papst Leo II. bestätigte daraufhin die Echtheit der Reliquien des Apostels und ließ eine Kathedrale über seinem Grab errichten. So kommt es, dass bis heute im äußersten Nordwesten Spaniens das Grab des Apostels Jakobus verehrt wird.

Eine reichlich abenteuerliche Geschichte rund um das Jakobusgrab! Für manchen enthält sie arg viele Zufälle und wundersame, kaum zu glaubende Wendungen. Ob die Gebeine im Sar­kophag unter dem Hochaltar der Kathedrale von Santiago de Compostela, die - einer wissen­schaftlichen Untersuchung zufolge - ins 1. Jahrhundert zurückreichen, ob diese Gebeine tat­sächlich die des Apostels Jakobus sind, das kann man also glauben oder auch nicht. Aber diese Frage der Echtheit ficht die Hunderttausende von Wallfahrern nicht an, die jedes Jahr dorthin pilgern. Nach Jerusalem und Rom ist Santiago das wichtigste und meistbesuchte Wallfahrtsziel der Christenheit.

Das zeigt: Auf diese Art von historischer Wahrheit kommt es dabei gar nicht an. Es geht den Pilgern, es geht bei unserem Glauben nicht um etwas Vergangenes, um vergangene histori­sche Fakten, wie man sie in einem Museum besichtigen kann. Es geht dabei um uns Glau­bende heute. Es geht um etwas Lebendiges, um etwas an unserem Glauben als Christen, das sich an dieser heiligen Stätte festmachen lässt, um eine Erfahrung, die ins Zentrum unseres Glaubens gehört; eine Erfahrung, die Pilger auf dem Weg nach Santiago leibhaft erspüren.

Das Grab des Apostels Jakobus befindet sich am damals vermeintlichen Ende der Welt. Ame­rika war noch nicht entdeckt. Westlich von Santiago führte kein Weg mehr weiter; vor einem nur noch die endlose Weite des Meeres. Und genau dort trifft man auf das Grab eines Apostels. Hier bewahrheitet sich das Wort Jesu an seine Jünger bei seiner Himmelfahrt: „Ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde.“ Das Grab des Apostels Jakobus am Ende der Welt, es vermittelt uns ohne Worte die Botschaft: Wo du auch hinkommst auf dieser Welt, triffst du auf einen Zeugen Christi. Wo du auch hinkommen magst – selbst ans äußerste Ende -, Christus ist schon da. Christus, Gott umfängt mit seiner Gegenwart alles, die ganze Welt. So wie es auch schon im Psalm 139 zum Ausdruck kommt, in den tief empfundenen Worten des Beters: „Du, Gott, bist vertraut mit all meinen Wegen… Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen. Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer, auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fasse.“

Egal wo dein Weg dich hinführen mag, bist du Gott nahe. Das hat Jakobus im Umgang mit Jesus erfahren. Selbst in den Extremen des Lebens, in den Grenzerfahrungen unseres Daseins, immer stößt er darin auf Christus, begegnet er darin Gott.

In den Sternstunden des Lebens, den Gipfelerlebnissen, den Highlights ist Jakobus Jesus nahe; wie bei der Verklärung auf dem Berg, als den drei Aposteln die wunderbare Perspektive aufgeht, die sich uns mit Jesus auftut. Aber ebenso an den Tiefpunkten, als Jesus ihnen sein Leiden und seinen gewaltsamen Tod ankündigt, was sie nicht begreifen können, oder als er am Ölberg in Todesangst betet, und seine Jünger schlafen daneben ein.

In Zeiten der Enttäuschung, wo Jakobus Ablehnung erfährt und darüber die Wut in ihm hoch­kocht, ist Jesus bei ihm, als sie in einem samaritischen Dorf nicht aufgenommen werden, weil sie Juden sind, und Jakobus am liebsten Feuer vom Himmel über die Bewohner regnen lassen will. Aber auch im Erfolg weiß er sich Jesus nahe, als die Apostel mit ersten Erfolgen ihrer Verkündigung zu Jesus zurückkommen und mit stolzgeschwellter Brust darüber diskutieren, wer unter ihnen deshalb wohl der Größte ist. Womit sie aber zeigen, dass sie doch noch nicht wirklich viel von Jesus verstanden haben.

Am Ursprung des Christentum ist Jakobus mit dabei als einer der erstberufenen Apostel, nach Ostern dann als Leiter der Jerusalemer Urgemeinde. Als erster der Apostel ist er für Christus den Märtyrertod gestorben. Und am Ende der Welt hat er sein Grab.

Das Leben des Apostels Jakobus durchmisst also alle Extreme: oben und unten, Erfolg und Scheitern, Anfang und Ende, von den Ursprüngen in Jerusalem bis ans Ende der Welt. Und in all dem, in all diesen Äußerungen unseres menschlichen Lebens begegnet er Christus und mit ihm dem lebendigen Gott.

Diese Botschaft unseres Glaubens verkörpert der Apostel Jakobus damit wie vielleicht kein anderer; mit seinem Leben und in seinem Tod, sogar noch mit seinem Grab am Ende der Welt. Nämlich: In jeder Lebenslage, egal wo dich das Leben hinführt oder was dir im Leben zustößt, ist Gott zu finden. Gott ist dir niemals fern. Aus der Liebe und Heilssorge Jesu Christi fällst du nie heraus. Das bezeugt uns der Apostel Jakobus, unser Kirchenpatron, und sein Grab im fernen Santiago de Compostela: In Christus umfängt Gott dein ganzes Leben.

 

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