Warum mit Jesus und der Gemeinschaft der Kirche verbunden bleiben?

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Kirchtürme in der VG Mitterfels (Titelseite des Mitterfelser Magazins 20/2014, verändert)

Pater Dominik Daschner OPraem. Predigt am 6. Sonntag der Osterzeit in der Pfarrkirche Mitterfels

Dreimal fordert Jesus seine Jünger im heutigen Evangelium auf, in seiner Liebe zu bleiben beziehungsweise Frucht zu bringen, die bleibt. Vorigen Sonntag, im Gleichnis Jesu vom Wein­stock und den Reben, war sogar sechsmal vom Bleiben die Rede: vom Bleiben der Jün­ger in der Gemeinschaft mit Jesus. Dieses Stichwort „bleiben“ ist ein ganz zentrales, wichti­ges Wort im Johannesevangelium.

Und in diesem Aufruf, zu bleiben, da schimmert wohl ein gutes Stück Gemeindeerfahrung des Johannes durch. Johannes schreibt sein Evangelium an der Wende zum ersten Jahrhundert, also gut zwei Generationen nach Tod und Auferstehung Jesu. Bei manchen Jesusanhängern ist wohl die anfängliche Begeisterung verflogen. Man hatte ja seine baldige Wiederkunft erhofft; aber die bleibt aus. Und so erlebt die junge Kirche, dass nicht wenige, die bisher zur Ge­meinde der Jesusjünger gehört haben, sich aus der Gemeinde verabschieden und aus der jun­gen Kirche auswandern. In dieser Situation schreibt Johannes sein Evangelium. Und er ruft damit eindring­lich auf, mit Jesus, mit seiner Liebe und mit der Gemeinschaft der Kirche ver­bunden zu bleiben. Darum ist ihm dieses Wort so wichtig und kommt bei ihm so häufig vor: bleiben.

Diese Erfahrung, dass sich Anhänger Jesu aus der Gemeinschaft verabschieden, die ist nicht neu für die junge Kirche. Das gab es auch schon zu Lebzeiten Jesu. Am Ende seiner großen Rede vom Himmelbrot gab es eine Spaltung unter den Jüngern. Viele, die das nicht verstehen konnten, was Jesus da sagt - dass er das Brot des Lebens ist; sein Leib wirklich eine Speise; die Speise zum ewigen Leben -, die sind damals weggegangen. Und in dieser Situation hat Jesus die Zwölf ganz direkt gefragt: „Wollt auch ihr weggehen?“ Das gleiche Problem, das Johannes nun in seiner Gemeinde erfährt: Bleiben oder weggehen?


Meistens gar kein besonderer Knackpunkt, dass Gläubige plötzlich wegbleiben


Und das Gleiche, liebe Schwestern und Brüder, erleben wir doch auch in unseren Pfarreien heute. Da gibt es Gläubige, die waren jahrelang Sonntag für Sonntag bei der Messe da, haben sich auch sonst am Leben der Pfarrei beteiligt; und irgendwann sieht man sie nicht mehr, bleibt ihr Platz in der Kirche leer. Nicht weil sie alt oder krank geworden sind und nicht mehr können, sondern sie kommen einfach nicht mehr. Oder Kinder, die einige Jahre ministriert haben; zum Teil waren sie bei fast jedem Gottesdienst da. Dann hören sie mit dem Ministrantendienst auf, und von heute auf morgen sieht man sie in der Pfarrei, im Gottes­dienst überhaupt nicht mehr.

Meistens ist es gar nicht irgendein besonderer Knackpunkt - eine persönliche Enttäuschung mit der Kirche oder ihrem Bodenpersonal -, dass Gläubige wegbleiben, sondern eher ein schleichender Prozess. Man erlebt, dass der oder die andere auch nicht mehr kommt, dass immer mehr wegbleiben: Dann geht irgendwann die eigene Regelmäßigkeit verloren; man fängt an zu überlegen: Gehe ich heute zur Messe oder nicht. Und schließlich geht man irgendwann selber auch nicht mehr hin. In der Kirche bleiben oder weg­gehen? Das erleben wir auch heute.


„Warum bleiben Sie in der Kirche?“


Wenn ich Sie, liebe Schwestern und Brüder, die Sie heute beim Gottesdienst da sind, fragen würde: Warum bleiben Sie in der Kirche? Was würden Sie darauf antworten?

Damals als Jesus die Apostel gefragt hat: „Wollt auch ihr weggehen?“, da hat sich Petrus zum Sprecher der Zwölf aufgeschwungen und als Antwort gegeben: „Herr, zu wem sollen wir ge­hen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Mit seinem wiederholten Stichwort „Bleiben“ wirbt der Evangelist Johannes eindringlich um die Leute in seiner Gemeinde, die weggehen wollen. Er stellt sie vor die Frage: Wer sonst könnte uns unsere Lebensfragen beantworten? Wer sonst könnte uns eine solche Hoffnung vermitteln, die selbst noch die Grenze des Todes überwindet? Verglichen mit der großen Frage, was denn unserem Leben im Tiefsten Sinn und Grund geben könnte, wiegen die Gründe wegzugehen oft recht mickrig. Unsere Sehnsucht jedenfalls geht aufs Ganze. Fried­rich Nietzsche hat es einmal sehr pointiert gesagt: „Denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.“ Der hat etwas von dieser tiefen Sehnsucht geahnt, die in uns allen steckt!


„Wer sonst als Jesus könnte unserem vergänglichen Leben Glanz, Sinn verleihen!“


Wenn im Johannesevangelium vom „ewigen“ Leben die Rede ist, dann ist dabei nicht nur an das Leben jenseits des Todes gedacht. Ewig bedeutet so viel wie: wirklich, bleibend, gültig. „Du hast Worte des ewigen Lebens“, das heißt also: Bei dir haben wir erfahren, was wirkli­ches, gültiges, authentisches Leben ist. Und darum kommen wir nicht mehr von dir los. Wo finden wir denn sonst wirkliches Leben? Leben, das sich lohnt, so dass wir den Eindruck ha­ben kön­nen: Es ist gut und sinnvoll zu leben? Wo sonst könnten wir eine solche Lebensfülle finden als bei dir, Jesus? Wer sonst könnte unserem vergänglichen, sterblichen Leben einen solchen Glanz verleihen?


Gott ist kein Mensch gleichgültig


„Du hast Worte ewigen Lebens“, das will heißen: Du hast uns Dinge zu sagen, die uns nie­mand sonst sagen kann. Und wenn wir erlebt haben, wie du dein Leben verstanden hast, müs­sen wir sagen: Du hast recht. Du hast nicht egoistisch für dich selber gelebt. Du hast dich für deine Mitmenschen engagiert. Für die Armen und Alleingelassenen besonders. Du hast aus dem unbeirrbaren Vertrauen gelebt: Gott trägt mein Leben. Ihm ist kein Mensch gleichgültig. Er gibt niemanden verloren.

Ich weiß ja nicht, was Sie geantwortet hätten auf die Frage: „Warum bleiben Sie in der Kir­che?“ Aber das wären sicher gute Gründe, zu bleiben. Mögen wir momentan auch erleben, wie andere sich aus dem kirchlichen Leben verabschieden, vom Gottesdienst wegbleiben oder gar end­gültig aus der Kirche weggehen, austreten; mag auch das eine oder andere in der Kir­che manch­mal zum Davonlaufen sein, aber das, wie ich die Antwort des Petrus eben versucht habe, zu übersetzen, wenn das keine guten Gründe zum Bleiben sind?!

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