Mitterfels. Jungbauer Kilian Graf setzt nach der Hofübernahme auf Technik im Kuhstall

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Landwirtschaftsmeister Kilian Graf und seine Lebensgefährtin Monika Attenberger beim Füttern der Milchkühe im neuen Kaltstall.

Landwirtschaft 2.0

In Zeiten sinkender Agrarpreise und dem Wegfall der Milchquote ist für viele Landwirte die Entscheidung zur Modernisierung, Mechanisierung und Investition zum Problem geworden. Vielen Bauern und Landwirten bleibt häufig nur noch die Schließung ihres Betriebes. Mit fatalen Folgen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus der Region.

Ganz anders denkt der 22-jährige Landwirt und frischgebackene Landwirtschaftsmeister Kilian Graf aus Kleinkohlharn in der Gemeinde Mitterfels im Landkreis Straubing-Bogen. Im vergangenen Jahr hat er den elterlichen Hof als Betriebsleiter übernommen. Die Familie Graf bewirtschaftet den Hof mit Milchviehhaltung, Grünland, Ackerflächen und Wald bereits in der vierten Generation.

Neuen Weg eingeschlagen

landwirtschaft graf2Um den Hof zukunftsfit zu machen, geht Kilian Graf neue Wege. Bisher war das gesamte Milchvieh mit Jungvieh und Kälbern in mehreren Ställen untergebracht, was arbeitstechnisch nicht mehr zu schaffen war. So entschloss man sich, einen offenen, sogenannten Kaltstall ohne feste Mauern zu bauen. In diesem können Milchvieh und Nachzucht art- und tiergerecht untergebracht werden.

Die Kälber fühlen sich in der Box mit Stroh sichtlich wohl.

 

Seit März stehen 25 Milchkühe in dem offenen Laufstall mit Spaltenboden und Güllekeller. Insgesamt finden bis zu 50 Milchkühe und ihre Nachkommen Platz im Stall. Gummimatten aus Latex sowie eine Bürste sorgen für das Wohlbefinden der Tiere. Das gedämmte Dach mit Lichtfirst bringt Helligkeit ohne Hitze, der Güllekeller unter dem Stall spart Platz und ist leicht zu entleeren.

Auf dem neuesten technischen Stand ist auch die moderne Melkanlage. Hier kann das Melkgeschirr den Kühen von einem tiefer liegenden Melkgang aus angelegt werden, rückenschonend für den Melker. Die Kühe wandern einzeln in den Melkstand. Vor allem die jungen Kühe haben das schnell begriffen, erzählt Kilian Graf.

Gefüttert werden neben Heu als Kraftfutter Rapsschrot, Getreideschrot sowie Mineralfutter und Salz. Für trocken gestellte Kühe gibt es einen extra abgeteilten Bereich, sie bekommen weniger angereichertes Futter. Die Fütterung wird per Computer geregelt. Jede Kuh ist mit einer Nummer registriert und trägt an ihrem Vorderbein einen Minicomputer, der alle Daten wie Milchmenge und Kraftfutterbedarf speichert. So kann die Futtermenge effektiv zugeteilt werden und der Landwirt behält immer den Überblick. Drei Jungviecher dürfen bei den Grafs übrigens den Sommer über auf die Weide an der Höllmühle im Perlbachtal.

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Das gefällt: Eine Rückenbürste sorgt für das Wohlbefinden der Tiere.

 

Ab 2015 soll die Milchquote fallen. Das bereitet Kilian Graf sehr wohl Kopfschmerzen. „Es wird sich einspielen und über Nachfrage und Angebot regeln", meint der junge Landwirt. Es eröffnet aber auch neue Möglichkeiten, beispielsweise durch Selbstvermarktung, wenn dafür Nachfrage besteht.

Milch ohne Gentechnik

Kilian Graf arbeitet zusätzlich als Milchfahrer für Goldsteig und kommt dadurch viel herum. Beruhigend ist für den jungen Landwirt, dass die ganze Familie hinter ihm steht, vor allem, was die große Investition angeht.
Eine künftige Bäuerin gibt es ebenfalls schon auf dem Hof der Grafs: Die gelernte PTA Monika Attenberger stammt aus einem landwirtschaftlichen Anwesen in Haibach und hat ebenso viel Liebe zur Landwirtschaft wie ihr Freund Kilian.

Noch ein Anliegen des jungen Bauern: Auf dem Grafhof wird gentechnikfreie Milch erzeugt. Denn Mitterfels ist als gentechnikfreie Zone ausgewiesen.

Quelle: Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt (Magazin am Wochende) vom 5. Juli 2014

 

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