Mitterfels - Gelöbnisfeier 2014. Gedanken von Pfarrer P. Dominik

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Archivbild von der Gelöbnisfeier 2011

Am letzten Maisonntag lösen die Mitterfelser ein Versprechen ein, das Ende des Zweiten Weltkrieges gemacht wurde, wenn Mitterfels von Zerstörungen verschont bleibt. Zur Historie [mehr hier].

P. Dominik Daschner OPRAEM, kath. Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach-Herrnfehlburg, bei der Gelöbnisfeier am 25. Mai 2014:

In diesem Jahr 2014 jährt sich zum 100. Mal der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, dieser ersten großen humanitären Katastrophe des 20. Jahrhunderts. In verschiedenen Ausstellungen und Forschungsprojekten wird dieses Kriegsereignis zurzeit historisch aufgearbeitet. Ein britischer Historiker hat dabei eine berührende Geschichte zu Tage gefördert, von der ich gelesen habe.

Es war im Sommer 1916, in der Hochphase des Ersten Weltkriegs. Der britische Offizier Robert Campbell war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre als Kriegsgefangener in Magdeburg interniert, als ihn dort ein Brief seiner Schwester erreichte. Darin teilt sie ihm mit, dass ihre Mutter zu Hause im Sterben liegt: Krebs, ein paar Wochen hat sie vielleicht noch zu leben. In seiner Not wagt Campbell eine Verzweiflungstat: Er schreibt direkt an den Deutschen Kaiser einen Brief. Er wolle das Lager kurz verlassen, um seine Mutter in England noch ein letztes Mal sehen zu können, so seine Bitte.

Obwohl Campbell selbst kaum daran glaubte, erhielt er binnen weniger Tage Antwort von höchster Stelle. Ja, er könne gehen, ließ Kaiser Wilhelm II. überraschenderweise ausrichten. 14 Tage lang bekommt er Sonderurlaub, danach müsse er jedoch zurückkommen. Und noch überraschender: Als Sicherheit reichte dem Deutschen Kaiser das Ehrenwort des britischen Offiziers.

Und genauso kam es dann auch: Robert Campbell reiste nach England, wo er eine Woche am Bett seiner kranken Mutter verbrachte, um anschließend wieder brav nach Magdeburg ins Gefangenenlager zurückzukehren. Der Offizier hätte natürlich gefahrlos diese Gelegenheit zur Flucht nutzen können, aber er hat sein Ehrenwort gehalten, auf das hin der Deutsche Kaiser ihm diese ungewöhnliche Bitte gewährt hatte.

Diese bewegende Geschichte, liebe Gemeinde, hat manche Parallelen zu den Vorgängen am Ende des Zweiten Weltkriegs hier bei uns in Mitterfels. Dass Mitterfels dabei vor Blutvergießen, Zerstörung und Plünderung verschont geblieben ist, gründet sich auch auf ein gegebenes und gehaltenes Ehrenwort. Die Mitterfelser Bürger, die den heranrückenden amerikanischen Truppen entgegen gezogen sind, um eine kampflose Übergabe ihres Ortes anzubieten, haben sich mit ihrem Wort und ihrem Leben dafür verbürgt. Und die Sieger haben im Gegenzug versprochen, Mitterfels und seine Bevölkerung zu verschonen. Beide Seiten haben Wort ge-halten. So hat der Krieg für Mitterfels ein glimpfliches Ende gefunden. Daran erinnern wir heute mit dieser Gelöbnisfeier.

„Euer Ja soll ein Ja sein, und euer Nein ein Nein", so haben wir in der Lesung aus dem Mund des Apostels Jakobus gehört. Er überliefert damit exakt ein Wort Jesu aus seiner Bergpredigt, der den Menschen dies als Grundregel für ihr Reden und Handeln ans Herz legt: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen." Wie sehr es das Leben menschlich macht, dort, wo dies gilt, wo ein gegebenes Ja-Wort gehalten wird – selbst in der menschlichen Ausnahmesituation eines Gefangenenlagers -, das zeigt das bewegende Beispiel des kriegsgefangenen britischen Offiziers auf Heimaturlaub am Sterbebett seiner Mutter, gewährt auf sein Ehrenwort hin. Wie ein eindeutiges und eingehaltenes Ja-Wort zu Frieden führt, das sehen wir an den Vorgängen hier bei uns Mitterfels am Ende des Zweiten Weltkriegs. „Euer Ja ein Ja, euer Nein ein Nein" – das ist die Basis, auf der menschliches Zusammenleben gelingt. Wo hingegen diese Eindeutigkeit ins Wanken gerät, da ist die Saat für das Böse bereits ausgestreut.

Bei den Vorgängen am Kriegsende hier in Mitterfels, derer wir uns heute erinnern, da hat sich eine Gruppe von Pfarrangehörigen in der Kirche zusammengefunden, um diese Mission betend zu unterstützen. Und sie haben – so wird es überliefert - aus einem guten und richtigen Gespür heraus zu Maria gebetet. Denn Maria hatte auch ein Ja-Wort gegeben; ein Ja-Wort, das Gott hat Mensch werden lassen, das Frieden mit Gott gebracht hat, das zum Heil für die ganze Menschheit geworden ist. Wir haben ihr Ja-Wort zur Botschaft des Engels eben im Evangelium gehört.

Als junge Frau hatte Maria sicher auch ihre ganz persönlichen Lebenspläne gemacht. Aber sie hat ihre Lebenspläne hinten angestellt und ihr Ja gesagt zum Plan Gottes, sie hat sich rufen lassen, die Mutter Gottes zu werden, zum Wohl der Menschheit. Maria hat gesehen, was der Menschheit nottut und hat sich von Gott dafür in Dienst nehmen lassen und diesen Auftrag angenommen.

Und sie hat ihr Ja-Wort dazu nie zurückgenommen, es nie in Frage gestellt. Ihr Ja, ein Ja – ohne daran Herumdeuteln, ohne Hintertürchen. Maria hat ihr gegebenes Ja-Wort durchgetragen bis unter das Kreuz, auch in den Tagen der Verunsicherung, bevor an Pfingsten der Heilige Geist über sie und die Apostel gekommen ist.

Ja, wir können sogar sagen: durchgetragen bis heute. Als Mutter der Kirche sagt Maria weiterhin ihr Ja zugunsten der Menschheit, macht sie sich bis heute die Anliegen von uns Menschen zu eigen, um sie vor Christus, ihren Sohn, zu tragen, stellt sie sich als Fürbitterin in den Nöten der Menschen immer noch in den Dienst der Menschheit.

So kommen auch wir heute zu ihr mit unserer Bitte um die Bewahrung des Friedens hier bei uns - Die momentanen Vorgänge rund um die Ukraine zeigen, wie bedroht der immer wieder ist. -, oder dass Frieden werde, dort, wo Menschen unter Krieg leiden. Wir kommen mit der Bitte zu ihr, dass sie uns Menschen helfen möge zu derselben Eindeutigkeit im Reden und Tun, mit der sie ihr Ja-Wort gegeben und eingehalten hat, damit auch unter uns mehr und mehr gelten möge: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein." – für ein gutes, menschliches und friedliches Zusammenleben der Menschen.

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