BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)

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40 Jahre waren es im Jahr 2003, als dieser Beitrag fürs Mitterfelser Magazin 10/2004 geschrieben wurde. Also reden wir jetzt von 53 Jahren Lebensfreude mit dem und im Waldverein. (Red.)

 

Die Sektion Mitterfels im Bayerischen Wald-Verein konnte auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung auf über 40 Jahre Selbständigkeit zurückschauen. (In diesem Jahr 2016 sind es also 53 Jahre Selbständigkeit! Red.) Es gibt sie seit 1930 - aber während der ersten 33 Jahre waren die Mitglieder integriert in den Verkehrs- und Verschönerungsverein - mit einer Vorstandschaft. 1963 war es Otto Wartner, der die Wald-Vereins-Sektion selbständig machte und dann auch 21 Jahre ihr Vorstand war.

Da ich vom ersten Jahr der Selbständigkeit an dabei war, erlaube ich mir, die Charakteristikas der vergangenen 5 Jahrzehnte anzureißen.

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Am Treffpunkt Sparkasse (1968)

bw2aJüngere und Ältere (1972 O. W.)

In meinem Leben und im Lebenslauf vieler Vereinsmitglieder war es ein einmaliger Glücksfall, die Gemeinschaft von heimatverwurzelten Personen getroffen zu haben, die ihr Wissen auch an andere weitergaben. 1963 haben wir zum ersten Mal den Grenzkamm Falkenstein und Lackaberg erwandert, wir erlebten die Schachten im Herbst und wir sahen die abgebrannte Hütte des Hirten auf dem Kohlschachten. Wir erlebten den Michaelischnee auf dem Rachel. Ein Jahr später sahen wir die hohen Berge der Berchtesgadener Alpen mit dem Zahnarzt Dr. Schindler, der uns nach drei Tagen Hochgebirge heimwärts im Gäubodenvolksfest Straubing bei nur einer einzigen Maß kaum noch auf den Beinen sah. Es folgten die Aufbruchjahre der späten 60er. Wir hatten es „derschmeckt”, das Tourengehen im Sommer und im Winter. Der Kaitersberg mit seinen großartigen Kletterwänden war oft unser Ziel. Der Grenzkamm von Osser bis zum Lusen war im Winter unser tagelanges Tourengebiet auf Skiern. Im Gebirge schraubten wir mit der Zeit die Ansprüche der Schwierigkeiten nach oben. Im 5. Schwierigkeitsgrad konnten wir uns noch bewegen.

Der Tatendrang kannte keine Grenzen, als wir in Hochwies bei Rattenberg eine stark renovierungsbedürftige Hütte auftrieben, die unsere Vorstandschaft dann pachtete. Unsere gerade erworbenen handwerklichen Fähigkeiten waren auf dem Prüfstand. Für die Renovierung der Hütte war die Zustimmung unserer Sektion sehr groß, was uns natürlich ungeheueren Auftrieb gab. Für uns junge Erwachsene wurde die Hochwieshütte zur zweiten Heimat.

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Wintereinbruch beim Junggesellenabschied im Juni 1972 am Lusen

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Skitour auf den Schachten (1971)

Am Klettergarten Teufelsfelsen (1969)bw5a

So sah zum Beispiel ein Wochenende aus: Am Freitag, gleich nach der Arbeit, Fahrt nach Ramsau - Aufstieg zum Watzmannhaus und nach ein paar Stunden Schlaf machten wir die Watzmannüberschreitung. Am Samstag fuhren wir noch heim und wanderten zur Hochwieshütte. (In dieser Nacht haben übrigens Amstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond betreten, darum diese Erinnerung.)

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Zustieg zur Schärtenspitze-Nordwand

Dann kamen die 70er Jahre, die ebenfalls aufregend waren und doch ruhiger wurden, da wir eine Partnerin oder einen Partner fanden. Es gab die Energiekrise und den deutschen Terrorismus. Unsere familiären Verantwortungen wurden größer. Bald hatten wir unsere Sprösslinge auf Tour dabei. Die Hütte verlor an Bedeutung - sie wurde Ende der 70er aufgegeben. Unser BWV­Jahresprogramm war so gestaltet, dass wir es mit Familie wahrnehmen konnten.

Als sich dann Anfang der 80er Jahre die bisherige Vorstandschaft aus „Altersgründen” entschloss, die Verantwortung in jüngere Hände zu geben, konnten wir uns dieser neuen Herausforderung nicht entziehen. Wir nahmen an und bemühten uns auf der traditionellen Basis neue Gedanken einzubringen. Neben den Wanderungen konnten zur Erweiterung der Kenntnisse in der Natur Fachleute für Vorträge gewonnen werden. Wichtig war uns die Arbeit in der Heimat. Ein Naturschutzrat wurde ernannt. Wir schreckten auch vor politischer Einflussnahme nicht zurück: In Zusammenarbeit mit weiteren Gruppen erreichten wir, dass der Spitalwald noch Wald ist und keine Mülldeponie. Wir arbeiteten am „besseren Müllkonzept” mit, was dann bei der Volksabstimmung unterlag, aber dennoch bewirkte, dass sich in Sachen Müll einiges änderte.

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Von der Schönfeldspitze übers Steinerne Meer zum Watzmann (O. W.)

Nach der Wende 1990 kamen wir endlich zum Kennenlernen des Böhmerwaldes - u. a. wanderten wir im Riesengebirge.

Wir erlebten eine Wanderwoche auf der Nordseeinsel Spiekeroog und der Ostseeinsel Rügen. Der Trend des Kennenlernens einer Landschaft - ausgedehnt auf mehrere Tage - war stärker geworden. Wir wanderten im Ahrntal und in Kärnten. Die Ziele der engeren Heimat kommen nicht zu kurz. Wir gehen am Morgen und am Abend und bei der St.-Herrmann-Wallfahrt auch in der Nacht.

Von der Gründung bis heute erlebten wir alljährlich interessante Reiseberichte aus vielen Gegenden der Erde.

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Wegewart Franz Riepl bei der Arbeit

Die Sektion Mitterfels wird von der jetzigen Vorstandschaft (Stand 2003! Red.) getragen:

1. Vorstand Martin Graf - 2. Vorstand Franz Tosch - Wanderwart ist Albert Bogner, Schriftführer ist Alois Bernkopf, für Kultur ist Hopfner Rudi zuständig, Wegewart Franz Riepl markiert mit Helfern 60 km Wanderwege, Naturschutzwart Otmar Kernbichl organisiert u. a. die Pflege des Rindlschachten, Kassiererin ist Melanie Graf, und als Beisitzer arbeiten Leiderer Gerda und Ingomar Vinke mit.

Auch wir sind heute so weit, dass es an der Zeit ist, Vereinsverantwortung weiter zu geben. Mögen sich jüngere Wander- und Heimatbegeisterte finden, die mit ihren Kräften und Ideen die Vereinsgeschichte weiterleben lassen.

Wir danken unseren Gründungsmüttern und -vätern, die den Keim des „Waldes” in unser Leben geimpft haben. Allen voran dem Gründer Otto Wartner, der uns in der diesjährigen Jahreshauptversammlung über die vergangenen 40 Jahre einen gekonnt zusammengestellten Diavortrag zeigte.

Fotos: Martin Graf und Otto Wartner (Foto 2 und 8)

Quelle: Mitterfelser Magazin 10/2004, S. 79ff

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