1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 37 Mitterfels wird Schulort (1809)
Ab 1809 wurde in der Hiensölde in Mitterfels behelfsmäßig Unterricht erteilt. - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Mitterfels wird Schulort (1809)
1809 - das war spät für einen bedeutenden Amtssitz wie Mitterfels. Aber die Tradition lag nun einmal auf dem kleinen, mindest ebenso alten Kreuzkirchen. Von dort sind schon seit 1630 die Lehrer in lückenloser Folge bekannt, alle nur recht kärglich bezahlte Diener des Oberaltaicher Prälaten: 1650 betrug die Jahresentlohnung des Schullehrers Balthasar Schneller an Geld 6 Gulden, was neben dem Unterricht in Kreuzkirchen auch über die Wintermonate die täglichen Unterrichtsgänge nach Mitterfels einschloss. Aber fast alle waren dennoch froh um die Stellung und harrten lange aus: die Familie Fried drei Generationen lang, der Johann Caspar Osterrieder 32 Jahre, und sein Sohn Wolfgang sogar 52 Jahre. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1771 wurde er ein staatlich bestellter Lehrer. Sein Nachfolger seit 1788, Andrä Fuchssteiner, gehörte bereits zu jenen Lehrern, die an den neu eingerichteten Lehrerseminaren vorbereitet waren (das nächstgelegene war in Amberg).
Er erlebte nun in den Jahren 1803 und darnach den Umbruch in kirchlichen und schulischen Dingen. Noch war das Schullehrer- und Mesnerhaus klösterlicher Besitz gewesen - jetzt veräußerte es der Staat, und Fuchssteiner konnte es am 28. 6. 1808 um 116 Gulden 40 Kreuzer erwerben. Auch die "Schullehrerwies" an der Menach gehörte dazu (Pl-J Nr. 1660 Mitterfels). Den Wirrwar um Verlegung von Pfarrei und Schule nach Mitterfels aber machte er nicht mehr mit; als 63-Jähriger trat er ab, 32 Kinder hatte er zuletzt unterrichtet.
Am 9. Februar 1809 war durch königliches Reskript die Errichtung der Schule in Mitterfels verfügt worden. Das Generalkommissariat setzte voraus, dass das Landgericht Mitterfels auch den Pfarrer von dieser Mitteilung in Kenntnis setzt. Dieses unterließ aber die Benachrichtigung, und Pfarrer Kollbeck beschwerte sich deswegen beim Landgericht wie auch beim Generalkommissariat. Er beschuldigte den Landrichter Märkl, dass dieser immer einseitig handle, das Ärar in überflüssige Schulden stürze, die Aufträge des General-Landeskommissariats in München vom 28. Oktober 1805 nicht richtig durchgeführt habe, dem Schullehrer in Kreuzkirchen sein ohnehin sehr schmales Einkommen äußerst verkürze und sonst noch mehr. Kollbeck musste sich vor den Behörden verantworten und tat dies in einer 29 Bogen umfassenden Schrift mit all den uns schon bekannten Tatsachen, Wünschen und Plänen.
er Wirt Johann Hien stellte seine elterliche, leerstehende "Hiensölde" 1809 als "Schulhaus" zur Verfügung. Foto: Franz Wartner, 1986 - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Die "Hiensölde", ein Holzblockhaus - wie die meisten Häuser von Mitterfels vor 200 Jahren. - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Die ersten Mitterfelser Schulverhältnisse waren äußerst bescheiden. Für die Unterbringung stellte der Wirt Johann Hien seine elterliche "Hiensölde" zur Verfügung (das heute [zur Drucklegung der Chronik 1887! Red.] weitgehend noch im alten Bauzustand stehende "Attenbergerhaus", Burgstraße 37). Das Haus war damals von Hien nicht genutzt und daher auch in keinem besonderen Zustand. "Nässe und Finsternis sind die Haupteigenschaften - der Lehrer wohnt in Mangel an anderer Gelegenheit in einem Taglöhnerhäuschen zu ebener Erde, einer Höhle ähnlich, ohne Lichtung und Raum und kaum vor Nässe geschützt" - so wetterte Pfarrer Kollbeck. Den Schulbetrieb soll nach überlieferten Berichten ein "provisorisch geprüfter" Schneider mit nur elf Kindern begonnen haben. Doch dann war zehn Jahre lang Fuchssteiners Sohn Georg Lehrer in Mitterfels.
Lassen wir noch einmal Pfarrer Kollbeck zu Wort kommen: "Man hat nach Auflösung des Klosters Oberaltaich das dorthin gehörige Schulhaus in Kreuzkirchen nebst Wiesgründen zu sehr leichten Preisen an den Schullehrer verkauft. Jetzt haben wir also kein Schulhaus mehr, denn es ist Eigentum des Schullehrers. Auf dem Buckel kann er es nicht nach Mitterfels tragen. Man wird ihn aber auch nicht zwingen, dass er es verkaufe und nach Mitterfels ziehe oder als 63-jähriger Mann dorthin gehe über die abscheulichsten Wege, jeden Tag, über Berg und Tal, bei Eis und Schnee, fast 3/4 Stunden weit, um dort Schule zu halten. Tut er dies nicht, so ist es den Mitterfelser Kindern zu weit nach Kreuzkirchen. Weigert er sich aber nicht, so wird es den um Kreuzkirchen liegenden Ortschaften zu weit nach Mitterfels. Es müssen also zwei Schullehrer aufgestellt werden. Die kosten aber doppelt mehr als einer, und mit einem Esel wäre uns nirgend gedient. Der Neue muss geschickt sein, wird aber auch den geziemenden Lohn fordern. Wer soll die Baukosten zum neuen Schulhaus in Mitterfels tragen? Vermutlich wird der König diese Last von der Gemeinde fordern. Diese aber ist bettelarm und hat heuer die drei bis vierKlafter Holz für den eigenen Schulhalter nur mit großer Müh ausgemittelt. Und es wäre gerade hier eine gute Schule so notwendig. Die jetzige gegenwärtige Schule ist ja in jeder Hinsicht eine wahre Satire auf eine Schule. Die Gemeinde will und kann für ihre Kinder nicht einmal die nötigen planmäßigen Bücher beschaffen; darum habe ich sie heuer, damit doch etwas geschehe, ohne Unterschied für Reiche und Arme herbeigeschafft."
Das erste richtige Schulhaus wurde neben Pfarrhof und Georgskirche errichtet und diente von 1831 bis 1879 als Schule. - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Der Behelfszustand dauerte in Mitterfels bis 1831; erst dann kam die Gemeinde zu einem ordentlichen Schulhaus gleich neben Pfarrhof und Kirche. Zwei Dritteldes Grundes stellte die Gemeinde, ein Drittel die Pfarrei (eine Überschreibung auf die Gemeinde fand erst in jüngster Zeit statt). Das Äußere des Hauses hat sich bis heute kaum verändert, auch der Stadel und der winzige Kuhstall darunter sind noch vorhanden (wie lange noch?). [1987, als die Chronik schon im Druck war, abgerissen! Heute ist das Haus – saniert und entsprechend umgebaut – Teil der Kreismusikschule. Red.] Nur im Innern wurden nach Auflassung Mauern eingezogen, um mehr Räume für die Lehrerwohnung und für die Gemeindekanzlei zu bekommen. Das Schulhaus war bereits für zwei Klassen gebaut, ab 1831 wurde dafür ein weiterer Hilfslehrer angestellt. Die beiden Schulräume, 52 und 41 Quadratmeter groß, nahmen das ganze Obergeschoß ein. Im (teils feuchten) Erdgeschoss lag die Lehrerwohnung, der Flur lief mittendurch. Ein viel zu kleiner Abort war beim Treppenpodest angefügt. Eine eigene Wasserversorgung gab es nicht, auch keinen Platz für Garderobe und die vielen Holzschuhe der Kinder, deren Zahl nach und nach auf über 100 stieg.
Postkarte um 1905; Sammlung Christl Jakob - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Bis 1878 mussten diese beengten Verhältnisse für die Schule taugen, dann gab es den Neubau eines geräumigeren Schulhause. Darüber wird in Kap. 52 berichtet.
So hat man um 1809 geschrieben, als Mitterfels Schulort wurde. - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
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