Überraschungen am Heiligen Berg

 

Kulturforum Oberalteich: Vortrag mit Kreisarchäologen Husty über Besiedlungstätigkeit

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Ein ausgedehntes Gräberfeld wurde auf dem Bogenberg gefunden.

"Überraschungen am Heiligen Berg Niederbayern - neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Besiedlung am Bogenberg", dieser Titel eines Vortrags von Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty im Kulturforum Bogen/Oberalteich machte neugierig und zog viele Besucher an. Eingeladen hatte der Förderverein Kultur und Forschung Bogen/Oberalteich, dessen Vorsitzender Dr. Dionys Daller einen interessanten Abend versprach.

Anhand einer Bilderpräsentation und mit Grafiken zeigte Dr. Husty einen Überblick über die Forschungen zur Siedlungstätigkeit quer durch die Zeiten auf dem Bogenberg. Anlass waren archäologische Ausgrabungen im Rahmen der Bautätigkeiten 2011/2012 im Pfarrzentrum . Als einer der Ersten habe H. J. Hundt, ehemaliger Leiter des Gäubodenmuseums Straubing, 1950 mit Ausgrabungen auf dem Bogenberg begonnen und Pfosten- und Siedlungsgruben mit Funden aus der Bronze- und Urnenfelderzeit entdeckt. Die noch heute sichtbaren, markanten Wälle am Bogenberg weisen auf eine befestigte Höhensiedlung in dieser Zeit hin. Bereits 1985 förderten Flächengrabungen im Rahmen der Friedhofserweiterung zahlreiche Befunde zutage wie z. B. Pfostenlöcher, die der Archäologe Professor Schauer zu linearen Strukturen von Hausgrundrissen zusammenstellte. Im Zentrum könnte ein riesiger Pfostenbau gestanden haben, der dem 10. oder 9. Jahrhundert v. Chr. zuzuordnen sei, ebenso wie mehrere Hinweise, die auf eine dichte Besiedelung des Bogenbergs bereits in der Bronzezeit schließen lassen.

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Diese Reiterfigur könnte ein Kinderspielzeug gewesen sein.

Als 2011/2012 Teile des ehemaligen Bogenberger Pfarrhofs abgerissen wurden, begann man auf zwei Flächen mit intensiven archäologischen Ausgrabungen, berichtete Husty. Gefunden wurden Zeichen einer regen Siedlungstätigkeit zwischen dem 11./12. Jahrhundert bis ins 17./18. Jahrhundert. Nicht nur zahlreiche Pfostengruben aus unterschiedlicher Zeit seien gefunden worden. Neolithische Keramik beweise, dass die Besiedelung des Bogenbergs um 2000 Jahre nach hinten in die erste Hälfte des 5. Jahrtausends verschoben werden müsse. Funde von massiven Pfostenreihen, die eventuell zusammenhingen, werfen bis heute viele Fragen auf, so Husty.

Drei mächtige Pfosten im Quadrat - der vierte könnte später zerstört worden sein - könnten auf einen Turmbau aus dem 11./12 Jahrhundert hinweisen. Reste von Öfen belegten auch handwerkliche Tätigkeiten auf dem Bogenberg. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts habe die Holzbauweise der Steinbauphase Platz gemacht. Im Rahmen der Ausgrabungen wurden Mauerzüge freigelegt und Kanalgräben geöffnet: Interessanteste Funde waren die Reste eines großen Gefäßes aus dem 15. Jahrhundert und einer kleinen, glasierten Reiterfigur, womöglich eines Kinderspielzeugs.

Auf der Grabungsfläche unter dem ehemaligen Pfarrheim wartete eine große Überraschung auf die Archäologen: Man fand 55 Bestattungsplätze mit 43 Gräbern aus der Zeit zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert n. Chr., allerdings meist ohne Beigaben. Es waren fast ausschließlich Männerskelette von Personen zwischen 20 bis 35 Jahren, gut ernährt, aber mit schlechten Zähnen, was auf eine Ernährung von Getreidebrei und wenig Fleisch schließen lässt, so Husty. Kinderskelette konnten nicht gefunden werden. Besonders interessant sei das Skelett eines Mädchens mit gebrochener Rippe, das vermutlich eines gewaltsamen Todes starb. Hier wurden eine bronzene Fibel und Schlaufohrringe gefunden -"vielleicht ein Adelsgrab aus der Zeit um 700 n. Chr." Wie die Archäologen herausfanden, wurde der Friedhof etwa 100 Jahre lange zwischen 650 bis ¬etwa 750 n. Chr. von vielleicht vier Generationen genutzt. Da in dem Friedhof fast ausschließlich Männer bestattet wurden, wird überlegt, ob es sich hier nicht um die Angehörigen eines bayerischen Urklosters, des Klosters "Berg im Donaugau" handeln könnte, meinte Husty. Dem stimmte in der nachfolgenden Diskussion Kreisheimatpfleger Hans Neueder zu. Nach wie vor offen seien jedoch Fragen zum Standort der Burg der Grafen von Bogen, meinte Husty.


 

Quelle: Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt vom 25. Februar 2014, Seite 17

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