Wie lange gibt es die Bogener Eisenbahnbrücke noch?

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Bogener Eisenbahnbrücke im Jahr 2006, als sie monatelang fest in der Hand der Arbeiter und Messtechniker war. (Fotos: map)

Beim Planfeststellungsverfahren zum Donauausbau ist auch die Zukunft der Brücke Thema

 

Im Stundentakt sind die roten Dieseltriebwagen der Gäubodenbahn nach Bogen unterwegs. Kurz bevor sie die Stadt erreichen, rollen sie auf der Eisenbahnbrücke über die Donau. Aber wie lange noch? Die Brücke ist alt und niedrig. Was wird im Zuge des anstehenden Donauausbaus also mit ihr geschehen? – Sollte sie abgerissen werden, stünde Bogen ohne Bahnanbindung da. Oder kommt ein Neubau? Die neue Brücke für Deggendorf hat allerdings 47 Millionen Euro gekostet. Und anders als im Deggendorfer Fall ist Bogen die Endstation, denn die frühere Bahnverbindung nach Miltach gibt es schon lange nicht mehr.

Es ist ein Thema, das Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer Magendrücken beschert. Ungern erinnert er sich an die „bahnlose“ Zeit 2006, als die über hundert Jahre alte Brücke wegen dringender Reparaturarbeiten monatelang nicht zur Verfügung stand. Beim Gedanken, Bogen ohne die Bahn könnte irgendwann ein Dauerzustand werden, packt ihn das Grauen. „Für die Stadt ist die Bahnverbindung elementar wichtig“, betont er. „Wir haben über 10 000 Einwohner, dazu kommt das Hinterland.“

Strecke bis 2024 bestellt

Nächstes Jahr wird die Verbindung wieder unter die Lupe genommen: 2016 erfolgt „die nächste Regelbegutachtung der Eisenbahnbrücke durch den Fachbeauftragten“, teilt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage mit und fügt an, dass die Strecke von Straubing nach Bogen noch bis Dezember 2024 durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft bestellt sei. „Für diesen Zeitraum wird auch die erforderliche Infrastruktur vorgehalten.“ In den nächsten Jahren würden jedoch bereits Gespräche „in Bezug auf den Donauausbau aufgenommen“.

Denn das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Donau, Teilabschnitt Straubing-Deggendorf, läuft seit September. „Noch vor den Sommerferien wird es Erörterungstermine geben“, kündigt Baudirektor Johannes Schiller von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Außenstelle Süd, an.

Brücke sehr niedrig

Unter Donau-Kilometer 2311,27 ist die Eisenbahnbrücke der Deutschen Bahn im Bauwerksverzeichnis eingetragen. Als aktuelle Durchfahrtshöhe bei höchstem Schifffahrtswasserstand – der obere Grenzwasserstand, bis zu dem der Verkehr auf einer Wasserstraße zulässig ist – sind fünf Meter angegeben. „Die Bogener Brücke ist die niedrigste der Donaustrecke unterhalb von Regensburg“, erläutert Schiller, „wäre dieser Engpass beseitigt, wäre die niedrigste Brücke eine unterhalb von Kachlet, die ist aber über einen Meter höher als die Bogener.“

Immer wieder verkalkulieren sich Schiffsführer bei Bogen: Im Juli 2011 beispielsweise landete das Dach eines Frachters in der Donau, dessen Steuerhaus mit voller Wucht gegen die Brücke geprallt war. Im Mai 2013 wurden die Aufbauten eines nagelneuen Kreuzfahrtschiffes abrasiert. Werden heute Brücken neu gebaut, haben sie eine Durchfahrtshöhe von acht Metern – und auch ganz andere Pfeilerabstände. „45 Meter beträgt die Breite derzeit, bei einem Neubau wären das 90“, sagt Schiller.

Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens muss auch die Brücke behandelt werden. Es geht laut Schiller dabei einerseits um die Standsicherheit der Brücke – also darum, ob sie gefährdet ist, wenn Schiffe die Pfeiler oder den Überbau rammen –, andererseits um die Gefahr für die Schifffahrt: Auf den Schiffen befinden sich Besatzung und Passagiere oder Ladung, zu der auch Gefahrgut gehören kann.

Frage der Schiffsstoßlasten

„Wir haben die Bahn angeschrieben und um Unterlagen gebeten“, führt Schiller zum Vorgehen aus. „Wenn wir von ihr die Unterlagen mit den Daten der Brücke haben, ermittelt die Bundesanstalt für Wasserbau daraus die Schiffsstoßlasten.“ Falle das Ergebnis nicht zufriedenstellend aus, „dann ist mindestens die Sicherung der Brücke erforderlich“.

Sollte dafür viel Geld in die Hand genommen werden müssen, sei die Frage, ob es nicht in einen Neubau besser investiert wäre. – Wer wie viel zu bezahlen hätte, müsste im Fall der Entscheidung zum Neubau Schiller zufolge erst vereinbart werden. „Bei Deggendorf entfielen 50 Prozent auf die Bahn, 50 Prozent auf den Bund, der für die Wasserstraße zuständig ist. Genauer: Von dieser Hälfte kamen zwei Drittel vom Bund, ein Drittel vom Land.“

Problem: die Endstation

Angesichts der für einen Neubau im Raum stehenden Summen dürfte es allerdings dann erst einmal wohl wieder darum gehen, ob die Bahnlinie überhaupt eine Zukunft hat: „Die Bedeutung der Strecke ist ja eine andere als in Deggendorf“, sagt Johannes Schiller. – Das ist auch Bürgermeister Franz Schedlbauer klar. „Unser größtes Problem ist, dass wir die Endstation sind.“ Dennoch hofft er. Nach europäischem Recht dürfe der Donauausbau keine Verkehrsverbindung abschneiden, sagt er. Und gibt sich kämpferisch: „Bogen darf nicht durch den Donauausbau abgehängt werden.“

Auch auf frühere Beteuerungen aus München baut er: Vor einigen Jahren sei seitens der Bayerischen Eisenbahngesellschaft und des bayerischen Wirtschaftsministeriums versichert worden, am weiteren Bestehen der Brücke festhalten zu wollen. Im Übrigen, so merkt er an, sei Bogen als Kleinstadt durchaus „kampferprobt“ und schiebt auf gut Bairisch hinterher: „O’brenna lass’ ma nix!“

800 Fahrgäste an Schultagen

Als tatkräftige Mitstreiter hofft er auf den Landkreis sowie die Mandatsträger. Immerhin hätten Zählungen – sie wurden vor rund zehn Jahren durchgeführt – ergeben, dass zu Schulzeiten täglich etwa 800 Fahrgäste die Verbindung nutzen.

An das Chaos, das ausbrach, als die Brücke im Jahr 2006 unverhofft geschlossen werden musste, weil größere Schäden am Bauwerk zutage getreten waren, erinnert er sich lebhaft. Sei die Brücke irgendwann nicht mehr zu sanieren, müsse unbedingt ein Neubau her.

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Mit einer dann höheren Brücke lasse sich auch die Lücke im bestehenden Hochwasserschutz schließen. Derzeit sei die Mauer im Bereich der Brücke niedriger, und beim letzten großen Hochwasser war dort die Oberkante laut Schedlbauer fast erreicht.

Zu einer neuen Brücke hätte die Stadt Bogen zwar keinen finanziellen Beitrag zu leisten – aber Geld aufgewendet, um die Bahn weiterhin attraktiv zu halten, hat sie längst: So hat sie etwa den Bahnhof erworben und saniert, in dem heute ein Bistro und die Dauerausstellung zum Thema „Die Donau und der Bogenberg“ untergebracht sind, und auch der Bahnhofsvorplatz mit Busbahnhof ist neu gestaltet worden. Jüngst haben Bahn und Stadt Bogen sich gemeinsam um die Barrierefreiheit gekümmert.


Quelle: map, in: Bogener Zeitung vom 28. Februar 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)

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