Initiator und Bauleiter des Mitterfelser Waldschwimmbades
Am 2. August 1936 wurde in Mitterfels das Waldbad im Perlbachtal eingeweiht. Es war weit und breit das einzige Schwimmbad. Selbst die Straubinger ...
... mussten damals noch in ihrem Flussbad in der Donau schwimmen. So wurde das Mitterfelser Waldbad schnell zu einem Ausflugsziel auch für die Straubinger. Vom Bahnhof Mitterfels war man ja in 15 Minuten beim Schwimmbad im Perlbachtal.
Joseph Obermayer - neuer Gefängnisverwalter
1934 verschlugen die Zeitläufte den Verwalter des Memminger Landgerichtsgefängnisses Joseph Obermayer in die kleine Welt des Mitterfelser Gerichts. Schnell hatte er sich mit der neuen Umgebung angefreundet. Burggraben, Schlossberg und Perlbachtal, alles direkt vor seiner Haustüre, bewogen ihn, mit seinen Gefangenen die dortigen Spazierwege instand zu setzen und auszubauen.
Seine Idee
Da kam ihm der Gedanke, für Mitterfels auf gleiche Weise auch ein Schwimmbad zu erstellen. Als schönster Platz bot sich die Freifläche neben dem Steinbruch an, wo man ein Jahr zuvor das Material für die neue Steinburger Straße gewonnen hatte.
Bei der 1. Mai-Feier 1935 bei Moosmüller rückte er mit seinem Plan heraus. Das Angebot unentgeltlicher Arbeitskräfte gab es kein zweites Mal, und so fand er Zustimmung und Unterstützung bei Gemeinde und Verschönerungsverein.
Wie es dann weiterging, das hat uns Obermayer am 19. 9. 1980 selbst erzählt. Als er von unserem Vorhaben erfuhr [nämlich „Bilder erinnern“ mit dem Thema „Waldbad“ in Buchform herauszugeben – Red.], kam er, der 88-Jährige, eigens von Memmingen nach Mitterfels gereist. Es war eine Freude, ihm bei seinen Erinnerungen zuzuhören. Bereits ein Vierteljahr danach, am 6. 1. 1981, ist er verstorben.
Gefangene und freiwillige Helfer arbeiteten gemeinsam
Die Arbeiten begannen im Juli 1935, noch ohne Plan und Genehmigung. Vier bis sechs Gefangene, Leute mit meist kleinen landläufigen Delikten, standen täglich zur Verfügung. An den Wochenenden fanden sich zahlreich freiwillige Helfer ein. Die meisten aus Obermayers Erinnerungen sind schon nicht mehr am Leben: sein Chef, Oberamtsrichter Dr. Kelber (dessen Ausspruch: „Heute bin ich Ihr Untertellter“ ), Notar Dr. Dr. Dr. Bott, Kommissär Fuchs und Förster Mehling, Pronold Karl und Stiegler Edi, Rappl Karl und der Schneider Vierthaler, Kißl Paul und Attenberger Karl, Wörgetter Sepp und Stolz Franz, Hirtreiter Otto und Irlbeck Max als Sprengmeister.
Kißl Eugen zimmerte auf eigene Kosten die schönte Badehütte zusammen. (Sie wurde nach dem Krieg von freiwilligen Helfern als Ganzes neben den Bach transportiert, wo sie dann der Wasserwacht zur Verfügung stand. Die neue Badehütte wurde vom Banater Professor Mihailowitsch in vielwöchiger Arbeit unentgeltlich ausgestattet. Den Dachstuhl zimmerte - umsonst - Kißl Eugen.)
Eine Episode beim Bau: Flucht eines Gefangenen
Dass unserem braven Obermayer einmal ein Gefangener in die Wälder verschwand, soll auch nicht vergessen sein. Von den drei Mann, die er zum Sandholen schickte, kehrten nur noch zwei zurück. Ein ernsthaftes Ermittlungsverfahren setzte ein. Aber das Ganze wurde dann mit Lageskizze und dramatischer Darstellung „hingekriegt“: der Entlaufene habe ein Spaziergängerpaar als Deckmantel genutzt, so dass er, Obermayer, nicht habe schießen können.
Einweihung mit großem Programm am 2. August 1936
Foto vom Tag der Einweihung - Ansichtskarte Erdt, Photoanstalt Nürnberg; Sammlung Otmar Kernbichl
1936 war das Bad fertig. Sogar ein Eigenbau-3 m-Brett gehörte dazu. Es stand die schöne Blockhütte, mit Tischen und Bänken davor. Ein Steg führte hinüber zur gefassten Trinkquelle. Am 2. August war Einweihung, mit Ausschank und Blaskapelle Grimm, mit abendlichem Lampionfest und Feuerwerk (trotz Walde!). Zuletzt zog ein großer Lampion-Mond seine Bahn von der höchsten Tannenspitze jenseits bis zu den oberen Felsen des Steinbruchs.
Das Waldbad wurde schnell ein beliebtes Ausflugsziel. Das mitunter recht kalte Wasser nahm man in Kauf; die einmalig schöne Lage im Perlbachtal machte alles wett. Außerdem gab es weitum kein Freibad dieser Art. Selbst die Straubinger waren damals noch auf ihr Flussbad in der Donau angewiesen.
Joseph Obermayer wurde zum Ehrenbürger ernannt
Obermayer verließ bereits 1937 Mitterfels; er wechselte an das Gerichtsgefängnis Kötzting. Bei seinem Abschied am 26. Oktober überraschte ihn Bürgermeister Hafner mit der Ernennung zum Ehrenbürger.


