Mitterfels
Mitterfels. Neubau für Menschen mit Hirnschädigung
Beim Spatenstich (v. l.): Altbürgermeister Heinrich Stenzel, Bezirksrat Ludwig Waas, stellvertretender Landrat Andreas Aichinger, der Mitterfelser Bürgermeister Andreas Liebl, Bezirksrat Franz Schreyer, Helmut Dietl, Gründer der Elterninitiative, MdL Josef Zellmeier, Einrichtungsleiter Axel Weigert und KJF-Direktor Michael Eibl Foto: Sebastian Schmid – Vergrößern durch Anklicken!
Endlich eine eigene Wohnung – Bauträger: Katholische Jugendfürsorge
Der Bau des neuen Standorts der Wohngemeinschaften St. Hildegard mit 24 Wohneinheiten in Mitterfels hat begonnen.
Dazu fand jetzt der offizielle erste Spatenstich statt. Gemeinsam nahmen der Direktor Michael Eibl der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), Einrichtungsleiter Axel Weigert, MdL Josef Zellmeier, Andreas Aichinger, stellvertretender Landrat, Andreas Liebl, Bürgermeister von Mitterfels, Altbürgermeister Heinrich Stenzel, Helmut Dietl, Gründer der Elterninitiative, sowie die beiden Bezirksräte Franz Schreyer und Ludwig Waas den symbolischen Spatenstich vor. Ihnen dankte Michael Eibl für ihr großartiges Engagement bei der Realisierung des Bauvorhabens - allen voran der Regierung von Niederbayern und dem Bezirk Niederbayern, ohne deren Zuschüsse das Projekt nicht zu stemmen wäre.Die neue Wohneinrichtung der Wohngemeinschaften St. Hildegard in Mitterfels wird das Wohnangebot der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg für erwachsene Menschen mit Behinderung in der Region Straubing-Bogen erweitern sowie Wohnplätze für Menschen mit erworbener Hirnschädigung anbieten, die in der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels beschäftigt sind.
Angesprochen sind Personen, die ein hohes Interesse haben, so selbstständig wie möglich zu wohnen, und die dennoch der Struktur des gemeinschaftlichen Wohnens bedürfen sowie nachts auf einen Bereitschaftsdienst angewiesen sind. Dass diese Wohnsituation speziell auf Menschen mit erworbener Hirnschädigung abgestimmt ist, stellt eine Besonderheit der WG Mitterfels dar. „Die Menschen wohnen hier in einer familiären Atmosphäre, einen Steinwurf von ihrem Arbeitsplatz in der Werkstätte entfernt“, so Eibl.
Was ist, wenn die Eltern nicht mehr können?
MdL Zellmeier wies in seiner Ansprache auf die Dringlichkeit hin, mit der diese Einrichtung gebraucht wird: „Viele Eltern stellen sich die Frage, was aus ihren Kindern wird, wenn sie sich nicht mehr kümmern können? Wo können sie eigenständig und gleichzeitig umsorgt leben? Die Wohngemeinschaften St. Hildegard sind bekannt dafür, diesen Rahmen zu bieten.“ Allerdings gebe es mehr Anträge, als Fördergelder zur Verfügung stünden. „Dafür müssen wir Mittel im Haushalt bereitstellen“, so Zellmeier.
Kosten auf über fünf Millionen Euro veranschlagt
Das Mehrparteienwohngebäude bietet 24 Personen in vier Wohneinheiten auf insgesamt 1.233 Quadratmeter Platz. Davon sind 66 Quadratmeter rollstuhlgerecht und weitere 75 Quadratmeter barrierefrei. Gemeinschaftsflächen mit Pflegebad, offenen Wohnräumen und Essküchen für zwei Wohneinheiten mit jeweils sechs Wohnschlafräumen ergänzen sechs Einzelappartements und sechs Tandemappartements. Die Kosten belaufen sich laut Fortschreibung des Baukostenindex aktuell auf über fünf Millionen Euro. Die Bayerische Staatsregierung leistet über die Regierung von Niederbayern einen Zuschuss in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro und der Bezirk Niederbayern in Höhe von 529.000 Euro. „Wir bedanken uns bei unseren Zuschussgebern, der Regierung und dem Bezirk Niederbayern, und für die Unterstützung unseres Bauvorhabens durch MdL Josef Zellmeier, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, sowie bei den vielen Familien, die sich in ihrer Elterninitiative mit uns für den Bau der Wohneinrichtung auch politisch stark gemacht haben. So können ihre erwachsenen Kinder mit Behinderung ein selbstständiges Leben führen.“
Namentlich nennt KJF-Direktor Michael Eibl den betroffenen Vater Helmut Dietl, der sich seit 2016 mit der Gründung der Elterninitiative vehement für den Bau der Wohneinrichtung eingesetzt hatte. Bereits im März 2017 hatte die Initiative den ersten Antrag auf finanzielle Förderung an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales gestellt. „Wir sind sehr froh, dass alle unsere Anstrengungen nun Früchte tragen. Denn die Wohnungen werden dringend gebraucht“, fasst es der KJF-Direktor zusammen.„2017 hatten wir den ersten Antrag für diese Wohneinheiten“, erinnerte sich Andreas Liebl, Bürgermeister der Marktgemeinde Mitterfels. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit, ich habe in der Bruder-Konrad-Werkstätte Zivildienst geleistet und blicke gerne auf diese Zeit zurück.“ Liebl dankte allen Beteiligten für die harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
„Durch meine Arbeit als Lehrer weiß ich, dass es Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung gibt“, berichtete Andreas Aichinger, stellvertretender Landrat. „Umso wichtiger ist es, dass diese Wohneinrichtung mitten im Ort liegt. Nur so können wir Barrieren abbauen – und das sind wir als Gesellschaft schuldig.“
Inklusion braucht Engagement
Die Einbeziehung in die Nachbarschaft und das Leben in der Gemeinde Mitterfels wird auf vielfältige Weise gefördert. Ausgangspunkt dafür ist die zentrale Lage der Wohneinrichtung. Gut fußläufig erreichbar sind die Einkaufsmöglichkeiten, Apotheke, Ärzte, Cafés und Restaurants. Da jedoch Inklusion nicht von selbst passiert, sind die Bewohnerinnen und Bewohner gefragt. Ihre Bedürfnisse fließen in die künftige Maßnahmenplanung ein, so dass diese am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Darüber hinaus sind gemeinschaftliche Projekte mit Bürgergruppierungen der Gemeinde Mitterfels geplant, beispielsweise mit Musik- und Sportgruppen. Nicht alles muss dabei durch die Wohneinrichtung selbst unterstützt werden, wenn sich die Vorstellungen der Verantwortlichen umsetzen lassen. KJF-Direktor Michael Eibl: „Ehrenamtliches Engagement hilft uns ungemein, unser modernes Inklusionskonzept hier in Mitterfels umzusetzen. Ich hoffe und wünsche uns allen, dass dies gut gelingt.“
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