Teilhabe am Arbeitsleben im „Corona-Modus“

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Werkstätten St. Josef wieder geöffnet – wichtig für die Integration im Alltag

Die Geschäftsführerin der KJF Werkstätten St. Josef gemeinnützigen GmbH, Evi Feldmeier, und Erika Stelzl, Vorsitzende des Werkstattrats Mitterfels, erklären, warum die Wiederaufnahme der Arbeit für alle so wichtig war und wie sehr man sich gegenseitig braucht – nicht nur in Corona-Zeiten.

Am 15. Dezember 2020 wurde ein erneutes Betretungsverbot für die Werk- und Förderstätten in Bayern erlassen. Das stieß auf Unverständnis – bei vielen Mitarbeitern mit Behinderung der gemeinnützigen KJF-Werkstätten und deren Angehörigen oder Vertretern sowie auch bei Verbänden und Interessenvertretungen, wie der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte. Sie sprachen sich im Sinne von Inklusion, Selbstbestimmung und Teilhabe klar für die Wiederöffnung der Werk- und Förderstätten aus und hatten Erfolg: Seit 11. Januar darf in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung wieder „eine Beschäftigung und Betreuung von Menschen mit Behinderung unter Berücksichtigung coronaspezifischer Anforderungen“ stattfinden, wie das Gesundheitsministerium bekanntgab.

Gang in die Isolation und Stillstand

Das erste Betretungsverbot hatte es am 18. März 2020 im Zuge des ersten Lockdowns gegeben. Für viele Mitarbeiter bedeutete das nicht nur den Gang in die Isolation, sondern auch einen Stillstand für behinderungsbedingt erforderliche Therapien und Fördermaßnahmen. Hinzu kam für viele große Angst: zum einen vor dem unbekannten Virus, zum anderen um das monatliche Arbeitsentgelt und damit zum Teil auch um die Existenz. Der Weg zurück an den Arbeitsplatz in den Werk- und Förderstätten ging danach in ganz kleinen Schritten. Die ständig sehr kurzfristig getroffenen Vorgaben in den Verfügungen stellten die Organisation in den Werk- und Förderstätten sowie die betroffenen Menschen mit Behinderung vor enorme Herausforderungen.

Inklusion im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben? Mitbestimmung im Sinne des Bundesteilhabegesetzes? Davon sei in dieser Zeit nicht wirklich etwas spürbar gewesen, bedauern Evi Feldmeier und Erika Stelzl in ihrer Mitteilung. In den Werk- und Förderstätten wurden umfassende Hygiene- und Schutzkonzepte erstellt, die ständig an die wechselnden Vorgaben angepasst wurden.

Die Beschäftigung und Betreuung unter coronaspezifischen Anforderungen ist alles andere als normaler Werkstättenalltag. Aber die gewohnte Tagesstruktur, die Teilhabe am Arbeitsleben und die Sicherstellung einer Assistenz und Begleitung durch diese Corona-Pandemie sei sehr wichtig. „Eigentlich haben wir gar nicht wirklich damit gerechnet, dass die Werk- und Förderstätten ab 11. Januar wieder öffnen dürfen. Aber umso mehr haben wir uns darüber gefreut“, erzählt Evi Feldmeier. „Wir passen gut aufeinander auf“ heißt das gemeinsame Motto und alle wissen, dass das nur gelingt, wenn die Regeln eingehalten werden.

Ein Stück Normalität kehrte zurück

KJF1 Soz einrichtungen Corona1Erika Stelzl ist Vorsitzende des Werkstattrates der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels. Auch sie ist sehr froh darüber, dass das Betretungsverbot für die Werkstätten und Förderstätten so schnell wieder aufgehoben wurde. Ihre Arbeit in der Werkstätte bezeichnet sie als persönlichen Glücksfall. Seit einem Unfall lebt sie mit einer körperlichen Beeinträchtigung. In der Werkstattumgebung lernte sie das Sprechen wieder. Heute engagiert sie sich neben ihrer Arbeit in der Wäscherei im Mitterfelser Werkstattrat für die Beschäftigten.

„Die Menschen hier“, sagt sie, „brauchen einen strukturierten Tagesablauf und das Miteinander.“ Sie schwärmt vom herzlichen Umgang und der Fürsorge untereinander, es sei wie in einer Familie: „Wir helfen uns gegenseitig und verzeihen schnell, wir sind füreinander da, man kann fast sagen, wir lieben uns.“ Und wenn manch einer einmal über die Arbeit meckere, sagt sie, sei es ein Stück Unabhängigkeit und Normalität, über das sie froh seien, es wieder zurückzuhaben.

 

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