Sind Gedanken schon Denken?

2023 02 06 Urauffuehrung Karotte

Mit der Uraufführung von „Die Erzählung des großen Löffels“ im voll besetzten Theater Hirschberg bot das Puppentheater Karotte am Samstag den Besuchern einen vergnüglichen Abend. Foto: Josef Unterholzner – Vergrößern durch Anklicken!

Falkenfels: Amüsante Uraufführung im Puppentheater Karotte

Schon allein die Tatsache, einer (Welt-)Uraufführung beizuwohnen, war etwas Besonderes. Und das ganz nah im Theater Hirschberg bei Gaby Weißenfels vom Puppentheater Karotte, die ...

... in der Region bestens bekannt ist. Bei der exklusiven Premiere von „Die Erzählung des großen Löffels“ am Samstagabend lachten die Zuschauer viel, bevor sie auf dem Heimweg über die existenzielle Frage nachdachten, ob Menschen denken können und nützlich sind.

Im Mittelpunkt der Live-Sendung bei Kanal Fatal, einem Bildungskanal für interessiertes Gemüse, standen die seltsamen Erlebnisse von Marion Müller und Günter Schulz. Durch die Sendung führten ungewöhnlicherweise eine Karotte und eine Gurke. Sie wollten von den Menschen wissen, ob sie Vernunft besitzen und Gefühle haben. Ihr Expertenwissen brachten der griechische Philosoph Heraklit ohne h, eine gebildete Hauskatze und ein weiser Kohlkopf ein.

Der Titel des Stücks regte die Fantasie an: Streiten die Protagonisten Marion Müller und Günter Schulz darüber, wie Tee- und Suppenlöffel im Geschirrspüler richtig eingeordnet werden ? Tatsächlich ging es um Größeres. Studio Karotte ließ den großen mit dem kleinen Löffel fröhlich über die Schöpfung philosophieren. „In meinem Universum ist eine Schöpfung etwas von einem Schöpfer Geschöpftes.“ Alles klar? Und die Krönung der Schöpfung ist nur eine Behauptung der jeweils geschöpften Suppe. Gaby Weißenfelds Freude an Wortspielen und Doppeldeutigkeiten blitzte immer wieder auf und sorgte für große Heiterkeit.

Die Vernunft in ihren Perspektiven

Die Puppenspielerin entwickelte in der Talk-Show tiefsinnige Gespräche mit rasch aufeinanderfolgenden verbalen Attacken, die sie gerecht auf beide Geschlechter verteilte. Das Publikum amüsiert sich – vor allem über die anderen. Da wurde Marion Müller voll Erstaunen komplexes Denken attestiert, und das bei einer Frau. Die Steigerung: „Gedanken zu haben, heißt noch lange nicht, dass wir denken können.“ Das männliche Gegenstück: Günter Schulz erklärte Fr. Müller ungefragt die Welt.

Die Live-Sendung unterhielt das Publikum bestens. Der ständige Wechsel zwischen ernst und witzig, anspruchsvoll und leicht fesselte von der ersten bis zur letzten Minute. Heraklits Thesen und Schrödingers Katze reihten sich wie selbstverständlich ein neben nur allzu menschlichen Bedürfnissen und einfach nur lustigen Reimen: „Ein Pfurz zur rechten Zeit befreit und sorgt für Heiterkeit.“

Apropos Verdauung: Vielleicht wird ja das Denken, Fühlen und Handeln von der Darmflora bestimmt? Gaby Weißenfels brachte den gesamten Verdauungstrakt samt verschiedener Bakterien auf die Bühne, um zu schlussfolgern: „Die Gefühle zeigen uns, was wir wollen. Und unser Denken ist der Versuch, unser Wollen zu lenken und zu beschränken. Und was dabei herauskommt, nennen wir Vernunft.“

Herrlich, wie Gaby Weißenfels die Frage nach der Vernunft aus verschiedenen Perspektiven beleuchtete. Von Text über Bühnenbild, Figuren bis hin zu ihrem Spiel macht sie alles selbst. Nur ihr Enkel stand ihr als Souffleur und Regieassistent zur Seite. Das Publikum erlebte einen vergnüglichen Abend nicht ohne ernste Gedanken. 

Urs/BOG Zeitung vom 6. Februar 2023 (mit Gen. der Lokalredaktion)

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