Falkenfels. Um den Dorfladen steht es schlecht

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Dorfladen-Leiterin Bernadette Klier und Bürgermeister Ludwig Ettl kämpfen um den Erhalt des kleinen Geschäfts in Falkenfels. Foto: Sandra Hartl

In ehemaliger Bäckerei gibt es (noch) Waren für den täglichen Bedarf

Es gibt ihn erst seit drei Jahren, jetzt steht sein Weiterbetrieb auf der Kippe: Die Corona-Krise ...

 

... und die große Konkurrenz haben den Dorfladen in die roten Zahlen rutschen lassen. Zwar darf das kleine Lädchen auch während des Lockdowns geöffnet bleiben, allerdings ist die Laufkundschaft fast komplett weggebrochen.

Man gebe alles, damit man den Laden am Laufen halten könne, sagt Bernadette Klier, die Leiterin des Geschäfts. Bürgermeister Ludwig Ettl unterstützt sie und ihre Mitarbeiterinnen – nicht zuletzt auch deswegen, weil der Laden unter Trägerschaft der Gemeinde steht: Um bei gleichbleibenden Personalkosten den Umsatz zu steigern und den Dorfladen trotz finanzieller Probleme erhalten zu können, wurde dem Team nun ein speziell dafür ausgebildeter Berater zur Seite gestellt. Dieser habe bereits viele gute Ideen, so Ettl. „Zum Beispiel soll es eine Wursttheke geben und wir wollen mehr Werbung machen.“

Der Dorfladen sei insbesondere für die älteren Gemeindebürger wichtig, weil er eine Grundversorgung biete. Mittags gibt es dort zudem ein warmes Essen. Nach der Eröffnung 2019 wurde er schnell auch ein Treffpunkt für die Falkenfelser. Seite 17

Eigenbericht


 

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Nach Ladenschluss hat Bernadette Klier gerade die Theke ausgeräumt. Während der Öffnungszeiten gibt es dort Semmeln, Brezen, süße Stückchen und sogar warmen Leberkäse. Foto: Sandra Hartl

Versorgung, Treffpunkt, Arbeitsplatz

Der kleine Dorfladen in Falkenfels ist insbesondere für ältere Bürger eine wichtige Einkaufsmöglichkeit. Doch nicht nur Corona macht ihm jetzt zu schaffen

Wie soll man ohne Fahrzeug Lebensmittel einkaufen? Gerade für ältere Menschen, die nicht mobil sind, ist das ein Problem. In Falkenfels schafft Bernadette Klier in ihrem Dorfladen Abhilfe und versorgt die Leute mit allem, was sie täglich brauchen. Dennoch schreibt der Laden derzeit keine schwarzen Zahlen.

Die Backwarentheke ist gefüllt mit süßen Teilchen und Semmeln, ein warmer Leberkäse wartet ein Stück daneben darauf, angeschnitten zu werden. Schokolade, Milch und Zeitungen füllen die Regale, handgeschriebene, mit Textmarker verzierte Schildchen verkünden die dazugehörigen Preise. Die Tür des Dorfladens in Falkenfels geht auf und eine Frau Mitte 50 kommt herein. „Hallohooo!“, wird sie von einer breit lächelnden Bernadette Klier fröhlich begrüßt.

Sie leitet den Dorfladen, seit er 2019 eröffnet wurde. Trägerin ist die Gemeinde. „Wir haben die Bäckerei, die hier früher war, gekauft, als die Betreiber aus gesundheitlichen Gründen aufgehört haben“, erzählt Bürgermeister Ludwig Ettl. Von Klier wird er „Chef“ genannt – aber mit einem freundschaftlichen, vertrauten Unterton. „Wir stehen auch finanziell dahinter und beschäftigen die Angestellten.“ Das sind neben der Filialleiterin zwei weitere Frauen, die in Teilzeit angestellt sind.

Immer frisches Mittagessen

„Meine Mädels und ich geben wirklich alles, damit wir den Laden am Laufen halten können“, sagt Klier, und wendet sich wieder der Kundin zu. „Habt’s a a Rosswurscht?“, fragt diese. „Na, aber Bratwürschtl könnt’ i anbieten, und an frischen Kartoffelsalat“, antwortet die Verkäuferin. „Ja, des hört se gut an – und no a Doppelte dazu.“

Für die Mittagszeit kocht Klier Essen zum Mitnehmen. Es gibt immer wieder ein anderes Gericht, auch den Kartoffelsalat hat sie selbst gemacht. „Das Angebot wird wirklich gut angenommen“, erzählt sie.

„Gerade Alleinstehende, Arbeiter und Mütter, die für ihre Kinder nach der Schule etwas Schnelles brauchen, holen gerne was.“ Und vor allem auch ältere Menschen. „Die Kunden legen Wert auf den Dorfladen und sind froh, auch herkommen zu können, wenn sie nicht mobil sind, um sich dadurch ein Stück Selbstständigkeit zu bewahren“, fügt der Bürgermeister an. Wer die Treppenstufen zum Eingang nicht hinaufkommt, weil er etwa im Rollstuhl sitzt, könne an die Glasfront klopfen, dann werde er draußen bedient. Denen, die das Haus gar nicht mehr verlassen können, brächten Klier und Kolleginnen sogar eine am Telefon aufgegebene Bestellung nach Hause.

Die verkauften Produkte stammen größtenteils aus der Region: Semmeln aus Loitzendorf, Wurstwaren aus Wiesenfelden. „Ältere Menschen, die nicht einfach zum Metzger fahren können, dürfen uns auch am Vortag sagen, was sie brauchen, dann bestellen wir das mit“, erklärt Klier. Doch das Angebot werde so gut wie gar nicht angenommen, bedauert sie. Und auch sonst schreibe der Dorfladen trotz allen Engagements rote Zahlen.

„Die Konkurrenz ist groß“, sagt auch Ludwig Ettl. „Die Jungen müssten den Laden unterstützen, damit wir den Älteren dieses Angebot weiterhin bieten können.“ Viele Dorfbewohner kauften jedoch lieber in den mit dem Auto erreichbaren großen Supermärkten ein, wo es eine größere Auswahl zu oftmals niedrigeren Preisen gibt. „Regionale Produkte in Bio-Qualität haben aber nun mal ihren Preis“, so Klier. Da könne man eben kein Glas Honig für zwei Euro anbieten.

Auch die Corona-Krise macht dem Lädchen zu schaffen. Es darf zwar auch während des Lockdowns geöffnet bleiben, aber viel Laufkundschaft falle weg. „Kinder haben sich auf dem Heimweg von der Schule ein Eis geholt, Jugendliche sind draußen gesessen und haben Energy Drinks getrunken, und die Erwachsenen haben Kaffeekränzchen gehalten und geratscht“, erzählt die Verkäuferin mit Wehmut in der Stimme.

Besonders gerne erinnere sie sich an die „Rollator-Gang“, die sich regelmäßig zum Ratsch getroffen habe: „Ein paar Männer sind mit ihrem Elektro-Rollator sogar aus Wiesenfelden hergefahren, haben sich unter den Sonnenschirmen, die normalerweise vor der Tür stehen würden, zusammengesetzt und haben sich aus Bier und Limo ihr eigenes Radler gemischt“, erzählt sie und lacht. All diese Einnahmequellen fehlen jetzt.

Wieder geht die Tür auf. „Habt’s ihr vielleicht a Schachtel für mi?“, fragt die Kundin. Bernadette Klier muss nicht lange suchen und reicht der Kundin die Kartonage. Klier spricht sie mit Vornamen an, ist mit den meisten Leuten, die in den Laden kommen, per Du. „Das ist das Schöne bei uns: das Miteinander. Wir kennen uns und helfen einander auch bei Kleinigkeiten.“

Erfahrener Berater zur Seite gestellt

Um bei gleichbleibenden Personalkosten den Umsatz zu steigern und den Dorfladen trotz finanzieller Probleme erhalten zu können, wurde dem Team nun ein speziell dafür ausgebildeter Berater zur Seite gestellt. „Der hat auch schon viele gute Ideen“, erzählt Bürgermeister Ettl. „Zum Beispiel soll es eine Wursttheke geben und wir wollen mehr Werbung machen.“ Denn der kleine Laden liege ihm sehr am Herzen: „Gerade ältere Menschen erhalten hier, vor Ort, ihre Grundversorgung, es gibt ein warmes Mittagessen und zu Nicht-Corona-Zeiten ist der Dorfladen unser Gemeinschaftstreffpunkt für den Dorfratsch.“ Außerdem gehe es um Existenzen. „Man hat bei der ganzen Situation schon ein mulmiges Gefühl, denn an dem Dorfladen hängt mein Arbeitsplatz. Und auch der von meinen Mädels“, sagt Klier.

Sandra Hartl, in: BOG Zeitung vom 27. März 2020 (mit Genehmigung der Lokalredaktion)

KOMMENTAR

Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel

Kleine Läden haben eine große Konkurrenz: Viele potenzielle Kunden fahren lieber ein paar Kilometer mit dem Auto in den nächstgrößeren Ort, um ihren Einkauf dort im Supermarkt zu erledigen. Die Auswahl ist größer und manche Produkte sind ein paar Cent billiger. Doch gerade ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, sind auf Dorfläden, die sie fußläufig erreichen können, angewiesen. Und wenn außer ihnen niemand dort einkauft, kann sich ein kleiner Laden auf Dauer nicht halten.

Supermärkte haben mit ihrem größeren Angebot zwar durchaus ihre Berechtigung, aber für die kleineren Läden muss Unterstützung aus jeder Generation her.

Wenn man sich also das nächste Mal Fondant und Lebensmittelfarben zum Backen im Supermarkt holt, soll man einfach mal kurz innehalten und überlegen, ob man das Mehl und den Zucker wirklich auch gleich dort kaufen muss.

Ein kleiner Abstecher auf dem Heimweg, um sich Grundnahrungsmittel aus dem Dorfladen zu holen, tut niemandem weh. Aber man hilft damit den kleinen Lädchen, sich gerade in der schwierigen Corona-Zeit über Wasser zu halten und damit auch Senioren einen problemlosen Einkauf zu ermöglichen. Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel, und letztlich haben es die Dorfbewohner selbst in der Hand, wie ihr Heimatort aussieht: mit Dorfladen oder ohne. Sandra Hartl

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