Kreismuseum Bogenberg. Mit der Kamera das Landleben dokumentieren

Niederbayerischer Fotowettbewerb – Siegerbilder werden im Kreismuseum gezeigt

„Das Fragezeichen im Titel begeistert mich am meisten", sagte Regierungspräsident Heinz Grunwald am Mittwoch auf dem Bogenberg bei der Auftaktveranstaltung zu einem niederbayerischen Fotowettbewerb. Denn „Typisch Landleben?" lautet dieser - so wie auch eine Ausstellung im Kreismuseum seit dem vergangenen Jahr bereits heißt. Eine „völlig verquere Vorstellung davon, was Niederbayern eigentlich ist", herrsche außerhalb davon oft vor, kritisierte Grunwald, der darauf hofft, dass der Wettbewerb mithilft, eingefahrene Sichtweisen zu verändern.

Wie Museumsleiterin Barbara Michal erläuterte, geht es schon in der bestehenden Ausstellung um den ganz speziellen, ganz persönlichen Blick der unterschiedlichen Fotografen auf das Landleben. Beispiel 50er und 60er Jahre: Während der Straubinger Hörgeschädigtenlehrer Bruno Mooser Untergehen dokumentiert, bevor es verschwunden ist - auf seinen Bildern sind Menschen zu Fuß unterwegs, das letzte Pferd ist vor einer Reihe von Traktoren zu sehen -, erlebt und fotografiert Bäckergeselle Edmund Faltl, was für ihn seine Jugend auf dem Land bedeutet; da kreisen Hula-Hoop-Reifen, und der erste Fernseher zieht ein.

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Vorstellung des Wettbewerbs im „historischen Fotoatelier" im Kreismuseum auf dem Bogenberg: Zum Spaß haben Bürgermeister Franz Schedlbauer, Regierungspräsident Heinz Grunwald, Roland Spiller vom Amt für Ländliche Entwicklung, stellvertretender Landrat Josef Laumer und Museumsleiterin Barbara Michal (von links) fürs Bild alte Hüte aufgesetzt und - wie früher auf Fotos üblich - würdig-ernste Gesichter gezogen. (Foto: map)

 

Vorurteile prägen das Bild vom „ländlichen Raum"

Durchaus modern gesehen - oder zeigen wollen - hat sich die Landbevölkerung im Übrigen auch schon in der Zeit kurz nach 1900, bevor eine „Nostalgiewelle" einsetzte: Da werden stolz der Beruf und der soziale Status in den Bildern präsentiert, moderne Maschinen gezeigt und nicht zuletzt das erste Auto. Wie vor allem auch junge - Menschen ihr Leben auf dem Land heute sehen, das soll der nun ausgelobte Wettbewerb zeigen helfen. Wie Grunwald vorhersagte, wird das Ergebnis wohl wenig mit „der glücklich mampfenden Kuh vor Bergpanorama" zu tun haben, das Menschen aus Metropolen oft sofort vor dem geistigen Auge hätten, wenn sie „ländlicher Raum" hörten.

Mit „Lifestyle"-Fragen habe es zu tun, wenn junge Menschen fortzögen und andere sich gar nicht erst herzukommen trauten. Dabei habe der ländliche Raum nicht weniger zu bieten als eine Metropole – „abgesehen vielleicht vom Nationaltheater, aber wie oft geht man dort wirklich hin?". Meist würden nur die Nachteile des ländlichen Raums gesehen, die Vorteile nicht, „das stinkt mir". Das heutige Gesicht der Heimat sei modern, das Land sei schließlich „ein Hightechstandort", eine Welt ganz jenseits von „Heimatfilm und Kitsch".

Dieses auch im Bild zu zeigen, darum geht es bei dem Fotowettbewerb, wobei nicht technisch verfremdete Bilder und auch keine Landschaftsaufnahmen erwünscht sind. Im Mittelpunkt soll der Mensch stehen, bei der Arbeit, in der Freizeit - bei allem, was er auf dem Land so tut. Ob die Bilder witzig oder ernst seien, ob kritisch oder nicht: „Die Idee dahinter ist entscheidend", sagte Barbara Michal. Deswegen soll auch ein kleiner Text zu jeder Aufnahme mitgeliefert werden, der unter anderem Bildidee und Entstehungskontext schildert.

Fotoausstellung läuft eine weitere Saison

Der Wettbewerb soll die Ausstellung „Typisch Landleben?" ergänzen, die Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert bis zur Jetztzeit zeigt. Die Ausstellung ist auf so große Resonanz gestoßen, dass sie in die Verlängerung geht: Wenn das Museum im April wieder öffnet, ist für eine weitere Saison auch die Ausstellung erneut zu sehen, wobei der Teil, der für heutige Fotokunst reserviert ist, regelmäßig wechselt, um verschiedenen Fotografen eine Plattform zu bieten. Wenn die Arbeiten des Fotowettbewerbs gekürt sind, werden auch diese in der Ausstellung gezeigt. Bis Mitte Juni läuft der Wettbewerb, zu dem jeder Teilnehmer maximal drei Bilder einreichen kann und den das Kreismuseum Bogenberg und das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern gemeinsam veranstalten. Ausgelobt sind Geld- und Buchpreise.

Im Juli kürt eine Jury, bestehend aus Vertretern des Amtes, des Museums sowie aus Experten für Fotografie, Kunst- und Kulturgeschichte Niederbayerns, die Sieger. Die Siegerehrung der Erwachsenen soll am 18. Juli bei der Landesgartenschau in Deggendorf erfolgen, die der Schüler am 25. Juli im Kreismuseum Bogenberg.

Berechtigten Stolz auf die Region auch zeigen

Ab diesem Datum sind die eingereichten Bilder dann auch bei der Ausstellung im Kreismuseum zu sehen. Von „Stolz auf die Region" zeugten die historischen Fotos der Ausstellung, sagte stellvertretender Landrat Josef Laumer bei der Auftaktveranstaltung - ein Stolz, der „heute durchaus auch angebracht wäre". Der Fotowettbewerb, so schloss sich Amtsleiter Roland Spiller vom Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern an, könne „deutlich machen, was wichtig ist in der Region". Leider verliere das Land noch immer viele junge Leute, es gelte zu ergründen, wie man sie dort halten oder hinlocken kann. Auf alle Fälle sei, um dieses Ziel zu erreichen, unbedingt nötig „gut über unsere Region zu reden". Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer hat damit eindeutig kein Problem, wie er am Mittwoch bewies: „I mechat ned wo anders wohna", sagte er - und schwärmte von dem großen Glück, in einer Gegend leben und arbeiten zu dürfen, die andere Menschen nur in ihrem Urlaub genießen können.

Info:

Ein Faltblatt mit den genauen Wettbewerbskonditionen kann im Internet heruntergeladen werden von der Seite www.landentwicklung-niederbayern.de oder der Seite www.landkreis-straubing-bogen.de, auf dieser Seite sind zudem - unter „Kultur" - die Öffnungszeiten des Kreismuseums auf dem Bogenberg zu finden.


 

Quelle: map, in: SR-Tagblatt vom 6. Februar 2014, Seite 15

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