Kulturelles Leben
„Aus Gestein und Wüstensand werden frische Wasser fließen“
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Predigt zum 3. Adventssonntag in der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach – gehalten von P. Dominik Daschner OPRaem
Der Prophet Jesaja zeichnet eine großartige Vision …
Jesaja ist der große Prophet der Adventszeit. Immer wieder hören wir in diesen Wochen vor Weihnachten im Gottesdienst Abschnitte aus dem Jesajabuch. Der Prophet Jesaja zeichnet darin unter anderem eine großartige Vision, wie das sein wird, wenn der Messias kommt, der Heiland und Erlöser der Menschen.
Mit Bildern aus unserem menschlichen Leben und aus der Natur malt er sich und uns das aus: Blinde können sehen, Taube wieder hören, Lahme springen, Stumme singen. Die Wüste wird jubeln, die Steppe wird jauchzen und blühen.
Ein großartiges Szenario in dem Adventslied „Kündet allen in der Not“
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Ein großartiges Szenario. Ein noch relativ junges Adventslied aus unserem Gotteslob greift in seinem Text auf diese Vision des Propheten Jesaja zurück - die Nr. 221, wenn Sie mitschauen möchten: „Kündet allen in der Not“.
- „Blinde schaun zum Licht empor, Stumme werden Hymnen singen,
- Tauben öffnet sich das Ohr, wie ein Hirsch die Lahmen springen“
heißt es da in der vierten Strophe. Und in der dritten:
- „Aus Gestein und Wüstensand werden frische Wasser fließen;
- Quellen tränken dürres Land, überreich die Saaten sprießen.“
Der Zweifel, der in uns wohnt, meldet sich da sofort und sagt: Das geht doch gar nicht! Eine Wüste ist steinig, sandig, dürr. Da kann nichts blühen. Jubeln kann sie schon gar nicht. Doch dieser erste Eindruck trügt. Ja, Wüste ist karg, ist steinig und sandig, ist beschwerlich und heiß, ist lebensfeindlich. Und das gilt nicht nur von der Natur.
Wüstenzeiten gibt es auch im Leben von Menschen
Wüstenzeiten gibt es auch im Leben von Menschen: wenn einem nichts gelingen will, wenn nichts vorwärts geht, wenn man sich ausgebrannt fühlt, innerlich tot, ausgetrocknet und leer. Menschlich-geistliche Wüstenerfahrungen sind das.
Wer aber schon einmal erlebt hat, was passiert, wenn es in der Wüste auch nur ein bisschen regnet, oder wer den Disney-Film „Die Wüste lebt“ darüber gesehen hat, der wird dieses Bild nie mehr vergessen. Es ist ein wenig vergleichbar mit unserem Frühling; nur viel schneller, üppiger und dramatischer. Es wird grün, es leuchten auf einmal farbige Blumen, es duftet, die Luft wird angenehmer. Vielleicht jubelt nicht die Natur, aber das Herz, die Seele des Betrachters ganz sicher. Dieser Anblick im Frühling oder in der Wüste, wenn neues Leben beginnt, ist ein Wunder und berührt einen im Innersten. Und dafür genügt ein wenig Wasser, etwas, das Leben spendet.
Es mag einem wie ein großer Schritt vorkommen, sich dann vorzustellen, dass auch Blinde sehen können, Taube wieder hören, Lahme springen, Stumme singen. Es ist aber genauso ein Wunder wie die aufblühende Wüste. Warum sollte das dann nicht möglich sein?
Allein schon darauf zu hoffen, darauf zu vertrauen, dass so etwas möglich ist, kann ein Leben verändern. Es gibt einem die Hoffnung, dass nicht alles schlecht bleiben muss, dass nicht alles unveränderlich ist.
… ein tröstendes Wort, eine Umarmung, eine Liebeserklärung, eine helfende Hand kann die „Wüste erblühen lassen“
Manchmal genügt ein bisschen Wasser; oder im übertragenen Sinne: Es genügt etwas, das Leben spendet. Das kann ein tröstendes Wort sein, eine Umarmung, eine Liebeserklärung, eine helfende Hand. Sicher: Wir können nicht bewirken, dass Lahme wieder springen können, Blinde wieder sehen, Taube wieder hören oder Stumme singen. Aber wir können dafür sorgen, dass wir die Hoffnung nicht verlieren und unseren Teil dazu beitragen, dass die Welt zumindest zu einem annähernd so schönen Ort wird. Um wie viel mehr dürfen wir das dann von dem erhoffen und es ihm zutrauen, der alles Leben spendet, von dem alles Leben kommt: Gott?!
„Kündet allen in der Not: … Gott wird wenden Not und Leid“
Ein erster Schritt in diese Richtung hin ist es, den Menschen Mut zu machen. „Kündet allen in der Not: Fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; herrlich werdet ihr ihn schauen“, so heißt es in unserem heutigen Adventslied. Das Wunderbare an der Botschaft des Jesaja, die hier von Friedrich Dörr in moderne Sprache gegossen wurde: Alle Menschen sind gemeint, die Starken und Mutigen genauso wie die Schwachen und Kranken, die Notleidenden und Mutlosen. Mit allen hat Gott noch etwas vor. Alle dürfen sich auf ihn verlassen und auf ihn vertrauen. „Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil“, so immer wieder der Kehrvers unseres Liedes. Er, Gott, hat niemanden vergessen. Jede und jeder hat bei Gott ihren, seinen Platz.
Gott kommt dafür auf uns zu. Gott ist im Kommen. Er macht sich auf den Weg, um uns nahe zu sein. „Gott naht sich mit neuer Huld“, textet unser Lied. Was er dafür von uns will? – „... dass wir uns zu ihm bekehren“, so sagt es unser Lied. Ich kann und darf mich verändern, darf umkehren, wenn ich einen falschen Weg eingeschlagen habe, mein Herz wieder Gott zukehren. Gott geht mir entgegen, damit ich neu beginnen kann.
Dann wird wahr, was der Prophet Jesaja versprochen hat: dass Leben aufblühen kann. Er schenkt uns damit Hoffnung und Zuversicht, dass wir mit Gottes Hilfe unser Leben meistern können. Und schließlich, wie es in der letzten Strophe unseres Leides heißt: „Gott wird wenden Not und Leid. Er wird die Getreuen trösten, und zum Mahl der Seligkeit ziehen die vom Herrn Erlösten.“ Es ist wie ein kleiner Blick voraus in den Festsaal, der da aufgetan wird, wo Gott mit uns in endzeitlicher Vollendung feiern wird. So wie die Eucharistie, die wir jetzt feiern, ein Vorgeschmack ist auf das himmlische Hochzeitsmahl, zu dem wir unterwegs sind.
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