Glossen, Realsatire & Co.
Bayern-Initiative hat Schoko-Nikolaus in Supermarktregale zurückerkämpft
In der Vergangenheit mussten traditionsbewusste Bayern den Schoko-Nikolaus über der Grenze im Innviertel besorgen – jetzt haben sie ihn zurück. (Foto: Sepp Obermeier)
Traditionshüter erfreut über Erfolg, aber Kopfschütteln zu Bartdebatte in Oberösterreich
INNVIERTEL/LINZ/BAYERN. Der amerikanische Weihnachtsmann hatte die bayerischen Nachbarn in der jüngeren Vergangenheit fest im Griff. Beherzte Bayern – und auch Teile der Politik – nahmen den Abwehrkampf auf und schafften es, den Nikolaus in die Supermarktregale zurückzubringen: Im Vermarktungskampf hat der Nikolaus gegen seinen Konkurrenten aus Amerika an sich schlechte Karten. Letzterer lässt sich in der gesamten Weihnachtszeit verkaufen, der Nikolaus nach dem 6. Dezember aber praktisch nicht mehr.
Schwerer Stand für Nikolaus
„Jetzt gibt es in den Regalen wieder den Schoko-Nikolaus“, so Sepp Obermeier, Vorsitzender beim „Bund Bairische Sprache“, im OÖN-Gespräch. Dass der Weihnachtsmann im Innviertel und in Oberösterreich einen bei Weitem schwereren Stand als der Nikolaus hat, sei erfreulich. „Oberösterreich ist viel bodenständiger als Bayern“, so Obermeier, der in der Vergangenheit auch schon nach Schärding anrückte, um dort einen Kofferraum voller Schoko-Nikoläuse zu besorgen und im benachbarten Bayern zu verteilen.
Dass allerdings zuletzt die Führung der katholischen Jungschar Oberösterreich aufrief, bei Nikolaus-Hausbesuchen nur ohne Bart aufzutreten, um den Kindern keine Angst zu machen, löst bei Obermeier Kopfschütteln aus.
„Als es bei uns im Supermarkt nur Weihnachtsmänner gab, haben wir im Internet Bastelvorlagen besorgt, um den Weihnachtsmann auf einen Nikolaus umzurüsten.“ Sepp Obermeier,Vorsitzender „Bund Bairische Sprache“
Nikolaus genderkonform?
„Als es bei uns nur Weihnachtsmänner in den Supermarktregalen gab, haben wir im Internet für den Kindergarten Bastelvorlagen besorgt, mit denen sich der Schoko-Weihnachtsmann in einen Nikolaus umrüsten lässt – mit Mitra, Bischofsstab und Bibel. Da müssten wir in Bayern ja am Ende den Umrüstsatz erweitern, indem wir den Bart des Weihnachtsmanns überkleben“, so Obermeier mit einem süffisanten Lachen.
Sogar die Süddeutsche Zeitung griff zuletzt den bartlosen Nikolaus aus Oberösterreich auf – gemäß dem Credo der neuen Nikolausbewegung werde auch bald das Genderproblem aufgeworfen: Ob der Nikolaus als Mann noch tragbar ist? Abgesehen vom Bartlos-Vorstoß der Jungschar seien Oberösterreich und vor allem auch das Innviertel zu beneiden. Während Bayern in Wort und Tat immer mehr in den Sog des „Preußelnden“ gerate, das aus dem Norden Deutschlands herabdränge, sei das Innviertel und Österreich generell ein Bollwerk der gemeinsamen „bairischen“ Mundart, so der Bayer Sepp Obermeier.
„Wohltat“ in Schärding
„Im Vorjahr fuhr ich nach Schärding, und was ich dort auf einer Tafel vor einem Supermarkt sah, war eine reine Wohltat. Erdäpfel stand drauf und Preiszuckerl. Nicht wie bei uns Kartoffel und Schnäppchen – ein furchtbares, preußisches Wort. Aus solchen Aspekten heraus würde ich sofort zu euch auswandern, wenn ich könnte“, so der Traditionshüter. Der „Bund Bairische Sprache“ unter Sepp Obermeier hat mit dem in Ruhestand getretenen Papst Benedikt XVI übrigens ein sehr prominentes Mitglied.
Quelle: Dieter Seitl, in: Oberösterreichische Nachrichten vom 2. Dezember 2014
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