Biobauern im Landkreis Straubing-Bogen: Der ganz große Boom ist es nicht

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Egal ob „bio“ oder konventionell: Landwirte hoffen darauf, dass ihnen in den nächsten Wochen nicht Gewitter die Ernte regelrecht verhageln. Hier der Blick über die Zeller Höhe und Friedenstadel bei Rattenberg. (Foto: Helmut Ettl)

Es sind aber mehr geworden – Anteil ökologischer Landwirte im Landkreis bei 2,6 Prozent

 Straubing-Bogen. Es gibt mehr Biobauern in Bayern. Auch im Landkreis sind es mehr geworden. Der knapp zehnprozentige Zuwachs in diesem Jahr entspricht in etwa dem auf Landesebene, sagt Josef Groß, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Richtig viele sind es aber trotzdem nicht: „Gemessen an der Gesamtzahl der Betriebe spielt der Ökolandbau mit einem Anteil von 2,6 Prozent im Landkreis Straubing-Bogen nach wie vor eine relativ geringe Rolle.“

Dabei sind die Zeiten für Biobauern nicht schlecht: „Der Biomilchpreis ist relativ gut, verglichen mit dem Preis für Milch aus konventioneller Landwirtschaft“, sagt ein Biobauer aus dem nördlichen Landkreis. Biomilch aus der Region nehmen beispielsweise die Molkereien Goldsteig in Cham und Domspitzmilch in Regensburg ab. Biogetreide können die Biobauern entweder über Bioverbände vermarkten oder direkt an eine Mühle verkaufen. Die Straubinger Hackermühle hat Biomehle und -getreide im Sortiment. Eine Sprecherin bestätigt: „Die Nachfrage und auch das Angebot haben im Laufe der letzten Jahre zugenommen.“

Chemie bleibt in der Nahrungkette

Auch Martina Kögl von der „Ökokiste“ Kößnach berichtet von einer „sehr stark“ gestiegenen Nachfrage. Die Biovermarkterin beliefert als anerkannter Bio-Schulfruchtlieferant immer mehr Kindergärten und Schulen. Auch das Landwirtschaftsamt in Straubing ist Kunde – allerdings nicht die ganze Behörde, sondern eine Bürogemeinschaft dort, die sich mit einer „Bürokiste“ beliefern lässt. Sie enthält Bioobst und -gemüse der Saison mit allem, „das man gut zwischendurch aus der Hand essen kann“.

Bioanbau ist für Martina Kögl, die selbst einmal Biobäuerin war, alternativlos: Der Anbau sei naturschonend und ohne Chemieeinsatz. Denn Chemikalien blieben letztlich immer in der Nahrungskette. Das zeige der aktuelle Nachweis des Herbizids Glyphosat in der Muttermilch. Allerdings sei „bio“ nicht gleich „bio“: Die Anforderungen verschiedener Anbauverbände sind viel höher als die der EU-Ökoverordnung. Und: Bio bedeutet für Martina Kögl auch, dass Lebensmittel aus der Nähe kommen müssen. Es sei ja wohl kaum umweltverträglich, Lebensmittel hunderte von Kilometern durch die Gegend zu karren. Biolebensmitteln in Supermärkten steht sie daher skeptisch gegenüber.

Zehn neue Betriebe im Landkreis

Bayernweit sind nach Angaben des AELF heuer mehr als 600 neue Biobetriebe zu verzeichnen, darunter knapp zehn neue im Landkreis Straubing-Bogen. Insgesamt bewirtschaften etwa 70 der rund 2 600 bäuerlichen Betriebe ihre Wiesen und Felder nach ökologischen Gesichtspunkten. Die meisten davon sind laut Groß kleine und mittlere Betriebe – mit Flächen zwischen acht und 50 Hektar. Drei Viertel von ihnen haben Tiere, vor allem Milchvieh. Auch Feldgemüse und Getreide wird angebaut.

Biobauern verzichten auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Mineraldüngern und Gentechnik. Nutztiere haben oft mehr Platz als bei den konventionell wirtschaftenden Landwirten. Wie streng die Vorgaben sind, hängt vom jeweiligen Verband ab, dem ein Biobauer angehört. Die Richtlinien von Biokreis, Bioland oder Naturland etwa liegen weit über den gesetzlichen Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung. Demeter setzt nach eigenen Angaben auf eine „biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“. Dabei kommen „feinstofflich wirkende Präparate aus Mist, Heilpflanzen und Mineralien“ zum Einsatz, die die Bodenfruchtbarkeit fördern sollen, heißt es auf der Demeter-Internetseite.

Dennoch arbeiten Biobauern aller Verbände zumindest insoweit ähnlich, als dass sie dem Unkraut – Quecken, Ampfer und anderen nicht erwünschten Pflänzchen – mechanisch zu Leibe rücken. Getreidefelder etwa werden mit dem Striegel bearbeitet. Dazu fährt der Biobauer mit einer Art riesiger Bürste mit Eisenzinken übers Feld, die Unkraut herausrupft oder mit Erde bedeckt. Auf dem Biofeld stehen die Halme zudem weniger dicht, um den Pilzbefall zu vermindern. „Ganz wichtig ist aber auch die Fruchtfolge“, erklärt ein Biobauer. Wer richtig abwechsle, habe in der Regel auch die Unkrautproblematik im Griff.

Mehrere Landwirte im Landkreis haben in den vergangenen Jahren auf „bio“ umgestellt, andere überlegen noch. Rückumsteller gab es aber auch, berichtet Groß. Die Gründe dafür waren unterschiedlich: Ein Landwirt beispielsweise war zur herkömmlichen Bewirtschaftung zurückgekehrt, nachdem die Anbindehaltung in Biobetrieben verboten wurde. Für ihn hätte sich ein Stallneubau nicht rentiert beziehungsweise wäre auf der Hofstelle gar nicht möglich gewesen. Auch, dass ein Bauer sich bei der Umstellung verkalkuliert hat, sei vorgekommen: „Er hatte sich von einem Biobetrieb mehr Gewinn erwartet, als er dann tatsächlich erzielen konnte“, erklärt Groß.

Am Anfang ist der Erlös meist eher mager

Mit Gewinnen sieht es gerade in den ersten Jahren nicht rosig aus: Die Bauern arbeiten nach ökologischen Kriterien, dürfen ihre Produkte aber nicht schon ab dem ersten Jahr als (teurere) Ökoprodukte verkaufen. Pflanzliche Produkte dürfen nach den Richtlinien als Bioprodukte vermarktet werden, wenn die letzte konventionelle Maßnahme – etwa die Verwendung von schnellöslichem Mineraldünger oder chemischem Pflanzenschutzmittel – auf der betreffenden Fläche mindestens 24 Monate vor der Aussaat durchgeführt wurde. Bei Dauerkulturen wie beispielsweise Obst oder Spargel müssen bis zum Verkauf der ersten anerkannten Ernte drei Jahre seit der letzten konventionellen Maßnahme vergangen sein. Für anerkanntes Futter vom Grünland gilt: 24 Monate nach der letzten konventionellen Maßnahme. „Man will damit ausschließen, dass die Ernteprodukte noch unter dem Einfluss von nicht im Ökolandbau nicht zugelassenen Produktionsmitteln stehen“, erklärt AELF-Leiter Groß.

Um Biobauern besser zu fördern, hat Landwirtschaftsminister Helmut Brunner die jährliche Prämie, die ökologisch wirtschaftende Bauern aus dem Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm erhalten, von 200 auf 273 Euro pro Hektar erhöht. Im ersten und zweiten Jahr gibt es sogar 350 Euro je Hektar. Diese und weitere Anreize sollen dafür sorgen, dass sich bis 2020 die Ökoproduktion im Freistaat verdoppelt.

Ökobauern informieren neue Interessenten

Wer überlegt, ob er auf „bio“ umstellen möchte, kann sich unverbindlich bei Praktikern im sogenannten Bio-Regio-Betriebsnetz informieren. Den Kontakt vermittelt das AELF. „Das Interesse am Ökolandbau steigt auch in unserem Landkreis“, hat Groß beobachtet. In den vergangenen zehn Jahren habe es einen eindeutigen Trend nach oben gegeben. „Von einem echten Bio-Boom kann aber noch nicht gesprochen werden.“


Quelle: Von Patrizia Burgmayer, in: Bogener Zeitung vom 2. Juli 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)

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