. . . drin im Woid
Gunther – der Heilige aus dem Nordwald
Gunther als Rodungsmönch, Deckenfresko in Rinchnach (Alle Fotos: Aschenbrenner) – Vergrößern durch Anklicken!
Aus der Reihe: Heilige an der Grenze – Das Leben des heiligen Gunther (Erster Teil)
Viele Legenden verklären die historische Person Gunther, den gemeinsamen Heiligen der Bayern und Böhmen. Er wird nicht nur von seinem Orden, den Benediktinern, sondern auch vom Volk sehr verehrt.
Über sein Leben gibt es verhältnismäßig viele Quellen, so den Hildesheimer Kanonikus Wolfher, der Gunther noch persönlich in Niederalteich getroffen hatte, und den Regensburger Mönch Arnulf. Dieser erwähnt in seiner Biografie des Bischofs Emmeram Gunther häufig. Überwiegend legendären Ursprungs ist die „Vita Guntheri Eremitae“ eines anonymen Autors. So sind wir über das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes gut unterrichtet.
Gunther an der Klostermauer in Niederalteich
Gunther entstammte einer thüringischen Grafenfamilie. Wahrscheinlich wurde er um 955 in Schwarzburg geboren. Er war ein Vetter Kaiser Heinrich II. und ebenso von Königin Gisela, der Gemahlin Stephan I. von Ungarn. Schon in seiner Jugend soll er die slawische Sprache gelernt haben, obwohl er nach Wolfher als „illiteratus“ galt – also des Schreibens und Lesens unkundig.
Als Heinrich II. 1005 Godehard zum neuen Abt von Hersfeld bestimmte, veränderte sich für Gunther das Leben. Er entsagte am Weihnachtstag 1005 dem weltlichen Leben und trat im Alter von 50 Jahren dem Benediktinerorden bei. Seinen Besitz übertrug er der Abtei Hersfeld. Nach einer Pilgerreise zu den Gräbern der Apostelfürsten in Rom trat Gunther 1007 als Novize in das Kloster Niederalteich ein. Hier dürfte Abt Gotthard (996-1022), später der erste Heilige Altbayerns, einen bestimmenden, geistigen Einfluss auf ihn ausgeübt haben. Das Priestersakrament nahm er aber, ähnlich wie der hl. Benedikt, nicht an. Unzufrieden mit dem Leben im Kloster, es schien ihm nämlich zu wenig asketisch, ging er schon im folgenden Jahr als Einsiedler in den Bayerischen Wald und lebte bei Lalling auf dem Ranzingerberg. Weil er auch hier in seinen Meditationen gestört wurde, begab er sich in das noch tiefer in der Waldeinsamkeit gelegene Tal des Baches Rinchnach, wo er eine neue Einsiedelei errichtete. Wegen der hier herrschenden, extremen Bedingungen soll er im Winter 1011/1012 fast umgekommen sein. Mönche aus Niederalteich, die nach ihm sahen, haben ihm das Leben gerettet.
Als sich mit Zustimmung des Abtes Gotthard einige Mönche Gunther angeschlossen hatten, entstand hier in dem siedlungsfeindlichen Waldgebiet ein neues Benediktinerkloster. Das Kirchlein wurde 1019 dem hl. Johannes dem Täufer geweiht, dessen großer Verehrer Gunther war. Das Leben dieses Heiligen, der lange Zeit seines Lebens in der Wüste als Eremit verbracht hatte, wollte Gunther nachahmen.
Kaiser Konrad II. schenkte den Rinchnacher Mönchen 1029 einen großen Waldbesitz bis zum Arber mit einer Fläche von etwa 20.000 Hektar, was mehr als ein Drittel des heutigen Landkreises Regen ausmachte. Hier begannen sie zu roden, um Felder und Wiesen anzulegen. Die Ordensbrüder folgten damit ihrer Ordensregel „Ora et labora“ (Bete und arbeite). Das Kloster war zu dieser Zeit die erste Siedlung des mittleren Bayerischen Waldes und wurde zu einem Ausgangsort der Kolonisation des Bayerischen und Böhmerwaldes.
Von 1011 bis 1040 wirkte Gunther von Rinchnach aus auch als Missionar in Böhmen, Ungarn und bei den slawischen Liutizen an der Havelmündung sowie als Diplomat und Vermittler besonders in den Streitigkeiten und Kämpfen zwischen dem Kaiser und den Herzögen von Böhmen in der Furth-Tauser-Senke (1040) und im Erzgebirge (1041). Er war auch mehrmals im Kloster Brevnov bei Prag. Die dortigen Mönche wollten ihn zum Abt wählen.
Am ungarischen Hof, bei seinem Verwandten König Stephan I. und dessen Ehefrau Gisela, soll es zu dem berühmten „Pfauenwunder“ gekommen sein. Der Legende nach wurde bei einem Gastmahl ein gebratener Pfau serviert. Den Mönchen aber waren solch üppige Gerichte versagt und Gunther betete zu Gott. Dieser erhörte ihn und der Pfau erwachte zum Leben und flog davon. Schließlich soll Gunther die Klöster Zalavar (1019) und Bakonybel (1032) in Ungarn gegründet haben.
Pfauenwunder, Deckenfresko, ebenfalls in Rinchnach – Vergrößern durch Anklicken!
Im Jahre 1040 begab sich Gunther erneut in die Einsamkeit. Wahrscheinlich ließ er sich diesmal in der Nähe von Gutwasser (Dobra voda) nieder oder im benachbarten Annathal (Annin), das zum Kloster Niederalteich gehörte. In diese Gegend führte schon ein Landweg von Niederalteich aus über Zwiesel, Scheuereck, Steindlberg (Zdanidla), Gutwasser (Dobra voda), Hartmanitz nach Schüttenhofen (Susice) und weiter nach Prag. Dieser Weg wurde später als „Gunthersteig“ bezeichnet. Schon in einer Urkunde Konrads II. vom 1. Januar 1029 wird diese Straße erwähnt, die „der Mönch Gunther neulich angelegt hat“.
Vergrößern durch Anklicken!
Die letzten Lebenstage Gunthers sind ausführlich in der „Vita S. Guntheri“ geschildert. Der Legende nach traf Fürst Bretislav I. auf einer Jagd um Gutwasser auf einen alten Mann, „der ihm erzählte, dass er Gunther ist, der ihn während der Taufe auf seinen Händen hielt“. Des Weiteren bat er, im Kloster Brevnov begraben zu werden. Der Fürst ließ augenblicklich den Prager Bischof Severus holen, der sich unter der Jagdgesellschaft befand, und der Gunther am 9. Oktober die Sterbesakramente reichte. Den Leichnam Gunthers ließ der Niederalteicher Ordensbruder und spätere Abt von Brevnov, Maginhard, nach Prag überführen und in der dortigen Klosterkirche der hl. Margareta neben dem Altar des hl. Stephan bestatten.
Über das Wirken Gunthers im Böhmerwald berichten wir im nächsten Online-Beitrag.
Herzlicher Dank an Dr. Hans Aschenbrenner, der dem AK Heimatgeschichte Mitterfels seine gesamten Veröffentlichungen in der Kötztinger Lokalausgabe des Straubinger Tagblatts zum Abdruck oder der Online-Stellung überlassen hat.
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