Meteorologie
Wetterrückblick April 2016. Insgesamt leicht zu kühl
Das Foto vom 20. April 2016 wurde in Eggerszell aufgenommen mit Blickrichtung Osten auf die Berge des Vorderen Bayerischen Waldes bei tollem Frühlingswetter.
Außergewöhnlich kalte letzte Aprilwoche mit einigen neuen Wetterrekorden
Eggerszell/Rattiszell. Mit einer Durchschnittstemperatur von 8,6 Grad ist der April im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten um etwa ein halbes Grad zu kühl gewesen. Schuld an der leicht negativen Temperaturabweichung war die kalte vierte Aprilwoche, obwohl die ersten drei Aprilwochen zu mild verliefen. Insgesamt zeichnete die Wetterstation Eggerszell an 15 Tagen messbare Niederschläge auf, was in der Summe 47,6 Liter Regen auf dem Quadratmeter ausmachte. Im Vergleich zum Durchschnitt fielen rund 20 Millimeter Regen weniger, so dass der Monat zu trocken war. An sechs Tagen wurden einstellige Höchstwerte erreicht. Die stärkste Windböe wurde am 13. April mit 57,9 Kilometer pro Stunde aus westlicher Richtung gemessen.
In den ersten fünf Tagen des Monats strömte zwischen einem atlantischen Tiefausläufer und einem Hochdruckgebiet über Südosteuropa warme Luft aus dem Süden nach Mitteleuropa. Das Wetter präsentierte sich frühlingshaft warm und zeitweise auch freundlich. Besonders warm war es vom 3. bis 5. April mit Höchstwerten jeweils deutlich über der 20-Grad-Marke. Der wärmste Tag des Monats konnte dabei am 5. April mit einer Tageshöchsttemperatur von 22,2 Grad verzeichnet werden. Dies war die zweithöchste je gemessene Temperatur in der ersten Aprildekade.
Wärmester Tag: 5. April
Mit einer Tagesdurchschnittstemperatur von 16,1 Grad war der 5. April sogar der wärmste Tag, welcher seit Messbeginn Anfang April aufgezeichnet werden konnte. Nimmt man alle drei Tage zusammen, war dies die längste Wärmeperiode welche es seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2007 an der Wetterstation Eggerszell zu Beginn eines Aprilmonats gegeben hat. Die erste Aprilwoche brachte eine positive Temperaturabweichung im Vergleich zum Durchschnitt hervor. Auch die Nächte waren mit Tiefstwerten zwischen 5 und 10 Grad für die Jahreszeit zu mild. Ab dem 7. April gingen die Temperaturen deutlich zurück, da sich aus Nordwesten mehrere Tiefdruckgebiete annäherten und eine nordwestlichere Höhenströmung einleiteten. Vom 7. bis 12. April lag die mittlere Temperatur bei 8,5 Grad was dem langjährigen Klimamittel in Eggerszell entspricht. Nennenswerte Niederschläge gab es auch in der zweiten Aprilwoche zunächst nicht, so dass bis zum 12. April nur mickrige 1,4 Liter Regen auf dem Quadratmeter zu Buche standen.
Erst ab dem 13. April folgte für mehrere Tage unbeständiges und oft graues Wetter mit täglichen Niederschlägen, da atlantische Tiefausläufer von Westen her auf Mitteleuropa übergriffen. Vom 13. bis 18. April registrierte die Wetterstation satte 30 Millimeter Regen auf dem Quadratmeter. In diesem Zeitraum fiel der größte Teil des Monatsniederschlags. Der niederschlagsreichste Tag des Monats war mit 8,6 Millimeter der 16. April. Ergiebige Regenfälle mit zweistelligen Tagesregenmengen blieben über den gesamten Monat hinweg jedoch aus. Anschließend herrschte vom 19. bis 23. April unter zeitweiligem Hochdruckeinfluss ruhiges und trockenes Wetter mit häufigem Sonnenschein. Temperaturtechnisch betrachtet war es in den ersten drei Aprilwochen insgesamt zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittel. Tage mit überdurchschnittlichen Temperaturwerten waren gegenüber Tagen mit durchschnittlichen oder leicht unterdurchschnittlichen Temperaturen in der Überzahl. Markante negative Temperaturabweichungen gab es bis zum 23. April keineswegs aufzuzeichnen.
Kalte letzte Aprilwoche
Das Wetterbild zeigt die spätesten Schneefälle, welche es bisher in Eggerszell seit Messbeginn gab. Und zwar wurden das Schneebild am Morgen des 27. April am Gelände der Wetterstation Eggerszell aufgenommen und zeigt die bis zu fünf Zentimeter dicke Schneedecke.
Während dieser Monat in den ersten drei Wochen unspektakulär verlief, stellte sich die Großwetterlage ab dem 24. April markant und dauerhaft bis zum vorletzten Apriltag auf eine stramme Nordlage um. Zwischen einem Hochdruckgebiet über dem Atlantik und Tiefdrucksystemen über Nordeuropa gelangte zeitweise polare Kaltluft nach Deutschland. Diese für die Jahreszeit ungünstige Konstellation der Großwetterlage hielt ganze sechs Tage an. Ein derart langanhaltender, intensiver Kälterückfall konnte seit mehreren Jahrzehnten zu dieser Jahreszeit nicht mehr über Mitteleuropa beobachtet werden.
Werte unter Gefrierpunkt
Infolgedessen gab es vom 24. bis 29. April nur einstellige Tagesmaximalwerte von rund 7 Grad. Die Tagesmittelwerte lagen während dieser Phase nur bei jeweils 2,5 Grad. In den Nächten gab es durchgehend in Eggerszell Boden- und nicht selten leichte Luftfröste zu registrieren. In drei Nächten sanken die Temperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt. Sowohl am 25. April als auch am 29. April sank das Thermometer auf jeweils -1,3 Grad in Eggerszell ab. In der Nacht auf den 28. April war es mit -1,1 Grad nur minimal weniger kalt.
Wie außergewöhnlich dieser Kälteeinbruch für diese Jahreszeit war, zeigten die neuen Wetterrekorde. Der bisherige Temperaturrekord für die letzte Aprildekade lag bei -1,0 Grad, welcher vom 22. April 2010 stammte. Dieser alte Rekord wurde heuer gleich in drei Nächten gebrochen. Der kälteste Tag des Monats war mit einer durchschnittlichen Temperatur von nur 2,1 Grad der 28. April. Seit Beginn der Wetterbeobachtungen in Eggerszell Mitte der neunziger Jahre gab es Ende April nicht einmal ansatzweise einen vergleichbar kalten Wetterabschnitt. Das Wetter selbst präsentierte sich dazu durchgehend wechselhaft mit jeweils vielen Wolken und immer wieder zogen Graupel- und Schneeschauer hinweg.
Die täglich verzeichneten Niederschläge, welche sich auf 11,6 Millimeter summierten, fielen in Eggerszell vom 24. bis 29. April entweder als Schnee oder Graupel. Dies waren die spätesten Schneefälle, welche seit Beobachtungsbeginn am Standort Eggerszell aufgetreten sind. Schneefall zu einem späteren Zeitpunkt gab es somit in den letzten mindestens 20 Jahren in Eggerszell nicht.
Nach starken nächtlichen Schneefällen konnte am Morgen des 27. Aprils sogar eine fünf Zentimeter dicke Schneedecke in Eggerszell gemessen werden. Dies war die mit Abstand späteste Schneedecke, welche bisher seit Messbeginn registriert werden konnte. Für lange Zeit galt der 15. April 2001 als der späteste Schneedeckentag in Eggerszell, wo sich damals sogar eine bis zu 25 Zentimeter dicke Schneedecke ausbilden konnte. Sämtliche Kälte- und Schneerekorde für die letzte Aprildekade wurden in diesem Monat somit neu aufgestellt.
Am letzten Apriltag erholten sich die Temperaturen wieder deutlich, da aus Süden wieder wärmere Luft einfloss. Das für die Jahreszeit bitterkalte Wetter fand dann ein Ende.
Quelle: Martin Bohmann, in: Bogener Zeitung vom 12. Mai 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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