Meteorologie
Wetterrückblick Januar 2015. Trotz winter- licher Abschnitte zu mild
Traumhaftes Winterwetter mit Sonnenschein, blauem Himmel und tief-verschneiter Landschaft im Vorderen Bayerwald bei Eggerszell.
Orkantief mit kräftigen Regenfällen sorgte für Schneeschmelze
Straubing-Bogen. Trotz längerer winterlicher Abschnitte ist der Januar deutlich zu mild im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten ausgefallen. Die private Wetterstation Eggerszell (Gemeinde Rattiszell) registrierte einen wettertechnisch sehr turbulenten Monat mit gleich zwei neuen Stationsrekorden.
Der Monat Januar 2015 startete in den ersten sieben Tagen winterlich mit frostigen Temperaturen und einer dauerhaft geschlossenen Schneedecke. Ein mächtiges Tiefdrucksystem über Nordosteuropa lenkte kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Bayern. Die Durchschnittstemperatur lag in den ersten Tagen des Monats an der Wetterstation Eggerszell bei meist jahreszeitgemäßen minus ein Grad. Die Höchstwerte überschritten tagsüber meistens knapp den Gefrierpunkt und in den Nächten sanken die Tiefstwerte auf minus zwei bis minus vier Grad ab. Am 7. Januar registrierte die Wetterstation Eggerszell ganztags dauerfrostige Temperaturen und mit einer Höchsttemperatur von minus 0,8 Grad einen meteorologischen Eistag. Zudem konnten zu Beginn Schneefälle beobachtet werden.
15 Zentimeter Neuschnee
Ab den Nachmittagsstunden des 3. Januars überquerten kräftige Schneefälle den Bayerischen Wald und brachten in Eggerszell bis zum nächsten Morgen 15 Zentimeter Neuschnee. Am 4. Januar erreichte die Schneedecke in Eggerszell mit 28 Zentimetern ihren Höhepunkt. Erwähnenswert ist auch, dass es in den ersten sieben Tagen kein Tauwetter gab, da die Taupunktwerte auch am Tage dauerhaft unter null Grad verweilten. Die tiefste Temperatur während dieses winterlichen Abschnitts zeichnete die Wetterstation am frühen Morgen des 2. Januars mit minus 4,4 Grad auf. Am 6. Januar gab es sogar traumhaftes Winterwetter mit Sonnenschein, tief-blauem Himmel und einer tief-verschneiten Landschaft.
Deutlich milderes Wetter
Ab dem 9. Januar stellte sich die Großwetterlage über Mitteleuropa grundlegend um. Zwischen umfangreichen Tiefdruckkomplexen nordwestlich der Britischen Inseln und einem kräftigen Hochdruckgebiet über Südwesteuropa drehte die Strömung ab diesem Zeitpunkt auf West und es gelangte sehr milde Meeresluft aus dem Atlantik nach ganz Deutschland. Die kälteren winterlichen Luftmassen wurden rasch weit in Richtung Osten abgedrängt und verbreitet setzte bis in die Hochlagen des Bayerwaldes starkes Tauwetter ein.
In der Nacht zum 10. Januar zog ein Orkantief mit Spitzenböen bis 60 Stundenkilometern und kräftigen Regenfällen über die Wetterstation Eggerszell hinweg. Auf den Bergen des Bayerwaldes gab es sogar orkanartige Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometer. Unter einer starken Westströmung stiegen zudem die Temperaturen auf vorfrühlingshafte Werte an. Am 10. Januar konnte an der Wetterwarte eine Rekordhöchsttemperatur von 12,8 Grad gemessen werden. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Eggerszell im Jahr 2007 war dies die höchste je gemessene Januartemperatur. Der bisherige Rekordwert von 11,9 Grad – welcher vom 18. Januar 2007 stammt – wurde deutlich überboten.
Monatsmitte: kein Schnee
Die zuvor geschlossene bis zu 25 Zentimeter dicke Schneedecke taute bis zum Morgen des 10. Januar in rekordverdächtig schneller Zeit ab. Selbst die höchsten Kammlagen des Bayerischen Waldes waren nach Durchzug des Orkantiefs weitestgehend schneefrei. In den darauffolgenden Tagen ging es bei einer zeitweise westlichen Wetterlage bis zum 20. Januar mit Höchstwerten von zwei bis acht Grad teils deutlich zu mild für die Jahreszeit weiter. Winterliches Wetter mit Schneefällen war zwischen dem 10. und 23. Januar in Eggerszell nur in Ausnahmefällen zu beobachten. Nur noch in Hochlagen über 800 Meter lag während dieses Abschnitts eine dünne Schneedecke, ansonsten war vom Winter gegen Mitte des Monats kaum etwas zu erkennen.
Tolles Wintercomeback
Erst ab dem 24. Januar kämpfte sich der Winter nach und nach zurück. Ein markantes Hochdruckgebiet auf dem Atlantik blockierte die milde Westströmung und auf der Rückseite von Tiefdruckgebieten über Skandinavien gelangte kältere Luft und somit auch der Winter nach Ostbayern zurück. Das Wetter präsentierte sich in den letzten acht Tagen des Monats überwiegend winterlich mit Höchstwerten von kaum noch über null Grad.
Der Abschnitt vom 26. Januar bis zum Monatsende kann dabei durchaus als hochwinterlich eingestuft werden. Denn wiederholt zogen bei frostigen Temperaturen kräftige Schneefallgebiete aus Westen über Eggerszell hinweg und brachten beinahe täglich Neuschnee. Alleine in den letzten fünf Tagen des Monats fielen an der Wetterstation Eggerszell 35 Zentimeter Neuschnee. Die höchste Schneedecke des Monats wurde am letzten Tag des Monats mit rund 30 Zentimetern verzeichnet. In den Nächten sanken die Tiefstwerte auf teils unter minus vier Grad ab. Die tiefste Temperatur des Monats meldete die Wetterstation Eggerszell am 31. Januar mit minus 4,6 Grad. Der Monat Januar verabschiedete sich somit mit einer hochwinterlichen Wetterlage. Während des Durchzugs eines Sturmtiefs sank am frühen Morgen des 30. Januars um 4.25 Uhr der Luftdruck auf historisch niedrige 975,1 Hectopascal ab. Dies war der mit Abstand niedrigste Barometerstand seit Wetteraufzeichnungsbeginn. Der bisherige Rekordwert stammte vom 16. Dezember 2011 mit 980 hPa. In diesem Monat wurde gleich ein weiterer Luftdruck-Rekord aufgestellt: Die Luftdruck-Differenz zwischen dem 1. Januar und dem 30. Januar betrug beeindruckende 64 Hectopascal. Am 1. Januar lag der Luftdruck noch bei sehr hohen 1039,2 hPa. So starke Luftdruckunterschiede gab es in Eggerszell binnen Monatsfrist noch nie.
Temperaturen lagen im Plus
Mit einer Durchschnittstemperatur von 0,9 Grad fiel dieser Monat im Vergleich zu den Mittelwerten um 2,1 Grad deutlich zu mild aus. Normalerweise beträgt in Eggerszell die Durchschnittstemperatur im Januar knapp unter minus ein Grad. Verantwortlich für den zu warmen Januar war die teils sehr milde Wetterphase gegen Monatsmitte mit deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen. Selbst die winterlichen Wetterlagen zu Beginn und gegen Ende des Monats konnten den zu warmen Wintermonat nicht verhindern.
Zu viel Regen im Januar
Mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 94 Liter auf dem Quadratmeter – verteilt auf 23 Regentage – verlief der Monat im Vergleich zum Durchschnitt etwas zu nass. Den niederschlagsreichsten Tag zeichnete die Wetterstation mit 13,8 Litern Regen auf dem Quadratmeter am 10. Januar auf. Der Monat brachte insgesamt 22 Frosttage und drei meteorlogische Eistage mit Tageshöchstwerten von ganztags unter Null Grad. An insgesamt 17 Tagen lag dabei eine geschlossene Schneedecke in Eggerszell. Die höchste Windgeschwindigkeit mit 59,5 Stundenkilometern konnte am 14. Januar aufgezeichnet werden. Am häufigsten wehte der Wind dabei aus westlicher und südlicher Richtung bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 7,1 Stundenkilometern.
Quelle: Martin Bohmann, in: Bogener Zeitung vom 7. Februar 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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