Sind Sie ein österlicher Mensch? Haben Sie das Talent zum Ostersonntagskind?

2018 04 02 Ostermontagspredigt

 

Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach. Predigt am Ostermontag 2018

 

Die meisten hier unter uns werden vermutlich mit dem Kürzel „DSDS“ etwas anfangen können – „Deutschland sucht den Superstar“, die Fernsehshow, in der Menschen ihre Talente unter Beweis stellen können. So etwas Ähnliches möchte ich heute, am Ostermontag, auch mit Ihnen veranstalten, quasi ein „KSDS“ – Kirche sucht das Sonntagskind“. Es geht dabei um die Frage: Sind Sie ein österlicher Mensch? Haben Sie das Talent zum Ostersonntagskind?

Ich werde Ihnen dazu drei Testfragen stellen. Und Sie sind selbst die Jury und können für sich allein entscheiden, ob Sie bei sich das Talent zum Sonntagskind entdecken oder nicht.


Die erste Frage lautet: Sind Sie noch ein „Samstagskind“?


„Samstagskinder“ – so sagt der Literaturwissenschaftler George Steiner, das sind Menschen, die Schmerzliches erlebt haben – Enttäuschungen, Schicksalsschläge, Karfreitagsstunden also -, und die darüber nicht hinwegkommen, die darin feststecken; die noch nicht an den Sonntag, an den Ostersonntag, glauben können: an neues Leben, an die Überwindung von Leid und Not, an die Kraft Gottes, die stärker ist als der Tod.

Solche „Samstagskinder“ sind die Frauen, die zum Grab Jesu gehen und ihn einbalsamieren wollen; die den toten Jesus konservieren möchten. „Samstagskinder“ sind die Jünger, die sich einigeln in ihrer Trauer und die Türen hinter sich verbarrikadieren. „Samstagskinder“ sind wir alle, wenn wir zwi­schen Karfreitag und Ostersonntag steckenbleiben; wenn wir resignieren und aus dunklen Stunden nicht herausfinden; wenn uns Leid oder Krankheit, Enttäuschung oder Verlust läh­men und niederdrücken.

Wer jetzt sagen kann: Nein, als „Samstagskind“ fühle ich mich nicht, der hat es bei unserer KSDS-Talentsuche schon locker in die zweite Runde geschafft. Andernfalls bringt Sie vielleicht ein kleiner Umweg über die zweite Testfrage dorthin.


Die zweite Testfrage lautet: Haben Sie zumindest den Wunsch, ein „Sonntagskind“ zu werden?


Oder anders gefragt: Möchten Sie, dass die Karfreitagserfahrungen bei Ihnen nicht das letzte Wort haben? Haben Sie Sehnsucht nach dem Ostersonntag - nach wahrem, intensivem Leben; nach neuer Kraft; nach Harmonie und Frieden? Oder noch einmal anders: Möchten Sie dem lebendigen, dem auferstandenen Jesus begegnen? Möchten Sie sich von seiner Botschaft, von seiner Art zu leben anstecken und begeistern lassen? Wer diese Fragen mit einem ehrlichen „Ja“ beantworten kann, der darf fast sicher sein, dass er beim KSDS mit zu den Gewinnern gehört.


Die dritte Testfrage wird Ihnen helfen, Ihre Chancen noch besser einzuschätzen. Nämlich: Woran erkenne ich, dass ich Talent zum „Sonntagskind“ habe?


Der Philosoph Immanuel Kant gibt uns drei Tipps, wie wir das schnell herausfinden können. Er schreibt einmal: „Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“ Wenn ich ein hoffnungsvoller Mensch bin, der nicht bei jedem Widerstand die Flinte ins Korn wirft; wenn ich ruhig schlafen und mich gelassen von den Strapazen eines Tages verabschie­den kann; wenn ich meinen manchmal mühsamen Alltag mit Humor betrachten kann - dann bin ich wie geschaf­fen für KSDS.

Denn Sonntagskinder strahlen Hoffnung aus.

Sie stehen mit beiden Beinen auf dem Boden, aber sie lassen sich ihre Träume, ihre Visionen nicht nehmen. Sonntagskinder können los­lassen. Sie meinen nicht, alles selbst und alleine machen zu müssen, und des­halb können sie zur Ruhe kommen, ausspannen und gut schlafen.

Und: Sonntagskinder können lachen.

Im Gegensatz zu vielen Christen, die ein Gesicht ma­chen, als seien sie dauernd auf dem Weg zum Zahnarzt, wie Peter Hahne es einmal formuliert hat, sind Sonntagskinder heiter und stecken mit ihrem Humor ihre Umgebung an. Und sie beherrschen die schwie­rigste aller Turnübungen, nämlich: sich selbst auf den Arm nehmen.

Solche Sonntagskinder leben ohne große Worte das, was wir an Ostern feiern: dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Sie sehen auch in den dunklen Stunden des Lebens noch einen Schimmer des Oster­lichts. Sie spüren, dass Jesus lebt und auch sie ins Leben rufen will - in ein aufgewecktes, phanta­sievol­les und kraftvolles Leben.

Ich hoffe, liebe Schwestern und Brüder, Sie haben die drei KSDS-Testfragen für sich ehrlich beantwortet und gehen als Gewinner aus unserer Talentsuche hervor: als österlich gestimmte Menschen, die unserer Kirche ein frohes, österliches Gesicht verleihen.

 

Predigt gehalten von P. Dominik Daschner mit Anleihen von Wolfgang Raible

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