Mitterfels
. . . ein Gott, der sich einwickeln hat lassen in unsere Menschenwelt
Wurzelkrippe von Alois Kallus
Predigt zur Christmette 2016 von P. Dominik Daschner OPraem - Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach
Christkind . . . mit ausgestreckten Armen: „Nehmt mich auf in Euer Leben!“
Wenn ich zum Taufgespräch bei frischgebackenen Eltern bin und sie mir ihr Kind zeigen – auf dem Arm von Papa und Mama oder in der Wiege liegend -, dann bewundere ich jedes Mal neu die kleinen Hände mit den winzigen Fingern dran. Die könnte ich stundenlang anschauen. Und immer wieder strecken einem die Neugeborenen ihre kleinen Ärmchen mit offenen Händen entgegen. Genauso sehen wir in vielen unserer Weihnachtskrippen das Christkind in der Krippe liegen. Lachend streckt uns der neugeborene Sohn Gottes seine Arme entgegen und sagt uns damit stumm: „Nehmt mich auf in euer Leben!“
Auf alten Krippenbildern jedoch ist das oft ganz anders zu sehen. Da liegt das Jesuskind streng eingewickelt in seiner Krippe, die Arme eng mit eingebunden ins Tuch, fast wie bei einer Mumie. Und so beschreibt Lukas die Szene ja auch in seinem Weihnachtsevangelium. Gleich zweimal verweist er ausdrücklich auf das eingewickelte Kind. Von Maria heißt es: „Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe.“ Und den Hirten wird vom Engel als Zeichen verkündet: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ Ein rundum eingewickeltes Kind; bei den sogenannten „Fatschenkindeln“ kennen wir diese Art der Darstellung heute noch.
Alte Krippendarstellungen zeigen es oft anders . . .
Und die Krippe auf diesen alten Weihnachtsbildern ähnelt bisweilen einem Sarkophag. In einem rechteckigen Kasten liegt da das Jesuskind, eingewickelt wie ein Leichnam in das Leichentuch, und Ochs und Esel schauen zu. Ein Vorausblick schon auf Tod, Grab und Auferstehung Jesu. Gleich am Anfang seines Lebensweges wird auf diese Weise mit ins Bild gebracht, wozu Jesus, der menschgewordene Gottessohn, in die Welt kommt: als unser Retter, der die Welt durch seinen Tod und seine Auferstehung erlösen wird.
Jesus als "Wickelkind": Giotto di Bondone, Geburt Jesu, um 1300 - Kapelle Scrovegni, Padua
. . . das „Wickelkind“ in der Krippe – Bild für die „Einbindung“ in das Mensch-sein
Diese alten Krippendarstellungen mit einem streng in Tücher gewickelten Jesuskind bringen das theologische Geheimnis von Weihnachten ins Bild. Der ewige, alles umfassende Gott lässt sich in Jesus von Nazareth einbinden in ein Menschenleben; Gott, der Urgrund allen Seins, der Raum und Zeit übersteigt, er lässt sich eingrenzen in die Bedingungen unseres menschlichen Lebens. Der große englische Kardinal des 19. Jahrhunderts, John Henry Newman, nennt es die „Allmacht in Banden“. In einer frei gewählten Selbstbindung an unser schwaches Mensch-sein, veranschaulicht als Wickelkind in der Krippe, bindet sich Gott an den Menschen, um unsere Bande zu lösen; um jene zu befreien, die gebunden sind in Not, Krankheit, Sünde und Tod. Mit seiner Menschwerdung, mit der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem, hat dieser Erlösungsweg seinen Anfang genommen. Ans Kreuz gebunden, in ein enges Grab gelegt und von Gott aus den Todesbanden auferweckt, wird Christus die Befreiung des Menschen aus den Banden von Leid und Tod vollenden.
Weihnachten zeigt uns: Gott lässt sich einbinden in unsere Menschenwelt und -geschichte, er lässt sich verwickeln in unser Menschenleben. Er geht da mitten hinein. Aus Liebe zu seinen Geschöpfen lässt Gott sich einwickeln, lässt sich von uns bisweilen vielleicht sogar um den Finger wickeln, weil er mit uns leben will, weil er Anteil nehmen will an unserem Leben. Darum lässt er sich bei seiner Menschwerdung einbinden in die Bedingungen von Raum und Zeit, in unser menschliches Leben.
Hat sich durch die Menschwerdung die Welt verändert?
Mancher fragt mit Blick auf 2000 Jahre Christentum vielleicht ein wenig skeptisch, was denn durch die Menschwerdung Gottes anders geworden sei. Ob denn die Welt durch Christus und die Christen besser geworden sei. Unser emeritierter Papst Benedikt hat in seinem ersten Jesusbuch auf diese Frage, was denn das Kommen Jesu Neues in die Welt gebracht habe, er hat darauf ebenso schlicht wie tiefsinnig als Antwort gegeben: „Ganz einfach: Gott. Er hat Gott gebracht. Er hat den Gott, dessen Antlitz bis dahin niemand schauen konnte, in Jesus zu den Menschen gebracht. Nun kennen wir sein Antlitz, nun können wir ihn anrufen.“ Das heißt, wer dem Kind in der Krippe ins Gesicht schaut, wer ins Gesicht des Zwölfjährigen im Tempel blickt, wer zum Antlitz des Gekreuzigten aufschaut, der schaut stets in das Angesicht Gottes. Mit dem Kommen Jesu steht den Menschen eine Verbindung zu Gott offen, die es in dieser Direktheit und Dichte bis dahin nicht gab. Die Götter der Griechen und Römer thronten fernab der Menschen auf dem Olymp und spielten geradezu mit den Menschen und ihrem Schicksal.
. . . unser Gott thront nicht fernab wie die Götter der Griechen und Römer
Der Gott jedoch, an den wir glauben, liegt als Wickelkind in der Krippe. Er geht auf uns Menschen ein; darum geht er selbst in unser Menschsein hinein, lässt sich einbinden in unser menschliches Leben. Er knüpft sein Leben an unseres, und das unsere an seines. In Ewigkeit will er nicht mehr ohne uns Gott sein.
Und darum gibt es seither keinen gottlosen Ort mehr in dieser Welt, wo Gott nicht wäre, keinen gottfernen Moment – auch wenn uns das manchmal so erscheinen mag – und keinen gottverlassenen Menschen. Seit seiner Menschwerdung ist Gott mit allem, was unser Menschsein ausmacht, selbst verbunden, ist er deshalb in allem Menschlichen nahe. Seit seiner Menschwerdung ist und bleibt Gott überall dort mit hinein verwickelt.
In das große Weltgeschehen, das wir manchmal kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen und das uns bisweilen Angst macht: mit den vielen Kriegen in der Welt, dem unberechenbaren Terror, der immer weiter um sich zu greifen scheint und nun auch in unserem bis dato so sicheren Deutschland angekommen ist; einem Wirtschaftssystem, das immer mehr Menschen als Verlierer zurücklässt, den steigenden Kriminalitätszahlen, der massenweisen Fluchtbewegung in großen Teilen der Welt, mit der Vielzahl an zerbrechenden Beziehungen, mit Lug und Trug bei großen Konzernen wie auch im Kleinen, mit der Ausbeutung und Benachteiligung von Armen und Schwachen, der Verseuchung der Erde und dem Klimawandel, in Stress und Hektik unserer modernen Arbeitswelt und in so vielem mehr. In all diesen Problemen hält sich Gott durch seine Menschenwerdung nicht fern und schaut unbeteiligt und davon unbetroffen zu, sondern ist er selbst involviert, ist er mit da, um quasi von innen heraus lösen zu helfen, was den Menschen bindet.
. . . ein Gott, der sich „verwickeln“ lässt in unser Leben – in die großen Lebenslinien wie in die Alltagsfäden
Und genauso in jedem einzelnen persönlichen Leben. In der ganz eigenen Freude und dem Leid meines Lebens ist Gott durch seinen menschgewordenen Sohn mit hineinverwoben. Durch seine Menschwerdung ist ihm nichts Menschliches fremd, auch nichts Allzumenschliches, womit wir im Leben manchmal ringen – bei anderen und bei uns selber. Wenn wir ihn hereinlassen, lässt Gott sich verwickeln in unser Leben – in die großen Lebenslinien genauso wie in die Alltagsfäden – als Halte- und Richtschnur, an der wir uns entlangtasten können, damit unser Leben an ein gutes Ziel findet.
Was eingewickelt worden ist, das will auch ausgewickelt werden. Das Auswickeln gehört zu Weihnachten für uns fest mit dazu –bei den Geschenken, die zu Weihnachten, liebevoll verpackt, überreicht und mit Spannung ausgepackt werden; aber auch bei Gott. Gott, der heute, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt, lädt uns ein, dass wir ihn auswickeln, dass wir seine Spuren in unserem Leben entdecken, wachsam dafür werden, wo er in unserem Leben vorkommt, die Fäden aufgreifen, wo er in unser ganz persönliches Leben hineinverwoben ist, und diesen Spuren folgen.
Wir feiern an Weihnachten unseren Gott, der sich einwickeln hat lassen in unsere Menschheitsgeschichte und unser Menschenleben; einen Gott, der sich von uns auswickeln und entdecken lässt, weil er mit uns leben will.
Predigt am 4. Adventssonntag 2016 von P. Dominik Daschner OPraem
„Gott wohnt dort, wo man ihn einlässt!“
Das Problem
Maria und Josef haben ein Problem. Die beiden sind miteinander verlobt – was damals weit mehr war als heute. Verlobt war schon so gut wie verheiratet. Der Ehevertrag war schon unterzeichnet; es fehlte nur noch, dass der Mann die Frau in sein Haus heimführt. Aber für alle war längst klar: Die beiden sind ein Paar. Und jetzt ist ein Kind unterwegs. Aber Josef ist nicht der Vater. Er steht nicht einmal im Verdacht, der Vater zu sein. Das Kind ist eindeutig nicht von ihm. Das ist Ehebruch; das ist eine Schande, ein Skandal.
Die Aussage, das Kind sei „durch das Wirken des Heiligen Geistes“ entstanden, erklärt überhaupt nichts. Eher im Gegenteil: Das klingt wie eine an den Haaren herbeigezogene Ausrede - wer kann sowas glauben! -, wenn nicht sogar nach Gotteslästerung! Das Problem bleibt: Eine Verlobte bekommt ein Kind; aber der, mit dem sie verlobt ist, ist nicht der Vater.
Der Evangelist Matthäus versteht es, mit ganz wenigen Sätzen eine menschlich vertrackte Situation zu schildern, die zwangsläufig zu dem führt, was er eigentlich mitteilen will.
Bei normalem Licht besehen, ist das natürlich zunächst eine wirkliche Zumutung für zwei junge Menschen. Nur zu verständlich, wenn Josef diesen Zustand moralisch unmöglich findet und sich mit Anstand aus der Affäre ziehen will. Seiner Verlobten den Scheidebrief ausstellen und die Verbindung in aller Stille lösen. So bleibt ihr wenigstens eine öffentliche Anklage und die drohende Steinigung erspart. Josef nimmt damit das Scheitern der Beziehung mehr oder weniger auf seine Kappe, obwohl es an ihm nun wirklich nicht lag. Er kann nichts dafür. Er tut es dennoch, um seine immer noch geliebte Maria zu schützen. Darum nennt ihn der Evangelist „gerecht“.
Aber da greift Gott noch einmal ein. Im Traum lässt er in Josef die Gewissheit aufsteigen, er solle Maria und ihr Kind zu sich nehmen, auch wenn ihm die Herkunft und die Bedeutung dieses Kindes rätselhaft bleiben. Da kann sich Josef nicht mehr distanzieren. Und dann will er es auch nicht mehr. Träume sind eben doch mehr als nur Schäume. Ohne Worte willigt er in die Situation ein: zurückhaltend, offen für Gott, handelnd aus Glauben.
Ganz unbestritten, liebe Schwestern und Brüder: Gott mutet Josef und seiner Verlobten Maria einiges zu. So ist das oft im Heilsplan Gottes mit den Menschen. Gott mutet Menschen wirklich viel zu. Manchmal bis zur Grenze des Erträglichen. An Maria wird das sehr deutlich.
Nicht nur die Ankündigung der Geburt ihres Sohnes: unverständlich, undurchschaubar, anstößig... Auch die Umstände der Geburt selbst: auf der Durchreise, im Stall; eine unhygienische und unwürdige Situation. Alles das im krassen Gegensatz zu dem, was man von diesem Kind, der Botschaft des Engels entsprechend, erwarten sollte.
„Was mutest du mir da zu, Gott?! Warum ausgerechnet ich?“
Später dann die frühe Loslösung des Sohnes aus der Familie: „Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ — Nein, sie wussten wirklich nicht. Wie sollten sie auch?! Schließlich die herben Zurückweisungen bei gutgemeinten Nachfragen. Und am Ende das Kreuz. Auch als „Begnadete“ macht Maria Unglaubliches und, menschlich betrachtet, schier Unerträgliches durch. Gott schont sie nicht.
Darin gleicht sie dem, was viele Menschen auch erleben und kennen: Unverständnis, Ablehnung, Zerbrechen von Lebensentwürfen, Scheitern von Beziehungen, Krankheiten, Schmerzen... Wer darf dann die Fragen zurückweisen: „Was mutest du mir da zu, Gott?! Warum ausgerechnet ich?“
Gottes Heilsplan: Eine „Zu-Mutung“
Gott mutet den Menschen in seinem Heilsplan häufig viel zu. Aber wenn Gott etwas zumutet, dann ist das auch immer eine Zu-Mutung im wahrsten Sinn des Wortes: ein Zuspruch, eine Zusage von Mut. Auch das ist an Maria und Josef erkennbar.
Bei den Verkündigungserzählungen geht es ja nicht einfach um die Ankündigung einer unehelichen Geburt. Vielmehr geht es darum, dass Gott eine ganz neue Geschichte mit den Menschen anfängt. Und die beginnt als erstes mit einem Zuspruch von Mut: „Fürchte dich nicht. Der Herr ist mit dir!“ Gott bringt sich selbst mit ins Spiel. Er geht jeder Zumutung voraus. Das kann Mut machen in der menschlichen Zumutung.
Botschaft des Advent: Das Heil des Menschen kommt auf menschlich undurchschaubaren Wegen.
Das ist eine wichtige Botschaft des Advent: Das Heil des Menschen kommt oft auf Wegen, die menschlich ganz und gar undurchschaubar sind und die sogar als Zumutung empfunden werden können. Man wird es einfach annehmen müssen in der Haltung des Empfangenden, in der Haltung des Glaubenden, der überzeugt ist: Gott weiß schon, was er tut.
In Jesus hat Gott inmitten einer unfruchtbar gewordenen und oft hoffnungslosen Menschheit einen neuen Anfang gesetzt. Und dieser Neuanfang ist eben nicht das Ergebnis menschlicher Geschichte, vom Menschen selbst bewirkt, menschlich-geschichtlich herleitbar und erklärbar. Nein, er ist Geschenk von oben – durch die Kraft Gottes, vom Heiligen Geist gewirkt. Das ist die tiefere Bedeutung dieser rätselhaften Schwangerschaft ohne dazugehörigen Mann, des Dogmas von der Jungfrauengeburt – keine biologische Aussage über Maria, sondern eine theologische Aussage über Jesus.
Botschaft von Weihnachten: Gott wohnt dort, wo man ihn einlässt.
Eine jüdische Weisheitsgeschichte erzählt von einem Rabbi. „Wo wohnt Gott?“ - mit dieser Frage überraschte der Rabbi einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren. Sie lachten über ihn: „Wie redest du? Die Welt ist voll von seiner Herrlichkeit!“ — Er aber beantwortete seine eigene Frage: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“
Das ist auch die Botschaft von Weihnachten: Gott wohnt dort, wo man ihn einlässt. Und wer ihn einlässt, dem spricht er so viel Mut zu, dass er das Leben nicht mehr nur als Zumutung erfahren muss.
Predigt am 3. Adventssonntag 2016 von P. Dominik Daschner OPraem
Völlig utopisch
„Das ist doch völlig utopisch!“ - So sagen wir, wenn wir eine Idee für unrealistisch halten. Aber wenn wir ehrlich sind, schwingt in dem Satz manchmal mehr mit. Meistens ist er eine spontane Reaktion aus dem Bauch heraus, mit der wir eine Idee oder eine Vorstellung ablehnen. Nicht, weil die nach nüchterner Abwägung objektiv undurchführbar ist, sondern weil wir sie für verrückt halten, für unheimlich und überfordernd. Manchmal schwingt unterschwellig sogar eine heimliche Begeisterung mit: Ja, das wäre wirklich toll und schön, aber das ist doch völlig utopisch!
Das Wort „utopisch“ kommt aus dem Griechischen: „ou“ heißt „nicht“; „topos“ heißt „Ort“. Die Utopie ist also ein Nicht-Ort. Etwas, das es schon geben könnte; aber nicht hier, auf dieser Welt, nicht an diesem Ort. - Vielleicht an einem anderen Ort? Oder vielleicht müssten wir uns dazu bewegen - im buchstäblichen und im übertragenen Sinn -, damit aus dem Nicht-Ort ein Ort im Hier und Jetzt wird?
Eine blühende Wüste - utopisch!
Unsere heutige Erste Lesung aus dem Jesajabuch beschreibt so einen Nicht-Ort, eine Utopie, mit sehr konkreten Bildern und Orten. Die Steppe soll blühen, heißt es da. Das hebräische Wort an der Stelle heißt: araba. Es wird an die „arabische Wüste“ gedacht, die sich vor allem zwischen dem Jordangraben über das Tote Meer bis an den Golf von Elat erstreckt und in die arabische Halbinsel übergeht. Dieser trockene Landstrich ohne nennenswerte Vegetation soll blühen wie eine Lilie? Dort sollen die mächtigen Zedern des regenreichen Libanon-Gebirges wachsen? Die Weinberge auf dem Karmelgebirge und das viele Obst aus der Scharon-Ebene? Diese Landschaften Israels sind für ihre landwirtschaftliche Fruchtbarkeit bis heute bekannt. All dieses Wachstum soll auch am Toten Meer und in der arabischen Wüste stattfinden? Das ist doch völlig utopisch!
Wer schon einmal in Israel war, kennt die großen Unterschiede in den Landschaften und der Vegetation dieses Landes und hat wohl auch das leicht gruselige Gefühl gespürt angesichts der Wüsten in der Gegend um das Tote Meer. Der prophetische Text erweckt genau diesen Eindruck: Das geht doch nicht, dass da etwas wachsen wird!
Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen – utopisch!
Aber die Utopie geht noch einen Schritt weiter, nun in die völlige Unmöglichkeit: Die Augen der Blinden werden geöffnet, die Ohren der Tauben sind wieder offen, der Lahme springt wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jubelt laut - völlig utopisch!
Warum quält uns die Bibel mit einer Bilderwelt, die nicht Wirklichkeit werden kann? - Weil sie uns genau da packen will! Denn ist es nicht so, dass wir oft zu leichtfertig etwas für „völlig utopisch“ erklären, nur um dann wieder unsere Ruhe zu haben?!
Der Glaube an Gott, so lässt sich die heutige biblische Botschaft aus dem Jesajabuch auf den Punkt bringen, der Glaube an Gott findet sich nicht ab mit dem Vorfindlichen. Da ist noch mehr drin. Da ist noch Luft nach oben. Solche Redensarten gebrauchen wir heute, wenn wir ausdrücken wollen, dass noch nicht alle Optionen ausgereizt sind, noch nicht alle Lösungsmöglichkeiten ausprobiert wurden. Und genau dahin will uns die Bibel heute schicken.
Utopisch – aber: die Grenzen dieser Welt sind nicht Gottes Grenzen.
Der Glaube an Gott ist davon überzeugt, dass die Grenzen dieser Welt nicht Gottes Grenzen sind; und dass Gott mehr möglich ist als uns, sogar mehr als wir uns vorstellen können.
Der biblische Text will uns also nicht mit unmöglichen Bildern und leeren Hoffnungen quälen, sondern unseren Horizont erweitern. Daher redet er auch nicht nur in utopischen Vorstellungen von einer blühenden Wüste und sehenden Blinden, sondern auch Klartext: „Habt Mut, fürchtet euch nicht! Gott wird kommen und euch erretten!“ Gott wird kommen und dann werden die Armen nicht mehr ausgebeutet, und die Benachteiligten kommen nicht mehr unter die Räder, sondern es wird endlich gerecht zugehen in dieser Welt.
Utopisch. Nicht fassbar: Gott ist Mensch geworden.
Ist das nicht völlig utopisch? - Es ist eine Herausforderung für unseren Glauben, ja. Wir müssen hier die Grenzen unserer Vorstellungskraft und unseres Denkens überwinden, das an der Realität abgestumpft ist. Erst dann können wir das völlig Unmögliche annähernd erfassen. Nämlich, dass Gott Mensch wird. Der Inhalt von Weihnachten ist doch noch viel utopischer als die heutige Lesung! Und doch ist es Wirklichkeit geworden.
Utopisch? Mit Gottes Hilfe werden „unmögliche“ Dinge möglich.
Aber was bringt es, wenn wir unsere Vorstellungskraft weiten und den Glauben an das Unmögliche Gottes stärken? Dann werden unsere Augen geöffnet, so dass wir mehr Möglichkeiten im Alltag sehen. Wir werden mehr hören als nur das, was wir hören wollen. Wir werden uns bewegen, wo wir im alten Trott erstarrt sind. Wir werden mit denen reden, an denen wir sonst nur stumm vorbeigehen, weil es eh nichts bringt. Wenn wir genauer überlegen - und nicht gleich sagen: „völlig utopisch!“ -, dann werden wir neue Möglichkeiten sehen. Mit Gottes Hilfe werden Dinge möglich, an die wir uns nicht zu denken getraut haben:
- einen alten Streit beenden,
- wieder miteinander reden,
- etwas Gutes tun, denn vielleicht hat es doch einen Wert;
- Hoffnung haben, obwohl die Nachrichten eine düstere Welt verkünden;
- auf die Zukunft setzen, auch wenn es sich scheinbar nicht auszahlt;
- gerecht bleiben, auch wenn alle anderen meinen, ungerechtes Handeln bringe ihnen mehr;
- anständig bleiben, auch wenn die anderen nur den eigenen Vorteil suchen;
- Notlagen anderer nach Kräften beseitigen und sie nicht ausnutzen;
- und vor allem: keine Angst haben!
Ja, Menschen tun viel Übles und reden Unvernünftiges, weil sie Angst haben und es nicht zugeben. Der Glaube sagt uns: Habt Mut! Fürchtet euch nicht! Rechnet mit mehr, als ihr seht und habt! Gott wird kommen und euch erretten! Denn ihm ist alles möglich. Und wo man ihm und seiner Macht vertraut, da findet manches seinen Ort, was andere für utopisch halten.
Predigt am 2. Adventssonntag 2016 von P. Dominik Daschner OPraem
Sehnsucht nach dem Erlöser
Sehnsucht nach einer heilen Welt
Fast täglich werden wir mit Meldungen konfrontiert über kriegerische Auseinandersetzungen, Terroranschläge und Naturkatastrophen. Wir sehen Bilder von Kindern, Frauen und Männern, die auf der Flucht vor dem Terror in ihren Heimatländern im Mittelmeer ertrunken sind. Wir erleben hautnah im Fernsehen mit, wie Terroristen ganze Städte in Angst und Schrecken versetzen. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn bei vielen Menschen ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit entsteht. Sie haben Angst vor der Zukunft und sehnen sich nach einer heilen Welt.
Ruf nach einem „Erlöser“
In solchen Zeiten wird schnell der Ruf nach einem Erlöser laut. Es ist der Ruf nach einem starken Mann, der in der Lage ist, alle Probleme zu lösen. Nicht selten treten dann Populisten auf, die dem Volk nach dem Mund reden und vorgeben, die Lösung der Probleme zu kennen: einfache, schnelle Lösungen. Wir erleben das zurzeit live mit: mit Donald Trump in den USA, einem Geert Wilders in den Niederlanden, Marine Le Pen in Frankreich, mit AfD und Pegida bei uns. Die Patentrezepte, die von ihnen angeboten werden, erweisen sich in der Realität fast immer als völlig unbrauchbar. Und die Geschichte - gerade auch unsere deutsche Geschichte - lehrt, dass sie zuletzt in einer Katastrophe enden.
Auch zur Zeit Jesu waren Propheten gefragt
Auch zu der Zeit Jesu gab es viele Probleme im Land. Da waren Propheten gefragt, die den Menschen Hoffnung auf bessere Zeiten machen konnten. Johannes der Täufer war ein solcher Prophet. Er praktizierte einen bescheidenen Lebensstil, der die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich zog. Er predigte eine radikale Umkehr und ging an die Wurzel allen Übels, indem er die Gottlosigkeit bekämpfte. Er forderte die Menschen dazu auf, Wege zwischen Gott und den Menschen zu ebnen. An Gott liegt es nicht, wenn es den Menschen schlecht geht. „Das Himmelreich ist nahe“, sagt der Täufer. Gott steht vor der Tür. Es ist Aufgabe des Menschen, ihm zu öffnen.
Der Prophet Johannes aber war kein Populist
Johannes redet den Menschen nicht nach dem Mund, sondern sagt ihnen die Wahrheit; auch die unbequeme, die sie vielleicht nicht gerne hören. Dabei stellt sich Johannes nicht in den Mittelpunkt. Falsche Erwartungen an ihn wehrt er ab. Er ist nicht der starke Mann, den sie sich erhoffen. Er tauft nur mit Wasser als Zeichen für die nötige Umkehr; er ist Wegweiser und nicht selber das Ziel. Er weist auf einen anderen hin; einen, der stärker ist als er und die Menschen mit Geist und Feuer tauft. Johannes ist kein Populist, der einfache Lösungen anbietet und nach Macht strebt.
Wir brauchen keine Stammtischsprüche, sondern die Gaben des „Heiligen Geistes“: Weisheit, Einsicht . . .
Die Menschen brauchen keine billigen Sprüche, wie sie zu allen Zeiten an den Stammtischen zu hören sind. Sie brauchen den Heiligen Geist mit seinen Gaben: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis und Gottesfurcht, wie der Prophet Jesaja sie in der heutigen Lesung aufzählt. Diesen Geist vermittelt der wahre Erlöser, den Johannes ankündigt und der bei seinem Kommen Spreu vom Weizen trennt; das Böse vom Guten, so dass Friede einkehrt. Wer sich mit diesem Geist taufen lässt, wird als Resultat seiner Umkehr Früchte der Liebe und des Friedens bringen.
Kirche darf sich einmischen, aber nicht selber Politik betreiben
Dieser Johannes, der nichts anderes wollte, als dem gottgesandten Erlöser den Weg zu bereiten, der hat auch unserer Kirche heute etwas zu sagen. Auch die Kirche ist gut beraten, wenn sie sich nicht selber in den Mittelpunkt stellt. Sie ist nicht die starke Kraft, die alle Probleme unserer Zeit lösen könnte. Die Kirche darf und muss sich einmischen in die Fragen unserer Zeit – auch die politischen -, aber Versuche der Kirche, selber Politik zu betreiben, sind häufig kläglich gescheitert. Die Zeit der Volkskirche scheint vorbei zu sein. Privilegien, die seit der Zeit des Kaisers Konstantin der Kirche gewährt wurden, schrumpfen heute zusehends.
Papst Franziskus: Eine Kirche mit dem „Gewand“ eines Johannes in der Wüste
Das mag man bedauern. Aber ist es wirklich schlimm? Diese Gestalt von Kirche mag ihre Zeit und ihre Berechtigung gehabt haben. Aber vielleicht ist heute eine andere Kirche gefragt. Papst Franziskus wünscht sich eine arme Kirche an der Seite der Armen. Dass sich der Stand der Kirche in der Öffentlichkeit und ihr Erscheinungsbild ändert, diese Entwicklung muss man nicht als Niedergang ansehen. Sie ist auch eine Chance. Indem die Kirche das Gewand des Johannes in der Wüste trägt, wird ihr Ruf zur Umkehr glaubwürdiger.
. . . und wir auf der Spur des Johannes des Täufers
Wir alle sind als Kirche dazu eingeladen, die Spur des Täufers aufzunehmen: uns zu bescheiden und die Aufgabe wahrzunehmen, Wegweiser für die Menschen heute zu sein; sie auf den hinzuweisen, der nicht irgendwelche Lösungen anbietet, sondern der selber der Erlöser ist. Wenn wir bei uns selber und bei anderen den Weg bereiten, um den zum Zug kommen zu lassen, der wirklich unsere Hoffnung ist – Christus nämlich -, dann stehen wir in der Nachfolge des Täufers und helfen mit beim Kommen des Gottesreiches.
Mir fällt dazu die Geschichte vom kleinen Seiltänzer ein:
Ein kleiner Junge ist einem Seiltänzer bei seiner Abendvorstellung nachgestiegen. Er wollte in lichter Höhe von ihm mit über das Seil genommen werden. Der Seiltänzer erfüllte ihm den Wunsch und trug ihn auf seiner Schulter über das Seil. Um das Kind von der Tiefe, der Dunkelheit und der Gefahr des Absturzes abzulenken, sagte er zu dem Jungen: „Schau doch, wie schön dort oben die Sterne leuchten!“ Der Blick zu den Sternen lenkte den Jungen von der Gefahr in der Tiefe ab, so dass er sich sicher über das Seil tragen ließ.
Der Blick nach oben, zu dem, den wir im Advent neu erwarten, der bewahrt uns vor der Angst in den vielfältigen Problemen, Bedrohungen und Herausforderungen unserer Zeit. Er ist das Licht der Welt, das uns über die Abgründe dieser Welt sicher geleitet. Auf ihn hinzuweisen – so wie Johannes – dazu sind wir als Christen berufen.
Predigt am 1. Adventssonntag 2016 von P. Dominik Daschner OPraem
Advent. . . . persönliche Begegnung mit Christus . . . nicht morgen, heute
Kennen Sie den Mittagsdämon? Jenes hartnäckige Mittagstief, das viele Menschen nach dem Mittagsessen runterzieht, wenn einen schlagartige Müdigkeit befällt und man sich nur schwer aufraffen kann, die nächste Arbeit anzupacken?
Ich denke, viele von uns kennen das aus eigener Erfahrung, wenn ihnen Müdigkeit plötzlich wie Blei auf den Augen liegt. Und so vielfältig sind auch die Strategien gegen diese Mittagsmüdigkeit. Manchen hilft es, kurz an die frische Luft zu gehen. Eine Tasse Kaffee bewirkt bei vielen wahre Wunder. Bewegung kann hilfreich sein. Auch Musik tut manchmal gute Dienste. Ein Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht, ein erfrischender Geschmack auf der Zunge. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt.
. . . aber wie sieht es mit Mitteln gegen die Müdigkeit im Glauben aus?
Ja, im Alltag, da haben wir so unsere Mittel gegen die Müdigkeit und wissen sie gezielt einzusetzen. Aber wie sieht es bei unserem Glauben aus? Welche Mittel gibt es gegen die Müdigkeit im Glauben? In den Schriftlesungen heute haben wir ein paar Wachmacher-Sätze gehört. In der Zweiten Lesung zum Beispiel: „Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf“, so der Weckruf des Apostels Paulus. Und im Evangelium: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Oder: „Haltet euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ – Aufrufe zur Wachsamkeit.
Advent – ein Wachhalteprogramm, wenn unser Glaube einzuschlafen droht
Die Liturgie der Kirche stellt diese Mahnung zur Wachsamkeit an den Beginn des Advents. Der Advent will somit ein Wachhalteprogramm für unseren Glauben sein. Oder ein Weckruf gegen die Müdigkeit im Christ-sein, dort wo dieser Glaube einzuschlafen droht. Diese Zeit am Beginn des neuen Kirchenjahrs, auf dem Weg Weihnachten entgegen, will uns gerade nicht in glühweinschwangerer Christkindlmarkt-Romantik und in Rührseligkeit einlullen. Nein, der Advent will aufrütteln. Nicht umsonst erklingt in Adventliedern vielfach der Ruf: „Wachet auf!“
Denn, liebe Gemeinde, es ist ja schon seltsam. Wir fangen heute mit dem Kirchenjahr neu an. Aber wir hören keineswegs von den Anfängen Jesu oder davon, wie seine Botschaft vom Reich Gottes angefangen hat, sondern ein Stück Endzeitrede wird uns im Evangelium präsentiert: vom Ende der Welt, von der Wiederkunft einer rätselhaften Gestalt namens „Menschensohn“, die die Kirche von Anfang an auf Christus hin deutet; Gleichnisse, die aufrütteln und verunsichern, die auf eine Entscheidung zulaufen.
Zu der Botschaft Jesu vom Gottesreich gehört auch dieses Reden von einem Ende aller Welt und Zeit. Das, was bisher war und jetzt besteht, das ist noch nicht alles gewesen. Was getan, gelassen und gelitten wird, hat ein letztes Ziel, auf das wir zugehen – die Welt als ganze, und jeder von uns persönlich mit seinem Leben. Dieses Ziel wollen und sollen wir nicht verpassen. Darum sollen wir wachsam bleiben.
Christen als Wächter und Mahner . . .
Aber wachsam bleiben, wofür? – Für die Zeichen der Zeit, sagt Jesus mit seinem Beispiel vom Feigenbaum. So vieles verändert sich in unserer Zeit und Gesellschaft, und das immer rasanter. Als Christen sind wir aufgerufen, wachsam dafür zu sein und darauf zu achten, ob das, was sich da tut, wirklich zum Wohl der Menschen ist, ob das mit Gottes gutem Willen für seine Schöpfung zusammengeht oder dem widerspricht. Und wenn es dem entgegensteht, dass Menschen friedlicher zusammenleben, dass sie aufmerksamer füreinander sind, dass es gerechter in der Welt zugeht und auf diese Weise etwas spürbar wird von jenem Reich Gottes, das wir herbeisehnen, wie das in der Ersten Lesung angeklungen ist, dann müssen wir Christen als Wächter und Mahner unsere Stimme dagegen erheben.
. . . gegen den Zynismus der Arbeitswelt . . . den hemmungslosen Egoismus . . .
So ein Zeichen der Zeit sind für mich die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die in unserer Gesellschaft momentan um sich greifen. Dass immer mehr Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können – oftmals zwei oder drei Jobs brauchen, um finanziell über die Runden zu kommen -, weil viele Tätigkeiten, die unsere Gesellschaft dringend braucht, in den Niedriglohnsektor abgedrängt werden. Und selbst, wer 45 Jahre lang gearbeitet und immer in die Rentenkasse einbezahlt hat, wird deshalb am Ende eine Rente unter Sozialhilfeniveau bekommen. Altersarmut wird unter diesen Vorzeichen in naher Zukunft zu einem Massenphänomen werden, wenn sich da nichts ändert.
Wenn die Geringverdiener dann von der Politik auch noch aufgefordert werden, stärker privat für das Alter vorzusorgen, dann ist das an Zynismus kaum mehr zu überbieten. Ja, wovon denn, wenn das Geld für das tägliche Leben schon kaum reicht?! Während die gezahlten Mindestlöhne hinten und vorne nicht zum Leben reichen, steigen die Konzerngewinne indessen immer mehr. Die Schere zwischen einigen sehr, sehr Reichen und immer mehr Bedürftigen in unserem Land, die geht immer weiter auf. Die steigenden Zahlen der Hartz IV-Empfänger und der Menschen, die ihre Lebensmittel bei den sogenannten Tafeln holen müssen, sprechen da eine deutliche Sprache.
Ich sehe mit Sorge, wie sich die solidarische Gemeinschaft in unserem Land mehr und mehr auflöst. Stattdessen greift in wirtschaftlichen Fragen ein hemmungsloser Egoismus um sich. Das Soziale in unserer ehemals sozialen Marktwirtschaft kommt uns immer mehr abhanden. – Wachsam sein für die Zeichen der Zeit, dazu mahnt uns der Advent.
. . . wachsam bleiben für die persönliche Begegnung mit Christus . . .
Und wachsam bleiben für Christus. Am Ende der Zeit kommt nicht etwas auf uns zu, so macht das heutige Evangelium klar – der Untergang, das Ende -, sondern jemand: der wiederkommende Christus, der Menschensohn. Aber nicht erst am Ende der Zeiten; auch jetzt, im Advent. Wir gehen nicht auf etwas zu - auf das große Fest -, sondern Christus kommt uns entgegen in dieser Zeit. Darum sollen wir wachsam bleiben für die persönliche Begegnung mit Christus in unserem Leben. Dazu lädt uns der Advent ein.
. . . nicht morgen, heute …
Was damit gemeint ist, das veranschaulicht sehr schön folgende kleine Geschichte:
Auf einer Halbinsel des Comer Sees träumt die Villa Acronati einsam vor sich hin. Nur der Gärtner lebt da, und er führt auch die Besucher. – Wie lange sind Sie schon hier“, fragte ein Tourist. – „24 Jahre“. – „Und wie oft war die Herrschaft hier in dieser Zeit? – „Viermal.“ – Wann war das letzte Mal?“ – „Vor 12 Jahren“, sagte der Gärtner, „ich bin fast immer allein. Sehr selten, dass ein Besuch kommt.“ – „Aber Sie haben den Garten gut instand, so herrlich gepflegt, dass die Herrschaft morgen kommen könnte.“ – Der Gärtner lächelt: „Oggi, Signore, oggi!“ – „Heute, mein Herr, heute!“
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