Heimatliche Pretiosen (Burgen, Hiensölde, Totentanz . . )
Stück Niederbayern gerettet und wiederbelebt
Einweihung der Hien-Sölde – Kostenrahmen unterschritten
Ein großer Tag für den Förderverein Freundeskreis Historische Hien-Sölde Mitterfels, aber auch für die Marktgemeinde Mitterfels: Nach drei Jahre dauernden Sanierungsarbeiten wurde das historische Haus am Wochenende mit Vertretern des Fördervereins, der Marktgemeinde, der beteiligten Firmen, Handwerkern und Planern sowie zahlreichen Ehrengästen festlich eingeweiht.
Maria Birkeneder, Vorsitzende des Fördervereins, die mit ihrer Vorstandschaft und viel Engagement und unendlicher Geduld maßgeblich für den Erhalt und die Sanierung der alten Sölde verantwortlich ist, erinnerte an Cilli Attenberger, die letzte Bewohnerin des alten Hauses. "De echtn Hoslbecka" unter der Leitung von Franz Schötz spielten den Gästen vor dem Haus und in der Stube zünftig auf und gestalteten den Nachmittag mit echter Volksmusik. Zünftig und anrührend war das Gedicht von Sigurd Gall vom "Werdahuat", das vom bewegten Bauernleben erzählte, grad so, wie es zu Zeiten der alten Sölde gewesen sein könnte.
Renovierung durch Verein „ein Glücksfall"
Für die Marktgemeinde sei die Renovierung der Hien-Sölde durch den Förderverein ein Glücksfall, betonte Bürgermeister Heinrich StenzeI. Unvorstellbar, das alte Haus wäre abgerissen und an seiner Stelle Parkplätze errichtet worden. Das Bild der Burgstraße wäre um ein Gebäude ärmer, das seit fast 600 Jahren hier steht. Stenzel, der stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins ist, erinnerte an den Prozess Agenda 21 und erste Überlegungen, die denkmalgeschützte Hien-Sölde zu sanieren und zu nutzen. Doch das Projekt galt als nicht umsetzbar und finanzierbar.
Als Frauen der ersten Stunde nannte Stenzel Maria Birkeneder als Arbeitskreisleiterin sowie Gisela Diergardt, Doris Metzger und Heidi Güldenhaupt. "Nur durch ihren Einsatz und ihre Hartnäckigkeit konnten sie diesen Traum umsetzen." Viel später habe sich herausgestellt, dass Teile des Hauses auf das Jahr 1436 zu datieren sind und dass es sich nicht um ein einfaches Bauernhaus handelt, sondern dass es in engem Zusammenhalt mit der Burg zu sehen ist.
Eine große Aufgabe seien Planung und Finanzierung der Sanierung gewesen, betonte Stenzel. Bürokratische Hürden, Verhandlungen mit den Zuschussgebern, Umsetzung der Vorgaben des Umbaus seien eine riesige Herausforderung gewesen. Erfreulicherweise sei der vorgegebene Kostenrahmen unterschritten worden, nicht zuletzt durch unzählige Stunden an Eigenleistungen.
Eine Aufwertung für die Gemeinde
Erfreulich auch, dass mit Franz Schötz vom Landesverein für Heimatpflege, Abteilung Volksmusik, ein idealer Mieter gefunden worden sei. "Auch dies ist eine Aufwertung für unseren Ort." Stenzel würdigte besonders die Verdienste Maria Birkeneders: Bei ihr seien alle Fäden zusammen gelaufen, sie habe ihre ganze Kraft für die Hien-Sölde und damit auch für Mitterfels eingesetzt.
Das Haus sei durch Alter und Geschichte ortsprägend für die Marktgemeinde, meinte Landrat Alfred Reisinger. Der Landkreis habe das Projekt mit dem Höchstfördersatz von 12.500 Euro bezuschusst. "Das Geld ist gut investiert, ein historisches Schmuckstück erstrahlt in neuem Glanz." Für dieses Schmuckstück gab es von Reisinger in kleines finanzielles Geschenk an den Förderverein und vom Lions-Club in Straubing mit Clubmaster Reinhardt Gasch eine Spende von 500 Euro.
Geschichte heute nicht nur Herrschaftsgeschichte
Er habe aus der Ferne beobachtet, was hier geschehe, meinte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Noch vor wenigen Jahrzehnten sei es unmöglich gewesen, ein einfaches Kleinbauernhaus als Kulturgut zu deklarieren. Geschichte sei ausschließlich "Herrschaftsgeschichte" von Burgen, Schlössern und Kirchen gewesen. Ländliche Baukultur habe ein Schattendasein geführt, das beschwerliche Leben in Armut sei gern verdrängt worden. Noch immer sei es nicht einfach, Menschen davon zu überzeugen, dass manche ihrer Häuser charakteristische Ausformungen bäuerlicher Kulturgeschichte sind. Umso erfreulicher, dass beherzte Bürger wie der Freundeskreis Historische Hien-Sölde sich Erhalt und spätere Nutzung des Hauses zum Ziel gesetzt hätten. Umso mehr, als es sich um ein "historisches Juwel" mit Rückdatierung ins 15. Jahrhundert handele. "Das ist wirklich eine Sensation."
"Sie haben ein Stück Niederbayern wiederbelebt"
Heinrich hob die Leistung des Fördervereins hervor: "Sie haben ein Stück Niederbayern wiederbelebt." Soviel Engagement für den Erhalt eines außergewöhnlichen Hauses verdiene die bestmögliche Unterstützung in ideeller und finanzieller Hinsicht, sagte Heinrich. Dazu habe der Bezirk Niederbayern gern seinen Bei trag geleistet.
Man sei gern vom Schloss Steinach in die wunderschön sanierte Sölde umgezogen, meinte Dr. Elmar Walter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. "Was könnte besser für eine VolksmusiksteIle passen."
Bei der Arbeit an der Hien-Sölde habe er sich auf kriminalistische Spurensuche begeben, bekannte Architekt Herbert Weny zuletzt. Gewiss sei das Haus ein altes Baudenkmal, aber ebenso sicher ein topmodernes Gebäude aus der Sicht nachhaltigen Bauens. Vor gut 570 Jahren erbaut, sei es bewohnt, genutzt und laufend den Bedürfnissen seiner Bewohner angepasst worden. "Bis heute ein herausragendes Beispiel ökologisch-ökonomisch nachhaltigen Bauens."
Foto oben: Die Geistlichen Pfarrer Pater Dominik und Diakon Peter segneten das Haus.
Dem schloss sich die Weihe des Hauses durch Pfarrer Pater Dominik Daschner und Diakon Walter Peter an.
Im benachbarten BRK-Seniorenzentrum hielten die Architekten Wolfgang und Walter Kirchner den Festvortrag über die Geschichte von Holzbauten und die Hien-Sölde. Gleichsam als Schutzengel hatten sie den Bau jahrelang begleitet und ehrenamtlich mit viel Akribie ein verformungsgerechtes Aufmaß erstellt. Anschließend stand das Haus zur Besichtigung offen.
Quelle: Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt vom 25. November 2013, Seite 13
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