1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 67 Unsere Schulen nach 1945
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Schulort Mitterfels - Vergrößern durch Anklicken!
Unsere Schulen nach 1945 [bis 1988]
Volksschule
Der Wiederbeginn am 24. September 1945 erinnert in seiner Improvisation an die ärgsten Kriegsjahre. Die Schülerzahl war auf 275 gestiegen, aufgeteilt in sechs starke Klassen. Dafür gab es nur drei Lehrkräfte und (nach anfänglichem Ausweichen auf Wirtshaussäle) auch nur drei Lehrsäle [im „1879-Schulhaus“ in der heutigen Burgstraße – siehe Kapitel 52]. Es fehlte am nötigsten, auch an Schulbüchern, ehe die "entnazifizierten" Notausgaben herauskamen. Jeder Lehrer hatte zwei Klassen zu führen - eine vormittags, eine nachmittags, und am Samstag auch noch eine Abteilung der Landwirtschaftlichen Berufsschule.
Ab September 1948 waren die meisten entlassenen Lehrer wieder eingestellt, war auch aus einer Lehrerdienstwohnung ein vierter Notsaal geschaffen worden, aber die Raummisere bei sechs Klassen hielt sich ganze 20 Jahre - bis 1965.
Schulspeisung – Repro Bildarchiv AK Heimatgeschichte Mitterfels - Vergrößern durch Anklicken!
Sehr willkommen war in den Jahren 1947-51 die Schulspeisung aus dem amerikanischen Hoover-Programm. Für alle, deren Eltern nicht "Selbstversorger" waren, gab es sechsmal wöchentlich Nahrungsmittel mit 350 Kalorien. Das Essen wurde in der Waschküche des Schulhauses (später im Nebenraum) durch Kindergartenschwestern und Frl. Hermine Baumeister zubereitet.
Mitterfels um 1955 vor dem Bau der Schule – Unbekannter Fotograf; Sammlung Christl Jakob – Kleines Foto: Letzte Ernte auf dem Kernbichlfeld vor dem Bau der Schule (aus: Chronik …) - Vergrößern durch Anklicken!
Das sogenannte Wirtschaftswunder war längst eingetroffen, und die meisten Gemeinden hatten ausgebaute oder gar neue Schulen - da wurde auch in Mitterfels auf Abhilfe gedrängt. Der Schulhausbau wurde das heißeste Wahlkampfthema und spaltete die Wähler in zwei Gruppen. Schulleiter Franz Wartner hatte manches auszufechten. Aber dann zog doch wieder alles an einem Strang.
Mitterfels im Jahr 1964. Das Schulhaus in der Lindenstraße ist gerade im Bau. Die Heilig-Geist-Kirche wurde erst fünf Jahre später gebaut und 1970 eingeweiht. – Aero-Bild-Verlag, Fulda-Bronzell; Franz Stolz, Buchdruckerei, Mitterfels – Sammlung Otmar Kernbichl - Vergrößern durch Anklicken!
Unter Bürgermeister Hafner begannen auf dem Kernbichlfeld an der Lindenstraße die Aushubarbeiten - im Februar 1965 konnte die Schule in ein neues, gut ausgestattetes Schulhaus umziehen. Die Einweihung erfolgte am 29. Juni 1965.
Das 1965er-Schulhaus im Jahr der Einweihung - Vergrößern durch Anklicken!
Die Turnhalle war erst zwei Jahre später bezugsfertig. Die Baukosten betrugen 1.070.000 DM und wurden mit 80 % bezuschusst.
Niemand hatte ahnen können, dass schon nach vier Jahren eine neue Raumnot einsetzen würde. Die Schulreform von 1969 brachte nicht nur das 9. Schuljahr, sondern auch die Verbandsschule Mitterfels-Haselbach mit zunächst 12 Klassen (darunter auch die 7.-9. Klasse aus Ascha/Falkenfels). [Mehr über den „Schulverband …“ in einem späteren Kapitel.]
Karte des Schulsprengels des Schulverbandes Mitterfels-Haselbach-Ascha-Falkenfels (1969) – Grafik: Franz Wartner - Vergrößern durch Anklicken!
Schülerzahlen zur Gründung des Schulverbandes - Vergrößern durch Anklicken!
51 Schüler aus Mitterfels, Haselbach und Ascha/Falkenfels hatte der Klassenlehrer Josef Buchner in seiner 8. Klasse. - Foto: Josef Buchner - Vergrößern durch Anklicken!
Der Schulbetrieb war auf die Orte Mitterfels und Haselbach verteilt, und als die Klassenzahl bis auf 17 stieg (1975), da mussten Klassen auch in Werkräumen, in die Landwirtschaftliche Berufsschule, ins Jugendheim der Pfarrei, einmal auch in die Hauswirtschaftsschule ausgelagert werden. Es fehlten außerdem die neuen Fachräume und Nebenräume - für die Schule wiederum magere Jahre. Mitunter musste man um eine Beschneidung der Mitterfelser Schule fürchten. Allein schon diese Tatsache bestärkte in der Gemeinde den Willen, mit einem Erweiterungsprogramm die Schule zu sichern.
20 Jahre (1957 - 1977) war Franz Wartner Schulleiter, im Juli 1977 wurde er verabschiedet, Hans Baier übernahm für ein Schuljahr kommissarisch die Schulleitung. Vordere Reihe v. l.: Heinz Schroll, Josef Buchner, Pfarrer Ludwig Pramps, Alfred Krieger, Edmund Schott, Rudolf Hopfner - 2. Reihe: Heidrun Gawlik, Brunhilde Grimm, ..................., Anita Renner (Fuchs), Hans Baier, Monika Schott, Brigitte Schindler - Hintere Reihe: Irmgard Seidl, Magdalena Baier, Elisabeth Piller, Gertraud Urban (Verw. Angest.), Gerlinde Goldbrunner, Paul Stahl, Franz Wartner (seit 2 Monaten i.R.) Sieglinde Grünig, Otto Wintermeier, Josef Theele, Ludwig Stahl (Hausmeister), Alois Bernkopf - Foto im Besitz v. Josef Buchner - Vergrößern durch Anklicken!
Unter dem neuen Schulleiter Franz Tosch und dem Bürgermeister Werner Lang wurde 1979 das nötige Gelände dazugekauft und ein Raumprogramm erarbeitet. Man erhielt die Genehmigung seitens der Regierung und konnte 1980 mit dem Erweiterungsbau beginnen. Der zog sich zwar bis 1983 hin, aber es entstand eine wirklich prächtige, auch in die Landschaft passende Anlage, mit allen nötigen Fachräumen und mit einer hervorragenden Ausstattung. Am 23. Juli 1983 war feierliche Einweihung.
1983 wurde der Erweiterungsbau eingeweiht. Die Fotos entstanden kurz vor Einweihung und Bezug. – Fotos: Franz Tosch
Mitterfels um 1984: Links der Bildmitte die kath. Heilig-Geist-Kirche (Einweihung 1970) und der Erweiterungsbau der Volksschule in der Lindenstraße (Einweihung 1983) – Buch- und Offsetdruck – Schreibwaren Stolz; Sammlung Otmar Kernbichl
Heilig-Geist-Kirche und Erweiterungsbau der Volksschule von 1983 – Foto im Besitz der Marktgemeinde
Die Kosten für das Bauwerk mit 7.000 cbm umbauten Raum und einer Nutzfläche von 1.700 qm betrugen 4,6 Millionen, für die Inneneinrichtung 500.000 Mark.
Landwirtschaftsschule - Hauswirtschaftsschule:
Am Landwirtschaftsamt Mitterfels wurde am 16. November 1948 unter Direktor Stärz (1947-56) eine Landwirtschaftsschule für Burschen eingerichtet. Es waren zwei Klassen zu durchlaufen; der Unterricht lief jeweils 16 Wochen während der Wintermonate. Sofort meldeten sich 28 Schüler, davon kamen 21 auch im nächsten Jahr wieder.
1950 wurde die Schule mit einer Hauswirtschaftsschule erweitert. Hierfür war das Rückgebäude mit einem Kostenaufwand von 38.000 Mark hergerichtet worden. Es schloss auch ein Internat mit 18 Betten mit ein, zu klein, so dass sich Schülerinnen auch privat einquartieren mussten. Leiterin wurde Frl. Antonie Kranczoch (bis 1955).
Das Hauptgebäude mit Landwirtschaftsamt und Landwirtschaftsschule wurde 1954 großzügig ausgebaut und aufgestockt. Es gab jetzt zwei Lehrsäle und im Obergeschoß noch ein Internat für 30 Burschen. Zur Einweihung war Landwirtschaftsminister Dr. Alois Schlögl persönlich gekommen; er war ein großer Förderer bäuerlicher Ausbildungseinrichtungen; damals gab es in Bayern bereits 60 derartige Landwirtschaftsschulen und 45 Hauswirtschaftsschulen.
Landwirtschaftsamt und Landwirtschaftsschule (früheres Krankenhaus) um 1963 – Fotos aus Chronik …
Straubinger Straße um 1963 – Aero-Express München; Ludwig Lichtinger, Mitterfels; Sammlung Christl Jakob
Nach dieser Baumaßnahme hatte man für die beiden Mitterfelser Schulen bereits 328.000 Mark investiert. 1955 wurde die Schulausstattung mit einer Werkhalle für Maschinenkunde ergänzt.
1958 wurden auch für die Hauswirtschaftsschule die unzulänglichen räumlichen Verhältnisse beendet. Es entstand an Stelle des Rückgebäudes ein stattlicher Neubau mit guten schulischen Bedingungen, einer Einliegerwohnung und einem ausreichend großen Internat. Am 16.12.58 konnte das Haus eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Direktoren zu jener Zeit waren Nikolaus Bauer (1956/58) und Franz Kuhn (1958/60).
Der gute Ruf der Schule veranlasste 1961 den Regierungspräsidenten Dr. Hopfner, den tüchtigen 32 Burschen und 20 Mädchen persönlich die Abgangszeugnisse auszuhändigen. Dies war unter Dir. Georg Birner (1960/69).
Unter Dir. Leo Gottschalk (ab 1969) endete mit der Auflösung des Landwirtschaftsamtes Mitterfels zum 1.9.1972 (Außenstelle bis 1973) auch der Schulbetrieb. Die Landwirtschaftsschule schloss am 26.3.1973, die Hauswirtschaftsschule hatte den Betrieb schon seit 1970 eingestellt. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass seit Bestehen über 1.000 junge Leute für ihren weiteren Beruf in Haus und Hof eine hervorragende Grundausbildung erfahren durften. In die beiden Schulen waren inzwischen schon an die 700.000 Mark investiert worden. So war es erfreulich, dass es dafür ab Herbst 1973 eine Weiterverwendung für Lehrgänge der Landwirtschaftlichen Berufsschule gab.
Landwirtschaftliche Berufsschule - Berufsfachschule
Bis 1950 unterrichteten im Landkreis nur Volksschullehrer auch die landwirtschaftlichen Berufsschüler. Mit Johann Schmalzl kam 1950 der erste Landwirtschaftliche Berufsschullehrer in den Kreis und zog als "Wanderlehrer" von Schulort zu Schulort, so nach Bogen, Hunderdorf, Mitterfels, Neukirchen, Rattenberg. Es gab noch keine Kreisorganisation der Landwirtschaftlichen Berufsschule, alles unterstand noch direkt dem Staatlichen Schulamt. 1955 bildete sich in Mitterfels, wie auch anderswo, ein Landwirtchaftlicher Berufsschulverband, bestehend aus den 11 Gemeinden Mitterfels, Haselbach, Ascha, Falkenfels, Haibach, Dachsberg, Landasberg, Prünstfehlburg, Irschenbach, Gaishausen und Bärnzell. Die Gemeinde Mitterfels erstellte in den Jahren 1955 und 1956 ein Schulgebäude mit Lehrsaal und Schulküche.
Mitterfels war nur für kurze Zeit Standort einer Landwirtschaftlichen Berufsschule. Das Gebäude entstand neben der Dr. Hornef-Villa/Gemeindeamt in unmittelbarer Nähe zum Landwirtschaftsamt an der Straubinger Straße: 1955/56 gebaut, 1960 anderweitig genutzt, 1987 abgerissen. – Foto aus Chronik …
Mit 25 Burschen und 21 Mädchen begann dann hier der Unterricht; Lehrkräfte waren Johann Schmalzl und Frau Herta Beege. (Dieses Schulgebäude wurde 1987 abgerissen.)
1960 kamen Zentralisierungsbestrebungen ins Gespräch. Die Gemeinden wehrten sich zunächst und wollten an ihrem zentral gelegenen Schulort festhalten. Bürgermeister Uekermann versuchte, die kommende Landwirtschaftliche Kreisberufsschule nach Mitterfels zu verlegen, in Nachbarschaft zum Landwirtschaftsamt und zur Landwirtschaftsschule. Zentralort aber wurde Bogen, auch wenn es dort an den nötigen Räumlichkeiten fehlte. Erster Leiter wurde Herr Rott, ihm folgte 1966 Ludwig Merkl. Eine ganz neue Entwicklung ergab sich mit der Landkreisreform 1972. Aus den bisherigen Sprengeln Bogen, Straubing und Mallersdorf erstand die "Staatliche Landwirtschaftliche Berufsschule Straubing-Bogen" mit den Schulorten Straubing, Bogen und Mitterfels; letzteres nur, weil mit dem Abzug des Landwirtschaftsamtes und seiner Landwirtschaftsschule passende Räume sofort beziehbar waren.
Mitterfels aber blieb kein bloßes Anhängsel - es erfuhr eine erstaunliche Aufwärtsentwicklung: von zwei Parallelklassen des Berufsgrundschuljahres Zug A bis zu den Berufsfachschulen für Hauswirtschaft (4 Klassen, 115 Schüler) und Kinderpflege (2 Klassen, 60 Schüler), begleitet auch von einer umfangreichen Baumaßnahme in den Jahren 1979-84.
Das neue Gebäude der Berufsfachschule
Hier hat alles mitgezogen - vom Landkreis bis zum Kultusministerium, aber ohne Tatkraft und Überzeugungskraft des Schulleiters OStDir. Ludwig Merkl wäre es kaum so weit gekommen. Auch innerbetrieblich war es ein stetiger Wandel und ein stetiges Umplanen in der Unterrichtsorganisation. Bereits nach einem Jahr "Berufsgrundschuljahr" (BGJ) 1973/74 kam die "Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Kinderpflege", eine zweijährige Vollzeitschule. Sie wurde in Mitterfels sofort bestens angenommen: Es gab zwei erste Klassen und auch schon zwei zweite Klassen (aus dem BGJ übernommen), mit zusammen 109 Schülerinnen. Noch war es eine "Landkreisschule", aber schon 1975 wurde es eine Staatliche Berufsfachschule.
1976 erfolgte die Aufteilung in zwei separate Berufsfachschulen; Hauswirtschaft und Kinderpflege wurden getrennt. Die Klassenzahl änderte sich damit nicht, aber eine steigende Schülerinnenzahl (125) bewies die Beliebtheit dieser schulischen Einrichtung.
Das Einzugsgebiet der Berufsfachschulen Mitterfels
1981 erfolgte eine weitere Aufstockung mit zwei Hauswirtschaftsklassen H II - ein Angebot für mehr praxisorientierte Mädchen. Die Gesamtschülerinnenzahl stieg schlagartig auf 196, Raumnot trat ein. Die Schulleitung hatte sie schon vorhergesehen und rechtzeitig über Kultusministerium, Regierung und Landkreis eine bauliche Erweiterung eingeleitet. 1979 durfte begonnen werden, am 23.5.1980 war Richtfest. Mitten in der Umbauzeit musste noch einmal umgeplant und das Raumprogramm erweitert werden, aber auch dies gelang dem Architekten W. Kammerl aus Straßkirchen vorzüglich. So konnte am 1. Juni 1984 der Erweiterungsbau eingeweiht werden; selbst Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier ließ es sich nicht nehmen, ein anerkennendes Grußwort zu senden.
Berufsfachschulen für Hauswirtschaft und Kinder- und Sozialpflege - Entwicklung der Schülerzahlen
Nicht minder wichtig war die Neugestaltung und Erweiterung des Internats für rd. 100 Mädchen, mit völliger Trennung vom Schulbereich. Die Schülerinnen kommen ja aus einem weiten Einzugsgebiet, reichend von Furth i. Wald bis Mallersdorf und von Metten bis Falkenstein.
10 Personen zählen zum Verwaltungs- und Heimpersonal; Heimleiterin ist Frau Elfriede Mößbauer. An den Berufsfachschulen unterrichten 15 hauptamtliche und 9 nebenamtliche und nebenberufliche Lehrer. Schulleiter ist OStDir. Ludwig Merkl. Seit 1963 ist für Mitterfels auch eine Außenstellenleiterin ernannt: StDir. Emilie Altschäffl.
Zieht man nach zehn Jahren Bilanz (1974-84), kommt man auf ein stolzes Ergebnis: 171 Mädchen absolvierten die kombinierte Berufsausbildung in Hauswirtschaft und Kinderpflege, 292 als Hauswirtschaftshelferinnen, 212 als staatlich geprüfte Kinderpflegerinnen. Ihnen allen stand der Weiterbildungsweg offen, sei es über die Berufsaufbauschule (BAS) und über Fachschulen, sei es in einem Lehrbetrieb, mit dem Abschluss der "Hauswirtschafterin". Danach darf man feststellen, dass die beiden Berufsfachschulen nicht nur für den Markt Mitterfels von Bedeutung sind, sondern auch für die weibliche Jugend im Kreisgebiet und weit darüber hinaus eine segensreiche Einrichtung sind.
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