Auf Spurensuche in Alt-Mitterfels (3)

 

03 Steinplastik erinnert an Dorfbrunnen w

Großes Foto: Herwig Hoinkes - kleines Bild: Franz Stolz - Vergrößern durch Anklicken!

Die Steinplastik „Dorfbrunnen“ von Hans Rieser erinnert an den früheren Dorfbrunnen und die Wassernot

Vor dem Bau der Wasserleitung 1948/49 mussten viele Bewohner der unteren Dorfstraße ihr Wasser vom Dorfbrunnen bei der Friedenseiche in Mitterfels in ihre Häuser schleppen. Bei Wasserknappheit gab es häufig einen „Stau“, das Wasser musste zeitweise rationiert werden. Die Steinplastik „Dorfbrunnen“ des Bildhauers Hans Rieser erinnert mit der Bronzefigur der Wasser schleppenden Frau an die Zeiten, als die stete Verfügbarkeit von Wasser noch keine Selbstverständlichkeit darstellte.

Der damalige Dorfbrunnen selbst existierte seit dem Jahr 1871, nachdem die Dorfbewohner es dem Gastwirt Zachmann (später Gasthaus „Friedenseiche“) nachmachen wollten, der sich aus dem Quellwasser von der „Point“ Wasser für einen Hausbrunnen hergeleitet hatte. Gemeindlich genehmigt wurde ein Wasserbecken ausgehoben, mit Holz abgedeckt, eine Handpumpe installiert, die Kosten auf Nutzungsberechtigte verteilt. Zum Dorfbrunnen setzte man - nach dem Feldzug von 1870/71 – eine junge „Friedenseiche“.

 

Geistlicher Rat Joseph Brettner, Ehren­bürger von Mitterfels, war 31 Jahre lang (1920 -1951) Pfarrer in Mitterfels. Er konnte 1950 aus erster Hand über das „Mitterfelser Wasser“ schreiben, wohnte er doch im damaligen Pfarrhof (heute Kreismusikschule) gleich neben dem Dorfbrunnen und bekam die Wassernot hautnah mit: Auch der Pfarrhof musste mit dem Wasser aus dem Dorfbrunnen versorgt werden.

JOSEPH BRETTNER (1950)

ZUR GESCHICHTE DER MITTERFELSER WASSERVERSORGUNG

Die Mitterfelser Wasserleitung ist vom Gemeinderat bei seinem Amts­antritt 1948 als seine vordringlichste Aufgabe bezeichnet und sofort in die Hand genommen worden. Trotz größter Schwierigkeiten und Hin­der­nisse hat er sie in schwerster Zeit zu einem glücklichen Ende geführt. Seiner klugen, unverdrossenen Tat­kraft wie auch der Hilfe Gottes ist es in allererster Linie zu danken, dass nunmehr eine länger als ein Jahr­hundert dauernde Wassernot ein für alle Male beseitigt ist.

In den weitesten Kreisen hat dieses Werk berechtigtes Aufsehen und Staunen erregt. Die neue Wasser­leitung ist für Mitterfels die eigentliche Pulsader und damit die wichtigste und segensreichste Einrichtung für unser Gemeinwesen, wie auch für den Einzelnen. 

Als vor etwa 150 Jahren mit der Verlegung des Pfarrsitzes von Kreuzkirchen nach Mitterfels un­sere Hofmark auf dem vorgeschobenen Felsmassiv sich mehr und mehr vergrößerte, wurden die Wasserbeschaffungsschwierigkei­ten ständig größer; denn in den zum Perlbach abfallenden Mulden konnte man nur kleine Wasser­adern finden.

Aus einer solchen Mulde am Ostabhang leitete das Staatsärar spärliches Wasser zum ehemaligen Landgericht und später auch zum Finanzamt. Eine Anzahl Anwe­senbesitzer ließ am West­abhang den sogenannten Gemein­debrunnen graben und ein bezügliches Benützungsrecht im Grundbuch für sich eintragen. Dieser Brunnen wird aus mehreren aber unzureichenden Quellen und aus dem verunreinigten Abwasser der höher gelegenen Anwesen gespeist. 

In den Siebziger-Jahren des 19. Jahrhunderts vereinigte sich eine Gruppe von 6 bis 7 Hausbesitzern zur Anlage einer überaus primitiven Leitung zum Sammelbecken bei der Friedenseiche:Dorfbrunnen. Die übri­gen Anwesensbesitzer mussten 20 bis 24 Meter tiefe Brunnenschächte aus dem Felsen meißeln und sprengen, um sich den dringendsten Wasser­bedarf zu sichern. In den regenarmen Jahren, besonders aber in frostigen Wintern, hat sich immer wieder ge­zeigt, dass jede dieser Anlagen versagte.

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Vor dem Bau der Wasserleitung 1948/49: Am Dorfbrunnen bei der Friedenseiche in Mitterfels musste das Wasser zeitweise rationiert werden. (Foto: F. Stolz) - Vergrößern durch Anklicken!

Ähnliche Missstände herrschten auch in Scheibelsgrub, auf den beiden Buchbergen, in Weingarten, Hart­berg, Wollersdorf usw. Tief unten rauschte der Perlbach, aber auf den Höhen war vielfach in Sommer- und Winterzeit eine Wassernot, unter der Mensch und Tier, am meisten die Frauen, bitter zu leiden hatten. Dabei war auch noch das verfügbare oder mühsam herbeigeschleppte Wasser für den Gebrauch in Küche und Stallung und erst recht als Trink­wasser nichts weniger als einwandfrei. 

Im ersten Zehntel des 20. Jahrhun­derts wurde eine großangelegte und durchgreifende Wasserversorung des bayerischen Juragebietes durchgeführt. Der einsichtsvolle Bezirks­amt­mann Nibler von Bogen wollte sich diesen Unternehmungen für seinen Amtsbereich anschließen. Er ließ ausgiebige Quellengebiete feststellen und einen großzügigen Plan zur Wasserversorgung unserer Gegend ausarbeiten. Aber die damaligen Gemeindevertreter brachten ihm nicht das erforderliche Verständnis und Vertrauen entgegen; sie scheuten vor den hohen Kosten zurück und der Plan musste unausgeführt zu den Altakten des Bezirksamtes wandern. Nach diesem Plan wären von Elisa­bethszell-Buchet her die Gemeinden Mitterfels, Haselbach, Hunderdorf, Neukirchen und Bogen mit Wasser versorgt worden.

Es kamen die Jahre des ersten Welt­krieges und der Inflation. Trotz­dem wurde der Gedanke, vom Ge­mein­debrunnen das Wasser zu einer Reserve beim Baumeister-Schlößl elektrisch zu pumpen und von dort zu den tiefer gelegenen Anwesen zu leiten, von einem größeren Interessen­tenkreis ernsthaft erwogen. Aber dieser Gedanke musste wieder fallen, da man sich nicht einigen konnte über den Träger des Unternehmens und über die Beschaffung der Geldmittel; auch erschien es fragwürdig, ob das Mitterfelser Elektrowerk genügend und fortlaufend Kraftstrom liefern könnte. 

Als dann die allgemeine Wirt­schafts­lage sich einigermaßen gefestigt hatte, nahm man den Gedanken einer Wasserversorung wieder auf und ließ Pläne ausarbeiten. Darin war vorgesehen, die zum Baumgartner­weiher führende und die von Hinter­buchberg kommende Quelle zusammenzufassen und durch ein eigenes vom Perlbach gespeistes Pumpwerk zu einer Hochreserve zu treiben. Auch dieses Projekt konnte nicht zur Ausführung gelangen und Mitterfels blieb in Wassernot wie zuvor.

Durch kühnen Griff wurde dann 1949 im Sinne des Niblerplanes die großangelegte Wasserversorgung für die Gesamtgemeinde Mitterfels und für den Nachbarort Haselbach in die Hand genommen und zu einem glück­lichen Ende geführt. Wir haben nun [1950!] eine allen Erfordernisssen entsprechende Wasserleitung und eines der besten Wasser. Dem jetzigen Gemein­derat gebührt der bleibende Dank der heutigen Generation und aller Nachkommen!

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Bucheter Quellgebiet (Foto: Wolfgang Köppl) - Vergrößern durch Anklicken!

Aus: Die Mitterfelser Wasserversorgung; Buchdruckerei Hans Stolz, 1951

 




Nicht bei allen kam die moderne Wasserversorgung gut an. Albert Dietl, der damalige Bürgermeister, erzählte gern die folgende Anekdote:

Koa Wasser mit "Gschmo"

Da tauschen sich die Kirchengeher am Sonntag vor der Kirche immer die neu­esten Dorf- und Weltnach­rich­ten aus. Da dischkutieren zwei Klein­landwirte: „Müss’ ma ihm dankbar sei, dem jungen Bürgermeister, daß mir jetz a Wasser ham.” Der Angespro­chene:Ja, ja - aber was für oans!...

... Dees Röhrlwasser schmeckt nach gar nix, mei Brunnwasser hat wenigstens an Gschmo g’habt! Na - na, so dankbar bin ich eahm net!”
Der das sagte, war ein Onkel vom Bür­germeister, der zuvor täglich Kada­verteile an Fröschen, Nattern, Mäusen und Ratten „heraufgepumpt” hatte. Den Gschmo konnte das Buchet­wasser nicht mehr bieten!

 


 

>>> Mehr zur Mitterfelser Wasserversorgung gibt's [... hier]

 

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