1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 10 Hussiten auch im Amt Mitterfels (1420 - 1433)
Hussitische Wagenburg aus dem 15. Jahrhundert (zeitgenössische Darstellung) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
10 Hussiten auch im Amt Mitterfels (1420 - 1433)
Vierzehnhundertfünfzehn wurde der Prager Magister Jan Hus in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine böhmischen Anhänger erhoben sich zu einem grausamen Rachezug ...
... ermordeten Husgegner, plünderten, zerstörten und vertrieben, was sich ihnen entgegenstellte.
Jan Hus auf dem Scheiterhaufen (Spiezer Chronik, 1485) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Seit 1420 fielen sie auch in den Böhmerwald ein, zu einer Zeit, da sich die drei Herzöge von München, Landshut und Ingolstadt aufs heftigste bekriegten und der Kaiser gegen die Türken focht. Die Böhmen hatten Drischeln und Streitäxte als Waffen, vereinzelt auch Feuerrohre. Sie führten Streitwägen mit sich, die sie mit Ketten zu einer festen Wagenburg verbinden konnten. Unter der Führung des einäugigen Jan Ziska von Trocnow überfielen sie Eschlkam und zerstörten Neukirchen. Als Ziska bald darauf an der Pest starb, wählten die Hussiten den Prokop Holy zu ihrem Anführer. Er besiegte die deutschen Heere bei Waldmünchen und Aussig und fiel dann mit einer großen Schar in Oberösterreich ein. Den Heimweg nahmen die Böhmen durch Niederbayern, die Donau herauf und dann quer durch den Bayerischen Wald. Die geängstigten Bauern zogen mit ihren Familien und Habseligkeiten in die Burgen und die festen Häuser der Herren. Aus dem Mitterfelser Gerichtsbezirk wissen wir nur, dass Erasmus Sattelboger der Hauptmann des Landaufgebots war und dass die Hussiten die zum Gericht Mitterfels gehörende Burg Falkenstein vergeblich belagerten.
Nach der schimpflichen Niederlage der Deutschen bei Mies und Tachau verkündeten Papst und Kaiser den Kreuzzug gegen die Hussiten. In allen Amtsbezirken des Waldes wurde das „Hussengeld“ erhoben, eine Sondersteuer für die Aushebung von Söldnern. Den Adeligen im Pfleggericht Mitterfels wurden zwischen 3 und 5 Pfund Pfennige auferlegt, aber auch die Bauern und Handwerker mussten ihre Hussenpfennige abführen. Von den Geistlichen forderte der Papst 5 Prozent ihrer Pfründen und drohte all jenen mit dem Kirchenbann, die sich vor der Steuer drücken wollten.
Hussitenschlacht in zeitgenössischer Chronik - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
1428 wurde Cham berannt, Nittenau und Walderbach zerstört, der Pfarrer von Nittenau misshandelt und gefesselt verschleppt. Die großen Beutezüge der Hussiten gingen den Regen entlang bis in die Nähe von Regensburg.
Die Lehre der Hussiten wurde aber auch da und dort begierig aufgenommen, vom Proletariat der Städte ebenso wie von Bauern, den „armen Leuten“; sogar zwei Regensburger Geistliche (Grünleber und Ratgeber) warben offen von der Kanzel herab für den böhmischen Umsturz. Sie wurden dafür öffentlich verbrannt.
1430 sammelte sich auf allen Burgen zwischen Deggendorf und Cham ein Kreuzfahrerheer. Man hatte von den Hussiten gelernt. Auf Kriegswägen führten die Aufgebote Hakenbüchsen, Kammerbüchsen, kleine Geschütze und Tausende von Pfeilen mit. Auch das Mitterfelser Gericht war aufgeboten. Die Adeligen erschienen mit ihren Knechten auf der Burg, dazu kam jeder zwanzigste der wehrtüchtigen Bauern. Hier wurden sie mit Armbrust und Spieß ausgerüstet, vereinzelt auch mit Feuerwaffen und zum eigenen Schutz mit Eisenhut, Panzern, Blechhandschuhen. Wer nicht eingezogen war, bekam die Kosten für Verpflegung und Ausrüstung aufgebürdet.
Nun zog das gewaltige Heer gegen Böhmen. An der Spitze trug der päpstliche Legat, Kardinal Giuliano Cesarini, mit eigener Hand die Kreuzesfahne. Doch bei Taus erfuhr das Heer die schrecklichste Niederlage. In kopfloser Flucht ging es zurück, nochmals geschlagen bei Arnschwang und Reichenbach. 1431 wurde das Landaufgebot erneut einberufen und wieder zeigte sich in der Burg Mitterfels das gleiche Bild. Auch der Degenberger Hans II. wurde von den bayerischen Herzögen Ernst und Wilhelm aufgefordert, wegen des Kriegszugs gegen die „Keczer in Beheim“ jeden zwanzigsten seiner Bauern feldmäßig auszurüsten und „zwischen Camb und Beheimer Walde“ in Kriegsrüstung zu ihnen zu stoßen. Zum Glück waren die Hussiten mehr und mehr unter sich uneins geworden. Lediglich 1433 fiel nochmals ein Haufen mit 2000 plündernden Böhmen in die südliche Oberpfalz ein. Pfalzgraf Johann von Neunburg sammelte die Wehrfähigen der Umgebung auf seiner Schwarzwihrburg und packte dann die Hussiten, die sich bei Hiltersried innerhalb der Wagenburg verschanzt hatten. Die Oberpfälzer kannten weder Furcht noch Gnade. Sie droschen alles nieder. 1200 Tschechen wurden erschlagen, 700 konnten fliehen. Von da ab war Ruhe von außen her - im Innern aber noch lange nicht!
1 1/2 Gehstunden waren es für die Oberpfälzer von der Schwarzenburg auf dem Schwarzwihrberg bis Hiltersried, zum letzten Schlag gegen die räuberischen Hussiten. Der Gedenkstein auf dem „Hussitenbierl“ erzählt kurz die Geschichte: „Euch Helden zum 500-jährigen Gedenken. - Hier schlug am 21. 9. 1433 Pfalzgraf Johann von Neunburg die hussitische Übermacht und befreite damit die Grenzmark von jahrelangem Leid. Errichtet 1933.“
Karte: Franz Wartner - Vergrößern durch Klick in Karte!
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