Meteorologie
Wetterrückblick April 2017. Kältester April seit zehn Jahren
Der Gipfel des Pröller (1048 Meter) bei Eis, Kälte und etwa zehn Zentimeter Schnee, fotografiert am 17. April. (Foto: mb)
Sehr milde erste Monatshälfte – Mehrere Kälterekorde in der zweiten Aprilhälfte
Straubing-Bogen. Der April startete in den ersten drei Tagen unter einer südlichen Höhenströmung sehr mild. Zwischen einem Tiefdruckgebiet über dem Atlantik und hohem Luftdruck über Osteuropa gelangten warme Luftmassen aus Südeuropa in unsere Region und sorgten für frühlingshaftes Wetter. Ab der zweiten Monatshälfte folgte ein markanter Wetterwechsel zu deutlich kühlerem und wechselhaftem Wetter.
An den ersten beiden Tagen des Monats stiegen die Höchstwerte bei viel Sonnenschein auf jeweils knapp über 20 Grad Celsius an. Mit Tagesmittelwerten von jeweils 14 Grad Celsius verlief der Monatsstart um etwa sieben Grad Celsius viel zu warm. Mit Ausnahme des 6. verlief die erste Aprilhälfte durchgehend zu mild. Vom 8. bis 15. April herrschte weiterhin mit Höchstwerten von 13 bis 19 Grad durchwegs zu mildes Wetter. Generell lag Mitteleuropa in der ersten Aprilhälfte im Einflussbereich warmer Luftmassen aus Südwesteuropa. Besonders warm wurde es am 10. April, als bei ganztags strahlendem Sonnenschein mit bis zu 21,9 Grad Celsius die höchste Temperatur des Monats registriert wurde. Zugleich war der 10. auch der wärmste Tag des Monats. Ein neuer Dekadenrekord blieb jedoch aus, denn es war in früheren Jahren zu gleicher Jahreszeit bereits mehrfach noch wärmer. Die erste Monatshälfte verlief insgesamt sehr frühlingshaft mit deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen und viel Sonnenschein. Zudem fielen die ersten 15 Tage des Monats äußerst niederschlagsarm aus. Bis zum 15. April verzeichnete die Wetterstation Eggerszell lediglich an drei Tagen messbare Niederschläge, was in der Summe mickrige 7,2 Millimeter ausmachte. Auch die Nächte blieben in der ersten Monatshälfte mit Tiefstwerten von durchschnittlich 6,5 Grad Celsius auffällig mild. Ab dem 16. April stellte sich die Großwetterlage grundlegend um. Tiefdrucksysteme über Skandinavien schaufelten ab diesem Zeitpunkt sehr kühle Luftmassen aus Nordeuropa nach Deutschland. Die Folge war sehr wechselhaftes und frisches Aprilwetter. Vom 16. bis 20. brachten jeweils viele dichte Wolken wiederholt schauerartige Niederschläge, welche teilweise bis in die Niederungen als Schneeregen und Graupel fielen.
Kräftige Schneefälle
In Hochlagen des Bayerischen Waldes kehrte in der zweiten Monatshälfte zeitweise der Spätwinter mit teils kräftigen Schneefällen zurück. In Höhenlagen über 800 Meter war an zahlreichen Tagen eine geschlossene Schneedecke vorzufinden. Besonders starken Schneefall gab es in den Hochlagen am Nachmittag des 17. April, als innerhalb weniger Stunden bis zu zehn Zentimeter Neuschnee fielen. Die Wetterstation Eggerszell blieb auf knapp 500 Meter über dem Meeresspiegel von größeren Neuschneemengen verschont. Schnee- und Graupelschauer gab es in Eggerszell in der zweiten Monatshälfte jedoch viele. Für eine vorübergehend dünne Schneedecke reichte es nur am 18. April, als ein starker Schneeschauer rund einen Zentimeter Neuschnee brachte. Am 17. April konnte bei Dauerregen mit 26 Liter Regen pro Quadratmeter der niederschlagsreichste Tag des Monats registriert werden. Mit Höchstwerten von nur vier bis sechs Grad Celsius und Tagesmittelwerten von zwei Grad Celsius war es für die Jahreszeit außergewöhnlich kalt. Zum Vergleich: Die tägliche Durchschnittstemperatur beträgt zu dieser Jahreszeit rund zehn Grad Celsius. Der Höhepunkt der Kälte wurde in der Nacht zum 21. April erreicht, als bei sternenklarem Nachthimmel die Tiefsttemperatur auf bis zu minus 2,8 Grad Celsius sank. Dies war nicht nur die tiefste Temperatur des Monats, sondern zugleich auch die tiefste Temperatur, die bisher überhaupt seit Aufzeichnungsbeginn in der zweiten Aprilhälfte gemessen wurde. Der bisherige Rekordwert von Minus 1,3 Grad Celsius vom 25. April 2016 wurde heuer deutlich geschlagen. Die Nacht auf den 21. April 2017 war somit eine historisch kalte Nacht in Eggerszell und in weiten Teilen Ostbayerns.
Kaltluft aus der Polarregion
Die kalte Nordströmung mit Kaltluftmassen aus der Polarregion hatte bis Monatsende Bestand. Vom 21. bis 29. hielt somit das insgesamt unbeständige und sehr frische Wetter weiter an. Zweistellige Höchstwerte stellten eine wahre Rarität dar. Zwei etwas mildere Tage gab es zwischendurch nur am 24. und 25. mit Höchstwerten um jeweils 13 Grad Celsius. So trocken die erste Aprilhälfte war, umso nasser verlief dann die zweite Monatshälfte. Ab dem 15. April registrierte die Wetterstation Eggerszell an zehn Niederschlagstagen satte 84,6 Liter Regen pro Quadratmeter. Mit einer Gesamtregenmenge von 91,8 Millimeter war dieser April der niederschlagsreichste seit Messbeginn im Jahr 2007 und somit viel zu nass. Die langjährige Durchschnittsregenmenge im April beträgt in Eggerszell nämlich nur 47,5 Millimeter. Des Weiteren ging dieser April mit einer mittleren Temperatur von 7,5 Grad Celsius als der kühlste seit Beginn der Messungen ins Datenarchiv der Wetterstation Eggerszell ein. Es war im Vergleich zum langjährigen Aprilmittel um 2,2 Grad Celsius zu kalt. Der diesjährige April war somit sowohl der nasseste als auch der kälteste seit Aufzeichnungsbeginn, was jeweils der ungemütlichen zweiten Aprilhälfte geschuldet ist. Der Monat verabschiedete sich schließlich am 30. April mit viel Sonnenschein und einer Höchsttemperatur von 16,4 Grad Celsius doch noch versöhnlich. Dieser Tag war der einzige in der zweiten Monatshälfte, welcher temperaturtechnisch annähernd durchschnittlich verlief.
Quelle: Martin Bohmann/BOG Zeitung vom 4. Mai 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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