Mitterfels
Marion Vogl und Leander Stadler. Erfolg auf den zweiten Anlauf
Unter den Blicken der Jury demonstrierten Marion Vogl und ihr Partner Leander Stadler die zuvor eingeübten Katas. Fotos: Marion Vogl – Vergrößern durch Anklicken!
Marion Vogl vom TSV Mitterfels hat sich mit ihrem Partner den Titel bei der Bayerischen Kata-Meisterschaft im Judo gesichert.
Dabei war der Sport anfangs überhaupt nichts für sie.
Dass sie einmal einen schwarzen Gürtel, den 1. Dan und damit den ersten von insgesamt zehn Meistergraden im Judo, tragen würde, hat Marion Vogl aus Haselbach nicht gedacht. Das liegt auch daran, dass der 29-Jährigen der Sport anfangs gar nicht so gut gefiel. Und trotzdem ist sie seit November gemeinsam mit Leander Stadler bayerische Meisterin im Nage-waza-ura-no-kata.
In der Grundschule hatte Vogl mit dem Judo beim TSV Mitterfels begonnen, Freunde hatten sie zu der japanischen Kampfsportart gebracht. Nach eineinhalb Jahren war aber schon wieder Schluss. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht im Wettkampf gegeneinander antreten möchte“, erklärt sie den ausschlaggebenden Grund für ihre damalige Entscheidung. Und doch hat sie der Sport nicht losgelassen und so stand sie 2016 erneut auf der Matte. Innerhalb von sechs Jahren arbeitete sie sich durch die Gürtelgrade und erreichte 2022 den schwarzen Gürtel mit dem 1. Dan. „Es hat gedauert, bis man selbst stolz darauf ist“, sagt sie und lacht.
Der ideale Trainingspartner ist nur schwer zu finden
Umso schöner sei es aber nach dem vielen Training schon, denn: „Ich habe nicht gedacht, dass ich so weit komme.“ Trotz Freude und Stolz über diese Leistung betont Vogl, dass die Gürtelfarbe am Ende nur eine untergeordnete Rolle spiele. „Es gibt ein Sprichwort im Judo: Der Gürtel hält die Jacke zusammen.“ Und so gebe es im Dojo keine Unterscheidung nach Gürtelfarben, im Vordergrund stehen der gegenseitige Respekt und das gemeinsame Training, schildert die Chemikerin, die in der Tumorforschung arbeitet.
Beim Thema Training liegt der Schwerpunkt von Marion Vogl auf den sogenannten Katas. Das sind festgelegte Techniken, die korrekt und möglichst präzise ausgeführt werden sollen. Um diese optimal üben zu können, ist der richtige Partner entscheidend. „Der ist aber gar nicht so leicht zu finden“, betont Vogl. Faktoren wie etwa Körpergröße und Gewicht sollten zusammenpassen, damit die Judoka miteinander harmonieren und die Übungen optimal ablaufen können. Eben weil man sich aufeinander einstellen müsse, sei ein fester Partner ideal. Anders ist das beim Zweikampf: „Für den Wettkampf ist Abwechslung besser, damit sich der Judoka auf verschiedene Kontrahenten einstellen kann.“
Unterschied zwischen Kata und Zweikampf
Für Vogl ist es wichtig, den Unterschied zwischen Kata-Turnieren und Zweikampf hervorzuheben. Bei Letzterem komme es auf Intuition und Schnelligkeit an, um auf den Kontrahenten zu regieren. „Das kann man nur schlecht aktiv trainieren, da ist viel Erfahrung und Bauchgefühl dabei.“ Dagegen gibt es bei den Kata keine Überraschungen. „Man weiß, welche Katas kommen und kann an der richtigen Ausführung arbeiten.“ Die festgelegte Abfolge sei aber nicht für alle Judoka ansprechend. „Es gibt viele, die das schrecklich langweilig finden“, sagt Vogl und lacht. Für sie liegt der Reiz in der Vielfalt der möglichen Techniken, deren Ästhetik. Als Beispiel nennt sie eine Wurftechnik, das Schulterrad. Und bei den Kontertechniken schwärmt sie über die Abwehr gegen Beinangriffe: „Es ist die Leichtigkeit der Ausführung, wenn man den perfekten Zeitpunkt erwischt.“
Freundschaften, Zusammenhalt und mehr
Die 29-Jährige steht aber nicht nur als Judoka auf der Matte, sondern bildet als Trainerin und Prüferin auch den Nachwuchs beim TSV Mitterfels aus. „Judo lebt davon, dass die, die es schon können, es den Nachfolgern beibringen.“ Dafür hat sie im Jahr 2021 die Trainerlizenz abgelegt. Die sei zwar zwingend nötig, aber „je mehr man kann, desto besser kann man es vermitteln“. Vogl möchte nicht nur die Formen, sondern auch die Faszination weitergeben. Und die besteht für sie darin, dass Judo mehr als nur Kämpfen ist. Sie denkt an den Zusammenhalt im Verein, die Freundschaft mit anderen Athleten, auch von anderen Dojos, und die Bandbreite des Sports, der nicht nur Kraft, sondern auch Ausdauer und Technik erfordert.
Hans Reimann/BOG Zeitung vom 10. Januar 2024
„Schöne Belohnung für das viele Training“
Bei der Bayerischen Meisterschaft haben sich Leander Stadler (links) und Marion Vogl den Titel in der Nage-waza-ura-no-kata gesichert. Bei diesem Kata geht es um Techniken gegen angesetzte Würfe. – Vergrößern durch Anklicken!
Marion Vogl und Leander Stadler sprechen über Teamwork und ihren Meistertitel
Im November blickte die bayerische Judowelt auf Mitterfels: In der Marktgemeinde fand die offene Bayerische Kata-Meisterschaft statt. Neben dem Nachwuchs traten dabei auch die Erwachsenen in insgesamt sieben verschiedenen Kategorien an. In der Disziplin „Nage-waza-ura-no-kata“ schaffte Marion Vogl den Sprung auf das Podest und wurde bayerische Meisterin, doch nicht allein: In den Kata-Disziplinen treten immer zwei Judoka als Team an, um die Techniken (Katas) vorzuführen – und entsprechend gemeinsam zu siegen. Im Fall von Marion Vogl war ihr Partner Leander Stadler von der SG Waldetzenberg aus dem Markt Laaber (Landkreis Regensburg).
Frau Vogl, Herr Stadler, warum treten bei der Kata-Meisterschaft zwei Judoka miteinander an?
Marion Vogl: Anders als beim Wettkampf treten zwei Judoka nicht gegen-, sondern miteinander an, um Judotechniken auf höchstem Niveau zu zeigen. Kata-Meisterschaften wie die Bayerische Kata-Meisterschaft sind also eine Art Technikwettbewerb. Bewertet wird die äußere Form. Entfernt könnte man dies mit technischen Wettbewerben im Tanzen oder Turnen vergleichen.
Leander Stadler: Im Judo werden fast alle Techniken zu zweit durchgeführt – für Würfe, Haltegriffe, Hebel- und Würgetechniken braucht es immer einen, der die Techniken ausführt und einen, an dem sie ausgeführt werden.
Sind Sie beide häufiger ein Wettkampfteam oder werden bei den Turnieren immer wieder neue Paare gebildet?
Vogl: Leander und ich sind bei der diesjährigen Kata-Meisterschaft erstmalig als Team gestartet. Letztes Jahr sind wir in jeweils anderen Paaren sogar gegeneinander angetreten. Stadler: Es war zwar unser erster gemeinsame Start, aber bestimmt nicht der letzte. Da man sich gut aufeinander einstellen muss, um gute Leistungen zu zeigen, ist es üblich, dass man mit demselben Partner trainiert und zu Wettkämpfen antritt.
Wie viel Training braucht es, um als Team zu harmonieren? Was ist die größte Herausforderung?
Vogl: Wenn man eine neue Kata erlernt, erarbeitet man sich gemeinsam die Techniken vom groben Ablauf bis hin zu den Feinheiten. Für die Nage-waza-ura-no-kata haben Leander und ich schon während der ersten Trainings gemerkt, dass für mich die Rolle als Ausführende und für ihn die als Geworfener besser passen als umgekehrt. Gleichermaßen hat es aber von Beginn an mit Größe, Gewichtsklasse und Ehrgeiz so gut gepasst, dass wir sehr schnell als Team harmoniert haben. Da in der Kata vergleichsweise wenige Judoka aktiv sind, sehe ich tatsächlich die größte Herausforderung genau darin, sich in einem Kata-Team zu finden.
Stadler: Man muss wirklich viel miteinander trainieren, um gute Leistungen in der Kata erbringen zu können. In der intensiven Vorbereitungszeit, also die letzten vier Wochen vor der Bayerischen Meisterschaft, haben wir drei Mal die Woche zusammen trainiert. Im Endeffekt muss man sich gegenseitig blind vertrauen und die eigenen und gegenseitigen Bewegungen genau kennen, um eine gute Kata zeigen zu können. Das lernt man nur durch viel gemeinsames Training und die ständige Wiederholung.
Wie war für Sie beide die Meisterschaft in Mitterfels? Was bedeutet für Sie der Sieg?
Vogl: Für mich war die Meisterschaft in Mitterfels ein absolutes Judo-Highlight. Dass sie in meinem Heimatverein stattgefunden hat und viele Freunde ebenfalls in anderen Kata-Kategorien antraten, hat es für mich nochmal besonderer gemacht. Den Tag dann mit einer Platzierung zu krönen, war überwältigend und ich habe ein paar Tage gebraucht, bis die Anspannung abgefallen ist und ich mich so richtig über den Sieg gefreut habe.
Stadler: Unser Hauptziel war es, eine gute Kata vorzuführen, mit der wir beide zufrieden sind, egal welche Platzierung das am Ende bedeutet. Aber seinen Namen bei der Verkündung des ersten Platzes zu hören und zusammen auf dem Siegertreppchen zu stehen, war dann natürlich eine besonders schöne Belohnung für das viele Training. Der Sieg hat mir vor Augen geführt, dass Marion und ich gut miteinander funktionieren, und hat Lust auf mehr gemacht. Wir werden auf jeden Fall weiter zusammen trainieren und an Kata-Wettkämpfen teilnehmen.
Interview: Hans Reimann/BOG Zeitung vom 10. Januar 2024
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