Mitterfels
Ein neues Kapitel für Pater Martin Müller
Pater Martin Müller verlässt Hunderdorf und startet ab September in Straubing. Foto: Marie Schmid – Vergrößern durch Anklicken!
Pater Martin Müller – aus Mitterfels stammend - verlässt die Pfarrgemeinde Hunderdorf, um nach Straubing zu gehen.
Was ihn dazu bewegt hat und welche Momente er besonders in Erinnerung behält.
Für Pater Martin Müller beginnt nach 18 Jahren in der Pfarrgemeinde Hunderdorf bald ein neuer Lebensabschnitt: Er ist ab September neuer Pfarrer von Sankt Jakob in Straubing. „Ich bin gerne in Hunderdorf gewesen“, sagt er in seinem Pfarrbüro.
Dabei sieht es zunächst gar nicht danach aus, dass Müller überhaupt Pfarrer wird. Nach der Realschule in Bogen macht er in der Volksbank Straubing eine Lehre zum Bankkaufmann und danach das Fachabitur. Der Gedanke, Priester zu werden, sei aber immer ein bisschen da gewesen, gibt er zu. Schon immer engagiert er sich stark in der Kirche, ist unter anderem Ministrant, im Pfarrgemeinderat und auch Kreisvorsitzender der KLJB.
„Vielleicht bissl überbegeistert“
Er studiert Religionspädagogik, tritt 1994 dem Kloster Windberg bei und studiert danach Theologie. „Ich habe mich damals in jungen Jahren viel mit der Frage beschäftigt, ob ich wirklich Priester werden kann in dieser Zeit und dieser Kirche. Ich dachte erst: Mei, so wie andere auf alles Mögliche spinnen, bis du vielleicht bissl überbegeistert von Kirche“, sagt er.
Er erzählt weiter: „Auf meinem Ausbildungsweg und dann ganz stark im Herzoglichen Georgianum München, einem internationalen Priesterseminar, machte ich viele innere Erfahrungen, geistlich wie menschlich, und lernte tolle Leute aus verschiedenen Ländern kennen, das festigte meinen Entschluss. Ich habe es nie bereut, niemals“, sagt er. Er liebe seinen Beruf, auch in diesen gerade allgemein für die Kirche eher schwierigen Zeiten. Schon damals habe er sich gedacht, er könnte mehr Leben in die Kirche bringen.
Seit September 2005 ist der 51-jährige Pfarrer in Hunderdorf, er ist der Nachfolger von Pater Wolfgang. Hunderdorf habe er nur vom Durchfahren gekannt, sagt er und lacht. Warum er seinen Beruf so mag? „Das Schöne daran sind zwei Dinge: In lebendigen Gottesdiensten dürfen wir die Nähe Gottes in Gemeinschaft erleben. Und du darfst in diesem Beruf Menschen in besonderen Momenten wie auch im Alltag nahe sein und ihnen die Nähe Gottes zusprechen. Gott braucht eben auch uns Menschen, um anderen von seiner Liebe zu zeigen.“ Viele Menschen und Momente werden ihm für immer in Erinnerung bleiben.
Ein solcher Moment ist der Bau der modernen Trauerhalle 2013 und Wiedereröffnung der Pfarrkirche nach deren Renovierung im Jahr 2014. Eine Kirche mitgestalten zu dürfen, das sei einfach wundervoll, sagt Müller. Heute sei sie viel moderner. Am Tag der Eröffnung im Dezember war die Kirche voll mit Menschen, erzählt er. Alle Lichter sind noch aus. Nach dem Anläuten hallen die Klänge der Orgel durch das Gotteshaus, die Lichter gehen an, es gibt einen großen Einzug mit den Ministranten. Manche Kirchenbesucher hatten feuchte Augen, erinnert sich Pater Martin. Und einige Ministranten hätten zuvor Hemmungen gehabt, die neue Kirche mit Schuhen zu betreten.
„Veränderung bringt Dynamik“
Die Ministranten – sie liegen Pfarrer Martin Müller besonders am Herzen. „Die Arbeit mit den Ministranten war und ist immer so schön. Mit ihnen da zu sein, sie zu begleiten – wir waren wirklich eine super Gemeinschaft. Sie haben mich auch jung gehalten.“ 89 Kinder und Jugendliche ministrieren aktuell in Hunderdorf – eine riesige Anzahl. Gut, dass die Kirche so groß sei, scherzt der Pfarrer. Die Ministranten und der Pfarrer machen Ausflüge, ein Mal im Jahr ein Danke-Fest und vieles mehr – ein besonderes Miteinander. Außerdem sei es immer Teamwork mit den Oberministranten und den Gruppenleitern. „Sie werden mir sehr fehlen.“
Doch ab September wagt er einen neuen Schritt, zieht nach Straubing ins Pfarrhaus Sankt Jakob. „Alles hat seine Zeit. Es tut beiden Seiten einer Pfarrgemeinde gut, wenn etwas Neues kommt. Veränderung bringt Dynamik.“ Jeder fange mal eine neue Arbeit an – und das mache er jetzt auch nach 18 Jahren. In Straubing ist Müller geboren, an seinem Geburtsplatz sei er jetzt bald Pfarrer, sagt er. Er freut sich auf seine neue Aufgabe. Vom Pfarrhaus hat der 51-Jährige dann auch nicht weit zum Festplatz am Hagen. „Volksfest“, sagt er, „das ist nicht einfach nur mein Hobby, das ist Leidenschaft.“ Er lächelt. Jeden Tag ist Pater Martin Müller am Fest, manchmal sogar mehrmals.
Wichtig ist ihm, eine menschennahe Kirche zu bieten. „Was die Kirche in heutiger Zeit anbelangt, lebe ich schon mit einem offenen Auge“, erklärt er. „Auch wenn die Kirche im Moment für viele seltsam erscheint, sie bietet noch so viel mehr Menschen einen Platz. Wir dürfen uns nur nicht abkapseln vom Leben wie es heute ist und anderen das Gefühl geben, die Menschen wären uns egal. Das will ich nicht.“ Den Übergang wolle Martin Müller jetzt so gut wie möglich gestalten, damit sein Nachfolger Dr. Pater Antony D’Cruz anständig starten könne, sagt er.
Verabschiedung am 29. Juli
Den Bezug zum Kloster will er aufrechterhalten und den Kontakt zu seinen Mitbrüdern pflegen, verspricht Martin Müller. „Unser Kloster Windberg ist für mich ein wichtiger Ort. Ich erlebe das Miteinander mit gleichgesinnten Mitbrüdern und finde hier ein geistliches Zuhause. Hunderdorf wie auch Straubing bietet mir durch die räumliche Nähe Möglichkeit, meinen Einsatz als Seelsorger und das Leben in Gemeinschaft zusammenzubringen.“
Am 29. Juli wird der Pfarrer in Hunderdorf mit einem Festgottesdienst und einem Pfarrfest verabschiedet.
Marie Schmid/BOG Zeitung vom 18. Juli 2023 (Gen. der Lokalredaktion)
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