Helferkreis Asyl Mitterfels. Trauma - den Schrecken überwinden

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... und ein Vorab-Interview mit Julia U. Lermer

 

Am Freitag, 3. Juni, wird die Vortragsreihe „Von Migration zur Integration“ des Asylhelferkreises Interkulturelles Lernen Mitterfels mit einem Vortrag zum Thema „Trauma – den Schrecken überwinden“ fortgesetzt. Es referiert die Mitterfelser Heilpraktikerin für Psychotherapie Julia U. Lermer um 19.30 Uhr im Mondi-Treff.

Im ersten Teil werden die diversen Aspekte eines Traumas nach neuesten psychologischen Erkenntnissen erläutert, das traumatisierende Geschehen ebenso wie seine möglichen Folgestörungen für Körper und Seele und die aktuellenTherapiemöglichkeiten. Der zweite Teil wird sich mit der Frage befassen, wie es Menschen gelingen kann, traumatische Erfahrungen nicht nur zu überwinden, sondern gestärkt und mit neuen Lebensperspektiven aus ihnen hervorzugehen.

Der Eintritt ist frei.

 


Interview mit Julia U. Lermer

Die Fragen stellte Wolfgang Hammer.


Wie war Ihr Weg zur Heilpraktikerin für Psychotherapie, als die Sie in Mitterfels praktizieren?

Nach dem Abitur am Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing studierte ich in München an der LMU Philosophie und Psychologie. Seit meiner Jugendzeit beschäftigten mich die Fragen: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wozu sind wir hier? Ich las philosophische Bücher, liebte vor allem Goethe, Platon, Erich Fromm, C.G. Jung und Hermann Hesse und fühlte immer mehr, dass es etwas zu finden gab, wofür zu leben sich lohnte.
Ich hatte nicht den Eindruck, an der Universität befriedigende Antworten zu bekommen. So wandte ich mich zunehmend spirituellen Lehren zu. In ihnen fühlte ich mich zuhause.
Nach dem Verlassen der Universität arbeitete ich als Stewardess. Auf den Reisen besuchte ich diverse spirituelle Lehrer, meditierte nach verschiedenen Techniken und durchlief unterschiedliche Selbsterfahrungs-Trainings und -Therapien, wobei ich mich auch zunehmend wieder der Schulpsychologie zuwandte, deren Methoden ich für einen begrenzten Bereich als hilfreich erkannte. Im Jahr 2009 schloss ich meine Heilpraktikerausbildung ab und praktizierte zuerst in Straubing und seit 2014 in Mitterfels.

 

Wieso sehen Sie Chancen darin, als Traumatisierter neuen Lebensmut zu gewinnen?

Trauma ist aus unserem gegenwärtigen Leben nicht wegzudenken. So kann man Lebensmut eigentlich nur haben, wenn man diese Bedingung unserer körperlichen und seelischen Verletzbarkeit leugnet, oder indem man sich ihrer bewusst ist und dennoch das Leben genießt. Trotz Trauma Lebensmut zu haben, das gelingt dem, der die Sinnhaftigkeit des Daseins verspürt und ein Urvertauen besitzt. Den wird ein Trauma nur sehr kurzfristig erschüttern.
Wenn man sein Trauma leugnet oder nicht zur Kenntnis nimmt, wirkt es belastend weiter. Ist man dann einer weiteren Traumatisierung ausgesetzt, bekommt man durch sie die Möglichkeit, seinen Lebensentwurf und seine Glaubensüberzeugungen zu überdenken und in sich nach der Quelle allen Lebens und nach der inneren Anbindung an das Göttliche zu suchen.


Erziehung war und ist häufig mit Gewaltausübung verbunden. Wie schätzen Sie die Folgen solcher Erziehung ein?

Jede Form, einem anderen Wesen unseren Willen aufzuzwingen, ist Gewalt. Unsere ganze heutige Gesellschaft ist geprägt von dem Prinzip „Gewalt über andere“ zu bekommen, also dem Täter-Opfer-Prinzip.
Es neigen manche Eltern bei Ärger oder Wut zur Anwendung körperlicher Gewalt. Verbale Gewalt und emotionale Kälte können jedoch in der Kindererziehung ebenso große Schäden wie Schläge. Da die allgemeine Belastung der Eltern durch Beruf und Lebensorganisation hoch ist, greifen viele wegen ihrer Überforderung zur Gewalt. Die Schäden, die daraus entstehen, begleiten einen Menschen lebenslang.

Ein Kind braucht Liebe, Geborgenheit, Lebensfreude und Anerkennung, also die Botschaft: „Die Welt ist ein guter Platz, ich bin in Ordnung und willkommen.“ Auf der Basis dieser Botschaft kann die elterliche Erziehung einschränkend und belehrend wirken und das Kind dann zunehmend in Freiheit und Selbstverantwortung entlassen.


Wie soll man sein Leben angesichts drohender Kriege gestalten?

Ich denke nicht, dass es zu einem weiteren Weltkrieg im klassischen Sinn der Kriegsführung kommen wird. Eine subtilere Art des Weltkrieges, mit weitaus perfideren Waffen findet jedoch bereits statt. Dieser Krieg zielt sowohl ab auf die Schädigung der menschlichen Lebensgrundlagen wie Wasser, Atemluft und Lebensmittel, als auch auf die negative Beeinflussung des menschlichen Verstandes durch mindcontrol-Projekte. Diese Bedrohung wirkt unterschwellig als diffuse Verunsicherung, Unruhe oder sogar Angst. Angststörung ist derzeit die häufigste psychische Störung in Deutschland.


Wie soll man nun in einer solchen Situation sein Leben gestalten?

Die Gestaltung des eigenen Lebens war und ist bei vielen Menschen viel zu sehr vom Kopf bestimmt, meist nach von der Gesellschaft vorgegebenen Kriterien, wie ein erfolgreiches Leben auszusehen hat. Dabei galt schon immer die alte Weisheit:“ Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ Und das Göttliche lenkt tatsächlich jeden Menschen durch die sogenannte innere Stimme, das innere Wissen, das wahre Gewissen – im Unterschied zu einem durch religiöse Dogmen oder moralisierende Gesetze verzerrten Gewissen.
Das Gebot der Stunde ist mehr denn je die Gestaltung des eigenen Inneren, die äußere Lebensgestaltung wird sich entsprechend daraus ergeben.
Im Einzelnen bedeutet das umfassende Psychohygiene, also zügige Aufarbeitung aller „alten
Geschichten“ allein oder mit therapeutischer Unterstützung und die Ausmerzung möglichst vieler Stressfaktoren aus dem persönlichen Alltag durch Besinnung auf das Wesentliche.
Wir sollen also unser Leben von innen heraus „stimmig“ gestalten. Voraussetzung dafür ist ein möglichst stressfreier Alltag und innere Klarheit.

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