… viel Spaß dabei, mit Tinte und Federkiel zu schreiben. Foto: Verena Lehner
… in der Grundschule Mitterfels-Haselbach
Mit Papyrus, Tintenfass und Federkiel: Beim „Tag der Handschrift“ durften die Schüler …
… der Grund- und Mittelschule Mitterfels-Haselbach das Schreiben mit allen Sinnen erleben.
„Puh, des is fei gar net so leicht“, sagt ein Bub, der gerade versucht, ägyptische Schriftzeichen mit einer Binse und Tinte auf Papier zu bringen. „Macht’s denn Spaß?“ – „Ja, voll!“, antwortet er auf die Frage, ohne den Blick von seinem Papier zu heben. Und das ist genau der Satz, der am Mittwoch vergangener Woche in der Grundschule Haselbach am häufigsten fällt. „Des macht voll Spaß!“
Es ist der „Tag der Handschrift“, an dem 160 Kinder der Grundschule Mitterfels-Haselbach ein paar besondere Schulstunden erleben dürfen. Alles, was mit dem Schreiben per Hand zu tun hat, steht dabei im Mittelpunkt: vom Schreiben mit Federkiel und Tinte bis hin zur Yoga-Übung, die den Rücken für eine gesunde Schreibhaltung stärkt. Die Kinder dürfen Schreiben mit allen Sinnen erleben.
Insgesamt 15 Stationen hat das Lehrerkollegium der Grundschule Mitterfels-Haselbach vorbereitet. Welche Stationen sie machen wollen, das dürfen die Kinder ganz alleine entscheiden. Und sie haben die Qual der Wahl, denn es ist eine Menge geboten und für jeden etwas dabei: für die Grob- und Feinmotoriker, für die Bastler und Gestalter, für die Sportler und Aktiven. Doch egal, an welcher Station sie gerade sind, sie erfüllen alle den einen Zweck: die fein- und grobmotorischen Fähigkeiten für das Schreiben per Hand zu stärken und die Freude und Kreativität daran zu fördern.
Jede Station ist etwas Besonderes für die Kinder
Da gibt es unter anderem eine Station, wo die Kinder aus Papyrusstreifen Lesezeichen gestalten dürfen. Den Kindern ist die Faszination anzumerken, als sie mit ihren Filzstiften über das besondere Papier malen. „Fühlt sich rauer an, irgendwie dicker“, sagt ein Bub, der gerade versucht, mit Filzstift eine ägyptische Totenmaske auf den Papyrusstreifen zu zaubern. „Is aber scho auch echt cool“, schiebt er nach. Es ist etwas Besonderes, Anderes, das die Schüler an diesem Tag machen dürfen. Das ist im gesamten Schulhaus an diesem Tag zu spüren. Egal, ob an der Station mit Federkiel und Tintenfass, beim Ausstechen von Weihnachtsmotiven mit der Prickelnadel, beim Wortesetzen aus Buchstabennudeln oder den Yoga-Übungen für die Stärkung des Rückens und der inneren Mitte: Die Kinder sind mit Feuereifer dabei und probieren alles aus. Ganz spielerisch werden dabei Fähigkeiten wie Auge-Hand-Koordination, richtige Körperhaltung oder Feinmotorik, aber auch die Kreativität und die Freude am Schreiben gefördert.
Der „Tag der Handschrift“ ist Teil des Zertifizierungsprozesses zur „Schreibmotorikschule“, an dem sich die Schule Mitterfels-Haselbach als erste und bislang einzige Schule im Landkreis Straubing-Bogen beteiligt (wir berichteten). Eine der Hauptinitiatorinnen ist Tatjana Steininger-Nelz, die derzeit eine zweite Klasse an der Grundschule Haselbach unterrichtet.
Auch sie betreut an diesem Tag eine Station. Sie macht Hosentaschen-Buchstaben mit den Kindern – eine Übung, die unter anderem die räumliche Einteilung und auch die Kreativität der Kinder fördert. Dabei werden einzelne Buchstaben in unterschiedlichen Größen auf ein Blatt Papier gemalt und das Ganze dann noch nach Lust und Laune verziert. Für Steininger-Nelz ist neben der Förderung von Fein- und Grobmotorik auch das Kreative ein wichtiger Teil. „Wir möchten den Kindern zeigen, dass man mit der Hand und auch mit der eigenen Handschrift etwas Schönes machen kann“, erklärt sie.
Das Ziel: Die Freude am Schreiben wiedererwecken
Mit der Zertifizierung zur „Schreibmotorikschule“ hat es sich die Schule Mitterfels-Haselbach zum Ziel gesetzt, den Kindern schreibmotorische Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen vor allem eins ermöglichen: ein schmerzfreies und entspanntes Schreiben, damit die Kinder wieder Freude am Schreiben bekommen. Am „Tag der Handschrift“ sind die Initiatoren diesem Ziel ein Stück näher gekommen, das zeigen die glücklichen Kindergesichter, die an diesem Tag das Schulhaus verlassen.
Freude, aber auch ein bisschen Erleichterung darüber, dass alles so reibungslos verlaufen ist – 160 Schüler und 15 Stationen sind organisatorisch doch eine kleine Herausforderung – war auch in den Gesichtern der Lehrer der Grundschule Mitterfels-Haselbach zu sehen – allen voran Rektorin Marion Brandl, die selbst eine Station betreute. Ihr Resümee: „Ein toller Tag, alles hat bestens geklappt.“
Info
Das Zertifikat „Schreibmotorikschule“ ist ein von der Europäischen Kommission gefördertes Erasmus-Plus-Projekt, das Schulen in Deutschland, Frankreich und Luxemburg die Möglichkeit bietet, sich im Bereich Schreibmotorik nachhaltig zu zertifizieren. Die Schule Mitterfels-Haselbach arbeitet dabei eng mit acht weiteren Schreibmotorikschulen in Niederbayern zusammen. Der Zertifizierungsprozess ist voraussichtlich im Frühjahr 2026 abgeschlossen.
Verena Lehner/BOG Zeitung vom 15. Dezember 2025 (Gen. der Lokalredaktion)

