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Haselbach. „Viele Beschwerden einfach versandet“

2025 08 23 Jury Gang durchs Dorf 

Keine Straße ohne Warnbaken: So hat Haselbach auch am Tag des Dorfwettbewerbs im Juli (Bild) ausgesehen. Foto: Andrea Prechtl – Vergrößern durch Anklicken!

Breitbandausbau ist eine gute Sache. Der Ablauf desselben nicht unbedingt.

Im Interview spricht Haselbachs Bürgermeister Simon Haas über die Probleme in seiner Gemeinde.

2025 08 23 Buergermeister HaasAls im Juli die Kommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ in Haselbach war, pflasterten Warnbaken ihren Weg: hier ein Loch des Breitbandausbaus, dort ein Loch des Breitbandausbaus. Bürgermeister Simon Haas hat es der Jury positiv verkauft – denn schließlich sehe man, dass sich der Ort auch beim Thema schnelles Internet für die Zukunft rüste. Die reine Freude sind die Arbeiten allerdings nicht immer. Die Redaktion hat mit dem Bürgermeister über die Erfahrungen der Gemeinde gesprochen.

Herr Haas, seit wann läuft der Ausbau schon, und bis wann soll er beendet sein? 

Simon Haas: Gestartet sind die Bauarbeiten im März dieses Jahres. Die Deutsche Telekom hat sich verpflichtet, den Ausbau bis Mitte 2026 abzuschließen, aber momentan sieht es so aus, dass wir bereits Ende 2025 fertig sind. 

Was genau passiert da? 

Haas: Es werden in nahezu allen Straßenzügen Glasfaserleitungen verlegt. Kostenlos angeschlossen werden alle Haushalte, die nach der bayerischen Gigabit-Richtlinie förderfähig sind. Außerdem erhalten so gut wie alle Haushalte im Außenbereich einen direkten Glasfaseranschluss. 

Das klingt doch gut. Warum gibt es trotzdem Beschwerden? 

Haas: Kein Zweifel: Wenn das Ziel einmal erreicht ist, ist das ein Riesenschritt. Aber bei der Ausführung war von Anfang an der Wurm drin. Angefangen hat der slowakische Subunternehmer eines Subunternehmers eines Subunternehmers der Telekom, die Zuständigkeiten waren für uns erst einmal unklar und sind es teilweise immer noch. Die ausführenden Firmen haben gewechselt. Mein Eindruck war, dass in dieser langen Kommunikationskette viele Beschwerden einfach versandet sind – über fehlende Absprachen, mangelhafte Bauausführung, fehlende Verkehrsabsicherung. Außerdem wurden einige unglaubliche Böcke geschossen. 

Zum Beispiel? 

Haas: Dass Anwohner von Baumaßnahmen nicht rechtzeitig benachrichtigt wurden, war vor allem am Anfang ein Riesenproblem und ist es teilweise immer noch. Einer Bürgerin wurde, während sie im Urlaub war, ohne vorherige Rücksprache einfach ein Kabelgraben mitten durch den neu angelegten Garten gezogen. Es wurden Baugruben geöffnet und dann wurde wochenlang nicht mehr weitergearbeitet. Am meisten geärgert hat mich persönlich der Fall einer Bürgerin, die an den Rollstuhl gefesselt ist und einen Arzttermin nicht wahrnehmen konnte, weil eines Nachmittags unangekündigt einfach die ganze Einfahrt aufgegraben wurde. 

Aus Aiterhofen war jüngst zu vernehmen, dass sich der Glasfaserausbau schon seit Jahren hinzieht und die Gemeinde erwägt, den Rechtsweg zu beschreiten. Ist das in Haselbach auch so? 

Haas: Die Dauer ist bei uns zwar nicht das Problem. Wir haben inzwischen aber auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die uns bei der Einforderung unserer vertraglichen Rechte unterstützt. Was mich im Vergleich zu Aiterhofen außerdem umtreibt: Dort wurde ja das beauftragte Unternehmen – vielleicht auch zurecht – viel gescholten, nach dem Motto: Hättet ihr mal einen verlässlicheren Partner gesucht. Aber unser Beispiel zeigt: Auch die Deutsche Telekom bekommt das nicht einmal annähernd sauber und geräuschlos hin. Es ist also vielleicht eher ein Systemproblem. 

Würden Sie den geförderten Glasfaserausbau mit dem Wissen von heute als Gemeinde nochmals angehen? 

Haas: Die Gigabit-Richtlinie ist nicht optimal. Es gibt vor allem immer wieder böses Blut, wenn aufgrund der Förderbedingungen das eine Haus angeschlossen wird und der direkte Nachbar nicht. Die Breitbandinfrastruktur ist außerdem genau genommen keine kommunale Aufgabe. Aber Fakt ist auch: Unter den gegebenen Umständen war das unsere einzige Chance, einen Großteil unserer Bürgerinnen und Bürger an das Gigabit-Netz anzuschließen. Also ja, wir würden das Projekt sicher genauso noch einmal angehen.

Interview: Andrea Prechtl/BOG Zeitung vom 23. August 2025