Ascha
Brennstoffhandel. „Am Markt herrscht totale Panik“
Manfred Lehner (links) und sein Sohn Michael, Ascha, tun alles, um mit ihrem Brennstoffhandel zumindest ihre Stammkunden zu versorgen. Sie appellieren an alle, keine Hamsterkäufe zu tätigen, sondern nur das an Brennmaterial zu bestellen, was man auch braucht. Fotos: Eva Rothmeier – Vergrößern durch Anklicken!
Brennholz, Pellets und Briketts werden immer teurer und sind nur schwer zu bekommen
Es herrscht Hochsommer in Bayern. Und doch drehen sich angesichts der horrenden Öl- und Gaspreise auch bei vielen Landkreisbewohnern die Gedanken um ...
... Brennholz, Pellets oder Briketts zum Heizen für den Winter. Denn das Angebot ist knapp – und die Preise erreichen quasi täglich neue Dimensionen.
Seit März steht das Telefon von Michael Lehner vom gleichnamigen Brennstoffhandel in Ascha nicht mehr still. Zudem quillt das E-Mail-Postfach über. „Wir haben Anfragen nach Brennstoffen aus ganz Deutschland und Österreich. Die Leute würden alles zu jedem Preis kaufen, auf dem gesamten Markt herrscht totale Panik“, erklärt Michael Lehner.Aber woher kommt diese Angst? Und warum ist das Angebot an Brennholz, Pellets und Briketts so knapp? Das größte Problem ist hier laut Lehner die Tatsache, dass ein großer Anteil der Festbrennstoffe in den vergangenen Jahren zunehmend aus dem Ausland zu uns geliefert worden ist. Länder wie Russland, die Ukraine oder Bosnien hätten zunehmend gemerkt, dass der deutsche Markt von ihnen abhängig ist, und hätten so nach und nach die Preise erhöht.
Noch extremer sei diese Preissteigerung durch die Erhöhung der Dieselpreise geworden. „Und mit Beginn des Ukrainekrieges gibt es von dort keine oder wenig Lieferungen mehr, und die Preise schießen aufgrund des ohnehin knappen Angebots noch mehr nach oben“, beschreibt Lehner. Hamsterkäufe von zahlreichen Kunden, die die dreifache Menge und mehr als früher bestellen, würden ihr Übriges tun.
Kein Rundholz verfügbar
Aber nicht nur die Lieferungen aus dem Ausland fehlen, auch aus der Region kommt nicht genügend nach. „Es ist kein Rundholz für die Brennholzproduktion mehr auf dem Markt“, erklärt der Experte. Und was aktuell an Bäumen gefällt werde, müsse ja rund eineinhalb Jahre trocknen, um als Scheitholz beispielsweise für den Kamin verwendet werden zu können.
Rund 90 Euro pro Schüttraummeter Weichholz wie beispielsweise Fichte müssen Kunden von Lehner Brennstoffhandel aktuell zahlen, bei Hartholz wie Buche liegen die Preise für den Schüttraummeter bei etwa 150 Euro. Hier liege man bei einer Preissteigerung von etwa 50 Prozent.
Ein Lagerraum ist voller Pellets: Aber alle Paletten sind bereits verkauft.
Noch extremer sei diese jedoch im Pellet-Bereich. Zahlte der Kunde letztes Jahr noch 250 Euro pro Palette, legt er aktuell schon 650 Euro auf den Tisch. „Und das Traurige ist, dass die Spitze wohl noch nicht erreicht ist“, glaubt der Fachmann. Auch, weil viele jetzt mit Pellet- oder Kaminöfen nachgerüstet haben. Jeder Tag früher, an dem man seine Bestellung aufgibt, zähle.
Michael Lehner und sein Vater Manfred, der den Betrieb 2010 gegründet hat, nehmen aufgrund der aktuellen Situation – wie viele Kollegen – seit einigen Wochen keine Neukunden mehr auf und schränken die Kaufmengen ein. Der Online-Shop, der bislang immer extrem gut gelaufen ist, steht total still, da man nicht genügend Ware zum Liefern hat. „Wir tun aber alles, um unsere Stammkunden, die seit vielen Jahren bei uns ihr Holz beziehen, auch heuer zu beliefern. Auch wenn sie vielleicht ein paar Wochen warten müssen“, sagt Manfred Lehner.
Am Preis können sie aber auch für diese nichts ändern. „Natürlich sind unsere Auftragsbücher voll, aber am Ende werden wir trotzdem nicht mehr Gewinn haben, weil ja auch unsere Ausgaben genau so gestiegen sind“, macht er deutlich. Besonders schlimm ist dies für ihn und seinen Sohn, wenn beispielsweise ältere Stammkunden anrufen, von denen sie auch schon vorher wussten, dass die jährliche Bestellung ein Loch im Geldbeutel hinterließ. „Jetzt kommt es vor, dass gerade ältere Damen mit nur einen kleinen Rente uns erzählen, dass sie es sich schlichtweg nicht mehr leisten können“, schildert der Senior-Chef. Auch Bitten um Ratenzahlung seien aktuell keine Seltenheit. „Das tut einem selbst richtig weh“, sagt er.
Holz aus der Region
Die Lehners beziehen ihr Holz vor allem aus der Arber-Region und kaufen nur geringe Mengen aus dem EU-Ausland zu. „Aber auch hier kaufen wir nur zertifiziertes Holz, das unter guten Bedingungen hergestellt wurde“, betont Lehner, denn ihr Hauptaugenmerk liegt auch jetzt vor allem auf Regionalität, Qualität und Service.
Um ihren Kunden künftig noch mehr davon bieten zu können, wollen sie in eine eigene Produktionsanlage von Scheitholz inklusive Trocknung investieren, die zu hundert Prozent autark betrieben werden kann. „Diese sollte eigentlich schon in Betrieb sein, aber wir haben leider noch mit einigen behördlichen Auflagen zu kämpfen“, erzählt Michael Lehner.
Er hofft sehr, dass zum einen hier noch eine Lösung gefunden werden kann, und dass sich vor allem die aktuelle Situation wieder beruhigt.
Vorsicht vor Betrügern!
Buchenholz ist begehrt – aber Vorsicht vor Billigangeboten im Internet.
Brennholz und Pellets sind derzeit so teuer wie nie. Viele Menschen sind deshalb auf der Suche nach Schnäppchen oder auch nach der Gelegenheit, überhaupt irgendwo Festbrennholz kaufen zu können. Doch das ruft derzeit auch viele Betrüger auf den Plan. Der Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion warnt deshalb alle Verbraucher vor Betrug beim Online-Brennholzkauf und rät auch von Angeboten auf Facebook oder Instagram ab.
„Auch unser Name wird derzeit von Fake-Shop-Betreibern missbräuchlich genutzt“, erzählt Michael Lehner. Erst vor wenigen Tage habe ihn ein Mann aus Parkstetten angerufen, der sich darüber gewundert habe, dass er das Geld für seine Holzbestellung auf ein Konto in Frankreich überweisen musste. Die Ware ist nie bei ihm angekommen.
„Hier handelt es sich um Identitätsdiebstahl, den wir natürlich bei der Polizei angezeigt haben. Grundsätzlich sollte man aber nie vorab Geld auf ein Konto im Ausland überweisen und auch bei Schnäppchenpreisen sollten alle Alarmglocken schrillen“, rät der Holz-Fachmann. Diese Billigangebote gebe es derzeit schlicht und einfach nicht. Er rät auch dazu, die im Online-Shop genannte Firma zu kontaktieren, bevor man eine Zahlung tätigt, und auch seine Hausbank darüber zu informieren.
Weitere Informationen dazu gibt es auch im Internet unter www.bundesverband-brennholz.de. -rev-
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