Bayerische Geschichte
Siedlung aus der Bronzezeit in Straubing entdeckt
Der spannenden Siedlungsgeschichte der Stadt Straubing kann ein weiteres, entscheidendes Puzzleteil hinzugefügt werden: Die Grabungen am Feiertagsacker haben eine Siedlung aus der Spätbronzezeit (12./11. Jahrhundert vor Christus) zum Vorschein gebracht. Die Funde werden nun im Gäubodenmuseum restauriert und wissenschaftlich bearbeitet, um später die bestehende Ausstellung zur Frühgeschichte zu ergänzen.
Zweieinhalb Monate im Jahr 2015 und dann noch einmal von März bis Ende Juni diesen Jahres war Grabungstechniker Christoph Seliger mit drei Arbeitern vor Ort, um den Boden nach Spuren aus der Vergangenheit abzusuchen. Als der Feiertagsacker zum Baugebiet ausgewiesen wurde, war klar, dass dort zunächst die Archäologie ans Werk muss: Nicht weit vom Fundort des Römerschatzes und der römischen Villa entfernt, rechneten die Experten nämlich mit einer römischen Besiedelung.
Die Kosten für die Grabungen übernahm der Investor, die Firma Competo Development GmbH & Co. KG - eine hundertprozentige Stoffel-Tochter. „Es gab keinerlei Probleme in der Zusammenarbeit, und wir sind im Zeitrahmen geblieben“, freut sich Museumsleiter Professor Dr. Günther Moosbauer. Für ihn ist der entscheidende Punkt, die Siedlungsgeschichte der Stadt nun weiter komplettieren zu können. „Diesbezüglich hat Straubing wirklich aus allen Epochen eine sehr hohe Qualität an Funden zu bieten.“
Mit Schaufel, Spaten und Spachtel nahmen die Arbeiter vor Ort das 56000 Quadratmeter große Areal unter die Lupe. Die größte Befürchtung war zunächst, dass durch den Lehmabbau, der dort ab den 1920-er Jahren stattgefunden hatte, weite Teile der archäologischen Schätze zerstört sein könnten. „Doch auf einem Luftbild sahen wir, dass offenbar nur der Rand des Feiertagsackers betroffen war“, schildert Christoph Seliger. Hoffnungsvoll ging er ans Werk - und sollte nicht enttäuscht werden.
Optimale Bedingungen am Ufer des Allachbachs
Es wurden Grundrisse von mindestens zwölf Häusern aus der Zeit von circa 1100 vor Christus entdeckt. „Damit handelt es sich um eine der größeren zusammenhängenden Siedlungen aus der Spätbronzezeit in Straubing.“ Am Ufer des Allachbachs fanden die Menschen der damaligen Zeit optimale Bedingungen, um sich mit Nahrung und Baumaterial zu versorgen. Sie bauten ihre Hütten aus Holz, geflochtenen Haselruten und Lehm und deckten sie mit Schilf ein. Der Grabungstechniker und seine Mitarbeiter holten unter anderem Reste von Vorratsgefäßen, Bronzemesser und seltene Brotlaib-Idole zu Tage. Bei letzteren handelt es sich um eine Art Göttersymbol, das zu religiösen Zwecken benutzt wurde. Weil die kleinen Tonobjekte in ihrer Form einem Brotlaib ähneln, erhielten sie diesen ausgefallenen Namen.
Auch ein kleiner Teil der römischen Geschichte Straubings kam zum Vorschein: „Es wurde ein Stück einer römischen Siedlung aufgespürt“, verdeutlicht Prof. Moosbauer. Auf Luftbildern sind zwei Gräben erkennbar, bei denen es sich um eine Feldgrenze einer römischen Villa handeln könnte.
Die Fundstücke werden nun alle im Gäubodenmuseum an der Fraunhoferstraße eingelagert. Im Winter soll sie dann Bernhard Zirngibl, ein ausgewiesener Bronzezeit-Experte, wissenschaftlich bearbeiten. Die interessantesten Objekte werden in die Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte des Gäubodenmuseums integriert.
Quelle: Karola Decker, in: Bogener Zeitung vom 16. Juli 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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