Inventur der Wildtiere in den deutschen Nationalparks

NPV BW PM 11 20 Inventur der Wildtiere in den deutschen Nationalparks

Gemeinsames Wildtiermonitoring – Bereits 200.000 Fotofallenbilder

Bad Wildungen/Grafenau. Wie viele Huftiere streifen in den deutschen Nationalparks umher? Und welchen Einfluss haben die Tiere auf die natürliche Waldentwicklung? ...

Um diese Fragen zu beantworten, arbeiten die deutschen Großschutzgebiete momentan gemeinsam an einem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.

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Im Rahmen des Projektes konnte nicht nur Rotwild fotografiert werden, sondern auch Luchse, Dachse, Marder oder Füchse. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

„Ziel des Projekts ist es, Zusammenhänge zwischen der Populationsgröße einzelner Huftierarten und deren Wirkung auf das Ökosystem zu erforschen sowie ein langfristiges Wildtiermonitoring in den Nationalparks zu etablieren“, erklärt PD. Dr. Marco Heurich, wissenschaftlicher Leiter des Projekts und Sachgebietsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Nur so kann letztendlich ein sinnvolles und nachhaltiges Management der Huftierbestände in den Nationalparks erfolgen.“

Im Rahmen eines Projektworkshops kamen Vertreter der terrestrischen Nationalparks Deutschlands sowie knapp 20 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen im nordhessischen Bad Wildungen, am Rande des Nationalpark Kellerwald-Edersee, zusammen, um über den aktuellen Stand des Projektes zu diskutieren. Dabei einigten sich die Wissenschaftler unter anderem auf ein nationalparkübergreifendes Wildwirkungsmonitoring, das die Effekte von Wildtieren auf die Vegetation untersucht. Los geht es damit ab März 2020 zunächst im Rahmen eines Testlaufs, wie Heurich erklärt. Dieser soll Informationen über die Baumartenverteilung und den Zustand der Verjüngung in den Nationalparks liefern.

Bereits beim Auftaktworkshop des Mammutprojektes im Frühjahr 2019 hatten sich die Nationalparks auf die Durchführung eines einheitlichen Populationsmonitorings mit Hilfe von Fotofallen – also automatischen Wildtierkameras – geeinigt und dafür einen einjährigen Probelauf beschlossen. „Seit Oktober sind bundesweit insgesamt 643 Fotofallen in zehn Großschutzgebieten im Einsatz“ erklärt Dr. Christian Fiderer, Projektkoordinator an der Universität Freiburg. „Allein in den ersten beiden Monaten des Testlaufs sind bereits weit mehr als 200 000 Fotofallenbilder bei uns eingegangen, die es jetzt wissenschaftlich auszuwerten gilt.“

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Zum zweiten Workshop des Forschungsprojekts trafen sich Nationalparkvertreter und Forscher aus vier Ländern in der Holzfachschule in Bad Wildungen im Nationalpark Kellerwald-Edersee. (Foto: Inka Lücke/Nationalpark Kellerwald-Edersee)

Zusammen mit den Ergebnissen des Wildwirkungsmonitorings sollen die Auswertungen der Fotofallenbilder wichtige Informationen zum Einfluss der Huftiere auf die Waldentwicklung in den Nationalparks liefern. Doch damit nicht genug: An den aktuellen Probebetrieben nehmen neben dem Nationalparks Bayerischer Wald auch die Nationalparks Berchtesgaden, Schwarzwald, Hainich, Kellerwald-Edersee, Hunsrück-Hochwald, Eifel, Harz und Müritz sowie das Wildnisgebiet Königsbrücker Heide teil. „In diesem Umfang stellt das Projekt somit zumindest in Europa ein bislang einzigartiges Unterfangen dar“, so Fiderer. „Bisher unterschieden sich die beim Wildtiermonitoring eingesetzten Methoden in den einzelnen Nationalparks zum Teil sehr, so dass sich Erkenntnisse über Wildtier-Umwelt-Beziehungen in der Regel lokal auf einzelne Schutzgebiete beschränkten.“ Die Teilnahme fast aller terrestrischen Nationalparks Deutschlands an einem streng standardisierten Testlauf erlaubt es nun erstmalig, diese Wechselbeziehungen in einem größeren Kontext nationalparkübergreifend und somit auch in Abhängigkeit zu verschiedenen Waldökosystemen zu untersuchen.

Auch in Nationalparks wird zumindest außerhalb der Kernzonen mittels Jagd regulatorisch in Wildbestände eingegriffen. Zum einen sind die deutschen Schutzgebiete in Anbetracht teils sehr großer Streifgebiete der Tiere oft zu klein, um dem Wild ganzjährig genügend Lebensraum zu bieten. Zum anderen können Wildschäden in der umgebenden Kulturlandschaft, die Gefährdung des Schutzzwecks sowie das Risiko von Tierseuchen einen Eingriff in die Population nötig machen.

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