Nationalpark Bayerischer Wald
Nationalpark ist um eine Käferart reicher
Erstmals Nachweis des Nemadus colonoides – Gemeinsames Projekt von Forschern und Rangern
Die beiden Ranger Harald Bauer (r.) und Stefan Neuberger beim Anbringen einer speziell für das Projekt entwickelten Falle. (Foto: Jonas Hagge/Nationalpark Bayerischer Wald)
Er ist 1,5 bis 2 Millimeter groß, eiförmig und konnte nun erstmals im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen werden: Der Nemadus colonoides (Foto: Udo Schmidt - Creative-Commons-Lizenz)
Grafenau. Im Nationalpark Bayerischer Wald konnte eine neue Käferart nachgewiesen werden und zwar der 1,5 bis zwei Millimeter große Nemadus colonoides. Außer im Nationalpark konnte der Nestkäfer nur an elf anderen Orten in Bayern nachgewiesen werden. Doch nicht nur der Nachweis des Käfers ist etwas Besonderes, sondern auch das dazugehörige Forschungsprojekt „Höhlenforscher“, bei dem Ranger und Forscher zusammenarbeiten.
„Baumhöhlen stellen besondere Lebensräume in unseren Wäldern dar, die wie kleine Inseln im Wald verteilt sind“, erklärt Wissenschaftler Jonas Hagge, im Nationalpark zuständig für das Projekt. Neben Fledermäusen und Vögeln gibt es viele Insekten, die auf Baumhöhlen angewiesen sind. „Über sie wissen wir aber noch verhältnismäßig wenig – und dies wollen wir mit dem Forschungsprojekt ändern.“
Die Feldarbeit erledigen dieses Mal die Ranger. Sie haben nach klaren Vorgaben 65 Höhlenbäume ausgesucht, kartiert und mit einer speziell dafür entwickelten Falle versehen. Die Fallen werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Erstmals geleert wurden sie schließlich im Spätherbst. „Die Zusammenarbeit lief von Anfang an optimal“, so Hagge. „Vor allem die präzise Geländekenntnis der Ranger ist ein großer Vorteil beim Auffinden von Baumhöhlen.“
Auch die Mitarbeiter der Nationalparkwacht sind von dem Projekt begeistert. „Bei uns hat die Forschungsabteilung mit der Idee offene Türen eingerannt“, berichtet Ranger Stefan Neuberger. Einen Einblick in diesen Bereich zu bekommen, stellt für Neuberger und seine Kollegen eine absolute Bereicherung in der täglichen Arbeit draußen im Gelände dar. „Man beschäftigt sich viel intensiver mit der Natur und verinnerlicht auch die Prozesse, die im Kleinen ablaufen.“ Dieses daraus erhaltene Wissen kann er wiederum an die interessierten Besucher weitergeben. Was ihm an dem Projekt besonders gefällt, ist, dass es auf mehrere Jahre angelegt ist. „So ist man über einen längeren Zeitraum voll involviert und natürlich auch gespannt auf die Ergebnisse.“
Und mit diesen ist Jonas Hagge bisher zufrieden. Insgesamt konnten bei dem Projekt 67 Käferarten für das Jahr 2018 nachgewiesen werden, darunter mehrere seltene Arten. Und eben der noch nie da gewesene Nemadus colonoides. Er ist damit die 2169. Käferart, die es in dem Schutzgebiet gibt. „40 Prozent aller in Bayern vorkommender Käferarten gibt es bei uns im Nationalpark“, erklärt Hagge. 55 Prozent der nachgewiesenen Arten sind typische Waldarten, zehn Prozent gelten als Bewohner der naturnahen Gewässer im Nationalpark. Darunter sind 384 Arten der aktuellen Roten Liste Deutschlands. Unter den fast 600 Totholzkäferarten findet man darüber hinaus mittlerweile 15 Urwaldreliktarten, was die Naturnähe des Nationalparks unterstreicht. „Damit führen wir die Champions-League der Waldschutzgebiete in Bayern an.“
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